Corona-Krise - Umfrage: So meistern es die deutschen Golfprofis
Leonie Harm
Wie geht es Ihnen mit den aktuellen Einschränkungen während der „Corona-Pandemie“?
Selbstverständlich würde ich momentan auch lieber jeden Tag im GC St. Leon-Rot trainieren und dort im Athletik Center Fitness machen, aber glücklicherweise wohnt mein Vater direkt an einem Naturschutzgebiet, welches mir problemlos ermöglicht, dennoch viel Bewegung und Frischluft einzuholen. Deshalb kann ich mich glücklich schätzen, dass meine gesundheitliche Unversehrtheit zunächst durch die Einschränkungen nicht in Gefahr ist.
Welche Folgen und Auswirkungen bringt diese Krise auf Ihrer beruflichen Ebene als Golf-Profi aus finanzieller sowie aus persönlicher und sportlicher Sicht mit sich?
Für mich ist es natürlich sehr schade, dass meine Rookie-Saison nicht voll ausgetragen werden wird. Damit gestaltet sich mein frischer Wechsel ins Profilager deutlich holpriger, als meine ersten Turniere es haben wirken lassen. Es ist nicht nur, dass wir momentan keine Turniere spielen dürfen, aber es ist auch denkbar ungünstig zu versuchen, den ein oder anderen Sponsorendeal in die Wege zu leiten, weil ja unser aller Zukunft ungewiss erscheint. Das hat selbstverständlich gravierende Auswirkungen auf meine Budgetplanung für 2020.
Wie beurteilen Sie die Maßnahme, dass in Deutschland die Golfplätze wegen der Corona-Pandemie derzeit geschlossen sind?
Ich habe diesbezüglich gemischte Gefühle. Einerseits kann ich verstehen, dass die Regierung ihr Bestes versucht um uns alle zu beschützen. Allerdings finde ich, dass speziell Golfplätze eine großartige Gelegenheit bieten, sich mit genug Abstand zu Anderen um die psychische Gesundheit zu kümmern, welche in so einer Ausnahmesituation meiner Meinung nach besonders wichtig ist. Selbstverständlich wäre eine Nutzung der Golfplätze nur mit angepassten Verhaltensregeln möglich.
Wie sehen Sie angedachte Entscheidungen, internationale Profi-Golfturniere ohne Zuschauer auszutragen?
Ich bin mir nicht sicher, inwiefern das im Fall der Ladies European Tour Sinn machen würde, zumal Grenzübergänge innerhalb und besonders außerhalb des Schengen Raums derzeit nicht empfohlen sind. Bei der wenigen Fernsehübertragungen von professionellem Frauengolf in Europa fühlt es sich ganz ohne Zuschauer auch etwas sinnlos an, die Tour gezwungenermaßen weiter am Laufen zu halten.
Welchen Ratschlag würden Sie Amateurgolfern in der aktuellen Situation erteilen?
Wir spüren gerade alle, wie sehr uns nicht nur Golf zu spielen, aber generell die Möglichkeit zu tun worauf wir gerade Lust haben, fehlt. Es ist eine komfortable Situation, dass dieser Zustand in Deutschland im 21. Jahrhundert die extremste Ausnahme ist. Wir können alle diese Zeit nutzen, um uns mal in Ruhe zu erden und auf das zu besinnen was wirklich wichtig ist – viele Dinge rücken in Perspektive. Also das nächste Mal, wenn ein Abschlag im Rough landet kann man sich vielleicht mit dem Gedanken trösten, dass sich darüber aufzuregen ein Luxusproblem ist, welches man vor nicht allzu langer Zeit sehr vermisst hat.
(Photo by LET)