Er war bis unter die Kinnlade voller Emotionen und konnte seine Tränen auf dem Weg zum 18. Grün nur schwer zurückhalten. Dabei hatte Branden Grace gerade zum Eagle aus dem Grünbunker der 17 des Grand Reserve Country Club in Rio Grande gelocht. Der Südafrikaner war dank dieses Zauberschlags auf dem kurzen Par 4 mit dem bis dato Führenden Jhonattan Vegas gleichgezogen und hatte gute Chancen, seinen zweiten Titel auf der PGA Tour zu feiern. Doch von positiven Gefühlen war der 32-Jährige nicht übermannt.
Grace holte ein schmerzhafter Verlust ein. Papa Peter starb im Januar aufgrund einer Covid-19-Erkrankung und hinterließ eine große Lücke im Leben des ansonsten so gut gelaunten Familienvaters. "Als ich diesen Morgen mit meiner Frau telefonierte, hatte ich Tränen in den Augen", sagte Grace. Das Ehepaar sprach vor der Finalrunde der Puerto Rico Open über die Person, die Branden den ersten Schlägersatz vor die Nase setzte. Peter war stets ein Fels in der Karriere des neunfachen European-Tour-Siegers. Gemeinsam spielten sie die Alfred Dunhill Links Championship und allein dort ließ sich erkennen, wie vertraut das Vater-Sohn-Verhältnis gewesen sein muss.
(Branden Grace mit Mama Lourenza und Papa Peter, Photo by David Cannon/Getty Images)
Gut einen Monat nach Peters Tod kochten all die Erinnerungen wieder hoch. Branden wurde von seinem Vater immer als aggressiver Spieler beschrieben. Diese Aggressivität zahlte sich an der 17. Spielbahn aus. Als der Ball zum Eagle ins Loch fiel, gingen die Gedankenspiele los. "Auf dem letzten Loch habe ich wirklich gekämpft", sagte Grace im Anschluss an eine 66 (-6). "Ich wusste, dass er mich von oben beobachtet und begleitet." Den Fokus schien er aber zu keinem Zeitpunkt verloren zu haben. Grace bewies auf dem abschließenden Par 5 erneut ein feines Händchen aus dem Sand und verwandelte wenig später seinen Ball zum Birdie sowie zur alleinigen Führung.
Der Titel war ihm nur noch theoretisch zu nehmen und nachdem Grayson Murray gewiss kein Eagle auf der 18 spielen würde, war klar: Grace gewinnt erstmals seit dem RBC Heritage 2016 wieder auf der PGA Tour. "Es war natürlich eine anstrengende Zeit und mit all der Unterstützung aus der Heimat, gibt es etwas Licht am Ende des Tunnels", so ein emotionaler, aber erleichterter Sieger. Dass Grace den Erfolg dem Mann widmete, der ihm diesen Weg maßgeblich ebnete, ist selbsterklärend. Peter wäre stolz gewesen.