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Ist er bald Deutschlands neue Nummer eins?

Ein Gespräch mit Matthias Schmid, "Deutschlands derzeit bestem Golfer".

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Er holte mit Team Deutschland den EM-Titel 2020. Kurz darauf verteidigte er seine Krone bei der Einzel-EM in Zürich. Matthias Schmid, Spitzname Matti, ist derzeit der Star in der nationalen Szene. Wer ist der junge Mann, über den der Bundestrainer sagt, er sei "momentan der beste deutsche Spieler, den wir haben. Damit meine ich alle"? myGOLF hat sich mit Matti Schmid unterhalten.

Der größte deutsche Sportler aller Zeiten ist...? Für viele Dirk Nowitzki. Schon allein wegen seiner Statur. Der Basketball-Star aus Würzburg hat Amerika erobert und feierte als "Dunking Deutschman" sensationelle Erfolge in den Staaten. Das hat auch Matthias Schmid vor. Er hat seine Heimat ebenfalls in Bayern - etwa zwei Autostunden weiter östlich in der Oberpfalz. Genauer: in der Stadt Maxhütte-Haidhof. Dort wohnt Matthias Schmid immer noch in seinem Zimmer. "Nix Spektakuläres. Tisch, Bett, ganz normal halt", sagt er. Okay, er hat einen Putting-Teppich. Er ist ja auch Golfer und kein Basketballer.

Und dennoch gibt es irgendwie Parallelen zu Nowitzki. Nun hat Matthias Schmid bei weitem noch nicht den Weltruf erlangt wie "Dirkules", aber äußerlich sind sich die beiden ähnlich. Groß, schlank, blond. Und auch charakterlich gibt es Gemeinsamkeiten. Nowitzki hatte immer wieder betont, wie unangenehm ihm der ganze Medienrummel so sei. Nur weil er einen Ball in einen Korb werfe. Das macht Schmid nicht. Er schiebt den Ball mit dem Schläger in ein Loch. Und das ziemlich gut. Aber auch ihm ist das ganze Gedöns um seine Person "fast unangenehm". Er bleibt auf dem Teppich, ist erstaunlich geerdet, down-to-earth, wie das die Sportpsychologen nennen.

"Es waren schon ziemlich viele Anfragen die vergangenen Tage. Das ist manchmal ganz schön stressig", sagt Matti, der vor diesem Telefonat noch kurz unter die Dusche hüpfen muss. Man kann ganz schön ins Schwitzen geraten, wenn man so erfolgreich Bälle schubst. Immerhin holte der Bundesliga-Akteur aus dem GC Herzogenaurach in diesem Golfsommer souverän den EM-Titel mit Team Germany und war dabei so etwas wie die Lokomotive, die die Mannschaft zu Gold zog. Wenig später gelang ihm in Zürich Historisches: Matti Schmid verteidigte seinen EM-Titel erfolgreich und qualifizierte sich erneut für die Bristish Open, die er schon 2019 als einziger Deutscher überhaupt spielen durfte. Damals traf er im Royal Portrush GC Rory McIlroy und Tiger Woods in der Kabine, führte Smalltalk mit den ganz Großen, die schon dort sind, wo er noch hin möchte.

Nicht nur der Bundestrainer ist begeistert von Schmid. Ulli Eckhardt adelte Schmid vor kurzem als "besten Golfspieler, den wir in Deutschland im Moment haben". Der Athlet erhielt den Spitznamen "Kannibale", weil er einfach alles wegfresse. Im Übrigen wurde einst auch Radsportlegende Eddy Merckx so genannt. "Unser Aushängeschild bei den Männern ist derzeit Matthias Schmid, der wirklich alle beeindruckende Back-to-Back-Europameister", sagt Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV. Lob von allen Seiten für einen jungen Mann, der nicht nur als Athlet, sondern auch als Mensch begeistert. Wie Nowitzki.

Und was sagt der "Kannibale" selbst? "Das waren natürlich extrem schöne Erlebnisse und Wochen für mich. Der EM-Sieg mit der Mannschaft war eine geile Sache, weil es einfach eine super Truppe ist, mit der es richtig viel Spaß gemacht hat." Ab und an brauche es aber auch eine Pause und die gönnte er sich zuletzt zu Hause bei den Eltern. Zudem kann er dort in Ruhe lernen für den Abschluss, der im kommenden Jahr an der University of Louisville ansteht, wo er Finanzwesen studiert. Im Moment mehr von zu Hause und online. Wegen Corona. "Dann will ich Profi werden und es mittelfristig auf die PGA Tour schaffen." Langfristig dürfen es natürlich auch Siege bei den ganz großen Events sein, aber bis dahin ist es noch ein Stück.

Vor allem seine mentale Stärke zeichnet Matthias Schmid aus. Wie er auf der Runde im Tunnel bleibt, eher schwächere Schläge schnell verarbeitet und wegsteckt. Er hat keine großen Aussetzer, bleibt bei sich und seinem Golfspiel. Das ist eigentlich alles, was er will: Golf spielen. Von Kindesbeinen an war das so. Da hat ihm sicher auch geholfen, dass Papa Roland einst im örtlichen Golfclub Pro war. Logisch hatte er da schon als kleiner Bub die Eisen in der Hand. Nun ist er der beste Amateur-Golfer Europas. Zeit, es mit den Profis aufzunehmen. Eine Long-Drive-Competition bei der British 2019 gegen US-Open-Champion Bryson DeChambeau hat er schon mal gewonnen.

In Amerika haben sie den langen Blonden aus Deutschland längst auf dem Schirm. Und wie! Beim Palmer Cup, den die besten US-College-Golfer gegen das Team International spielen, gehört Matti Schmid schon zum Inventar. Auch bei der Ausgabe 2020, die kurz vor Weihnachten stattfindet, wird der Bayer dabei sein. Meiste Birdies, tiefster Scoring-Average - der 22-Jährige hat in den Staaten bereits Rekorde aufgestellt und derart Eindruck hinterlassen, dass er aktuell auf der Watchlist für den Haskins Award steht, der jährlich an den besten College-Golfer verliehen wird. Phil Mickelson, Tiger Woods, Justin Thomas - die ganz großen Stars haben genau diese Auszeichnung erhalten.

Wenn im Mai 2021 das Studium vorbei ist, möchte Matthias Schmid direkt auf die Korn Ferry Tour wechseln. Dafür ist ein Top-25-Spot im PGA Tour University Ranking nötig. Im Moment ist er die Nummer 21 in dieser Rangliste. Aber da geht noch was. Die wichtigen Turniere kommen noch - und da will der Kannibale voll da sein. Ganz wie Dirk Nowitzki, der es in den USA auch über harte Arbeit und einen langen Atem nach ganz oben geschafft hat. Aber noch ist 2020. Und wenn es Weihnachten wird, nach dem Palmer Cup, wird der Europameister wieder nach Hause fliegen. Dann steht Feiern mit der ganzen Familie an. Und ein Poker an den ruhigen Tagen. "Das hat bei uns Tradition", sagt er. Ein bisschen Zocken wird ja wohl erlaubt sein. Dann wohl das letzte Mal als Amateur.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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