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Menschen

Hellblau steht ihm

Max Homa, bekannt für seine unterhaltsamen Twitter-Aktivitäten, gewinnt das Genesis Invitational und damit jede Menge Anerkennung außerhalb der Social-Media-Blase.

22. Februar 2021

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Dass die sozialen Medien sehr kontrovers beäugt werden, ist keine neue Erkenntnis. Davon ist auch die Golfwelt nicht befreit. So gerne man die privaten Einblicke oder teils flapsigen Sprüche der Stars auch liest. Facebook, Twitter und Co. sind ein Haifischbecken, in dem man gefeiert wird, wenn es gut läuft, aber regelrecht aufgefressen wird, wenn man Schwäche zeigt. Einer, der dies erst vergangenes Jahr zu spüren bekam, war Max Homa. Der 30-Jährige, der am Sonntag im hellblauen Poloshirt seinen zweiten PGA-Tour-Titel entgegennahm, zählt unlängst zu den aktivsten und gleichzeitig unterhaltsamstem Twitter-Usern im Profizirkus.

Mit knapp 220.000 Followern folgen Homa mehr Menschen als den drei Top-Sechs-Spielern Xander Schauffele, Tyrrell Hatton und Collin Morikawa zusammen. Und dies hängt nicht unbedingt mit den bisherigen sportlichen Erfolgen des gebürtigen Kaliforniers zusammen. Denn dort bewegte sich Homa lange Zeit unter dem Radar. Zwischen den Jahren 2013 und 2018 pendelte er noch zwischen erster und zweiter Liga, ehe er im Mai 2019 seinen Durchbruch auf der PGA Tour feierte. Mit dem Erfolg bei der Wells Fargo Championship qualifizierte sich Homa erstmals für die große Bühne in Augusta.


(Max Homa beim Gewinn der Wells Fargo Championship 2019, Photo by Sam Greenwood/Getty Images)

Noch drei Monate vor seinem Debütsieg stellte er in einem Interview fest: "Verglichen zu dem, was ich für meine Leistungen verdiene, habe ich vermutlich eine große Fangemeinde." Zurecht. Denn wer Homa - besser bekannt als @maxhoma23 - auf Twitter folgt, wurde auch schon in den sportlich nicht so erfolgreichen Jahren bestens unterhalten. Wie im Jahr 2017, als er nur zwei von 17 Cuts schaffte, seine Tourkarte verlor und twitterte: "In letzter Zeit haben einige Caddies angefragt und wollen mit mir zusammenarbeiten. Sie haben gehört, dass sie normalerweise das Wochenende freibekommen, was offensichtlich ein großartiges Verkaufsargument ist."

Der trockene Humor, der häufig vor Selbstironie nur so trieft, ist es, der Homa teilweise mehr als tausend "Gefällt mir"-Angaben pro Tweet beschert. Keine schlechte Quote in einer virtuellen Welt, die sich schneller aktualisiert als Bryson DeChambeau schwingt. Scrollt man ein wenig Homas Twitter-Timeline herunter, versteht man schnell, warum er in jeder Liste der "lustigsten Golfer auf Twitter" auftaucht. Von Beziehungstipps bis Mama-Weisheiten. Von philosophisch bis scherzend. Von Bachelor bis PGA Tour. In seinen Neujahrsvorsätzen betont er Jahr für Jahr, er wolle nicht mehr als der Twitter-, sondern als der Golf-Typ bekannt sein. Homa lässt seinen Gedanken freien Lauf und die Welt darf daran teilhaben.

Mit einer Aktion stößt Homa bis heute auf besonders viel Resonanz. Wer es über sich ergehen lassen wollte, konnte dem Profi ein Video von seinem Schwung schicken. Dieser wurde dann von ihm kommentiert und bewertet. In gewohnter Homa-Manier. Der Kalifornier nahm in den aus maximal 280 Zeichen bestehenden Tweets kein Blatt vor den Mund und es entwickelte sich ein Trend, der seine Follower-Zahlen in die Höhe schießen ließ. Mit der steigenden Reichweite meldeten sich aber auch immer mehr unbelehrbare Twitter-Tyrannen zu Wort. Als die negativen und mitunter beleidigenden Kommentare im vergangenen Jahr stetig zunahmen, zog sich Homa aus der virtuellen Öffentlichkeit zurück - vorerst.

Die dunkle Seite der sozialen Medien zeigte sich und schien einen Punktsieg erlangt zu haben. "Einige dieser Antworten hier zu lesen, kann nicht gut für einen sein, wenn man Turniere gewinnen will. Und das will ich", twitterte Homa Anfang Juli. "Ich werde in Zukunft wie die professionellen Golfagenten twittern." Seine Fans waren in Sorge. Nicht nur sportlich lief es in dieser Zeit nicht gut. Auch sein Twitter-Account lag brach. Dabei schien all das, was Homa der Öffentlichkeit preisgab, wie ein Ventil für ihn zu sein. Ein Ventil für all seine wirren Überlegungen und Gedanken abseits seines Berufes.


(Max Homa mit seinem Caddie Joe Greiner, Photo by Sam Greenwood/Getty Images)

Nach einer knapp zweiwöchigen Auszeit konnten Homas Twitter-Fans aufatmen. Die Pause glich einem kleinen Entzug, aus dem er mit positiver Energie zurückkehren wolle. Bei seinem ersten Masters im November kam Homa zur Erkenntnis, sich mehr auf den mentalen Aspekt seines Golfspiels konzentrieren zu wollen. Dabei stehen ihm zuallererst sein Caddie Joe und seine Frau Lacey zur Seite. Auch sein wöchentlicher Podcast "Get a Grip" mit seinem guten Freund Shane Bacon sowie der regelmäßige Austausch mit Green Bay Packers-Quarterback Aaron Rodgers geben ihm die nötige mentale Ablenkung. Seine Aktivitäten auf Twitter wirken inzwischen reflektierter.

Homa strebt also mehr Harmonie an. Sowohl im sozialen Netz als auch auf dem Golfplatz. Und da stand er nun am Sonntag im hellblauen Shirt neben Tiger Woods - hellblau wie der Vogel des Twitter-Logos. Ohne Homas humorvolle Art abseits des Platzes missen zu wollen, ist es spätestens jetzt an der Zeit, ihn als denjenigen anzuerkennen, der er sein will: der Golf-Typ.

Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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