Erinnerungen an düstere Zeiten im Leben kommen nicht selten einem Albtraum gleich. Über das Erlebte offen zu sprechen, insbesondere in der Öffentlichkeit, ist oftmals eine sehr schwer zu überwindende Hemmschwelle für traumatisierte Personen. Die schwedische LPGA-Proette Madelene Sagström, die in dieser Woche ihren Titel bei der Gainbridge LPGA verteidigt, hat diese Hürde jüngst mit vollem Anlauf genommen.
Die 28-jährige Schwedin hat sich im Rahmen der Drive On-Kampagne der LPGA in einem Interview erstmalig zu ihrem dunkelsten Kapitel ihres Lebens geäußert. Die Skandinavierin sprach in jenem Videobeitrag über einen sexuellen Missbrauch, den sie im Alter von sieben Jahren außerhalb der eigenen Verwandtschaft in der Nähe ihrer Heimat von einem Mann erfahren habe.
Erfolge überschatten das Trauma
16 Jahre lang hatte sich Sagström über diese an ihr begangene Straftat ausgeschwiegen. Vor allem wegen vorherrschenden Schamgefühlen, wie die Solheim-Cup-Teilnehmerin von 2017 erzählte. Dieses schlimme Erlebnis in ihrer frühen Kindheit hatte die Proette aus der Provinz Uppsala nicht nur im persönlichen Bereich verfolgt und bedrückt. Sondern dieses Trauma wirkte sich auch auf ihre sportlichen Leistungen aus. Lediglich zu Beginn ihrer Karriere konnte sie dieses Trauma während ihrer erfolgreichen Junioren- und Amateurzeit zunächst im Zaum halten. "Golf wurde mein Retter. Ich konnte mich im Spiel verlieren. Und wenn ich gut gespielt habe, war für mich alles in Ordnung", sagte Sagström.
Nachdem sie schwedische Juniorenmeisterin wurde und als Golferin der Louisiana State University Erfolge gefeiert hatte, folgte dann jedoch eine Zeit, in der gute Ergebnisse ausblieben. Das Trauma kochte wieder hoch. Es ging ihr nicht gut. In einem Hotelzimmer in Greenwood im US-Bundesstaat South Carolina traute Sagström sich schließlich ihrem Trainer Robert Karlsson an. Der ehemalige europäische Ryder-Cup-Teilnehmer war der Erste, der diese dunkle Geschichte zu hören bekam.
Mit der Enthüllung folgt der sportliche Erfolg
Fortan konnte Sagström befreiter aufspielen als zuvor. 2016 dominierte sie die Symetra Tour und beendete die Saison mit zwölf Top-Zehn-Platzierungen, davon drei Siege. Sagstöm war Rookie des Jahres, Führende in der Money-Liste und verdiente ihre LPGA-Tour-Karte für die Saison 2017. "Als ich anfing, über meine Geschichte und den Missbrauch zu sprechen, den ich erlebte, bin ich auf einer persönlichen Ebene noch mehr aufgeblüht. Es war eine erstaunliche Freiheit, es einfach zu erzählen", erzählte Sagström.
Die wichtigste Botschaft wollte Sagström an alle Betroffenen richten, denen ein ähnliches Schicksal widerfahren ist. "Ich möchte für jemand anderen da sein, der weiß, dass ich eine Plattform habe. Ich kann meine Geschichte teilen und vielleicht jemanden erreichen, der da draußen ist", sagte Sagström,