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Tour-Rückblick

Reed und Stenson tun es wieder

Patrick Reed muss sich erneut Betrugsvorwürfen stellen und Henrik Stenson spielt seinen zweiten Streich. Der Rückblick aufs Wochenende.

01. Februar 2021

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Mit der PGA Tour und der European Tour liegt der Fokus des dieswöchigen Rückblicks nur auf zwei Touren. Doch an interessanten Geschichten rund um das Tourgeschehen mangelt es keineswegs. Auch wenn diese - besonders aus Sicht eines alten Bekannten - nicht immer erfreulich sind.

PGA Tour


(Patrick Reed mit einem Regeloffiziellen bei der Open Championship 2019, Photo By Brendan Moran/Sportsfile via Getty Images)

Er hat es wieder getan. Niemand in der Golfwelt versteht es so gut, mit nur einer Aktion die gesamte Aufmerksamkeit in Form von Unmut auf sich zu lenken, wie Patrick Reed. So zum wiederholten Mal geschehen an Tag drei der Farmers Insurance Open. Dieses Mal war es aber nicht sein exzentrisches Verhalten auf dem Platz, das ihm beim Ryder Cup zu seinem Spitznamen "Captain America" verhalf. Nein. In Torrey Pines war es erneut eine Auseinandersetzung mit dem Regelwerk, die Reed bei so manch einem Zuschauer immer weiter in die Ecke eines Betrügers rücken lässt.

Dies hat zum einen mit seiner Vorgeschichte, zum anderen mit seinem eigenen Verhalten zu tun. Denn Reed wird spätestens seit seiner Aktion bei der Hero World Challenge 2019 deutlich kritischer beäugt als seine Kollegen. Damals schien sich der ehemalige Masters-Champion einen regelwidrigen Vorteil in einem Bunker verschaffen zu wollen, wurde aber dank der Kamerabilder überführt und mit zwei Strafschlägen sanktioniert. Auf ein Eingeständnis des Texaners wartete man vergebens. Reed habe den Regelverstoß aus seiner Perspektive nicht wahrgenommen.

Der jüngste Vorfall am Wochenende der Farmers Insurance Open wurde ähnlich kontrovers diskutiert. In Runde drei des mit einigen Topstars besetzten Turniers in Torrey Pines war ein verzogener Annäherungsschlag an Bahn zehn, der im dichten Rough landete, die Grundlage für eine hitzige Regeldiskussion. Es stellte sich nämlich die Frage, ob sich Reeds Ball im vom Regen aufgeweichten Boden einbohrte und damit mithilfe der Besserlegen-Regel innerhalb einer Schlägerlänge hätte gedroppt werden dürfen.

Bevor sich ein Regeloffizieller aber ein Bild von der Situation hat machen können, entfernte Reed seinen Ball von der ursprünglichen Position. Weder er noch einer seiner Mitspieler, noch die freiwillige Helferin vor Ort habe gesehen, wie sein Ball aufsprang und so sollte der Offizielle lediglich "doppelchecken", ob ein entsprechendes Einschlagloch im Boden zu erkennen ist. Dies war angeblich der Fall, denn Reed durfte seinen Ball im Anschluss straffrei droppen. In der Wiederholung ist jedoch zweifelsfrei zu sehen, dass der Ball einmal aufsprang, was ein Einbohren äußerst unwahrscheinlich macht. Und selbst Reed räumte nach seiner Runde ein, dass es fast "unmöglich" ist, dass der Ball die Oberfläche durchbricht, nachdem er bereits einmal den Boden berührte.


(Patrick Reed beim Ryder Cup 2016, Photo by David Cannon/Getty Images)

Einer Schuld war sich Reed aber nicht bewusst. Da niemand den Ball hat weghüpfen sehen, habe er korrekt gehandelt. Und auch von offizieller Seite sieht man keinen Grund nachträglich einzugreifen. Reed habe "lehrbuchmäßig" gehandelt, heißt es. Ad acta gelegt wurde dieser Vorfall aber natürlich noch nicht. Vor allem nicht auf Twitter. Ein Großteil der Community wirft Reed erneutes Betrügen vor. Und diese Anschuldigungen sind nicht ganz unbegründet. Oder besser formuliert: Reed hätte die ganze Situation etwas eleganter lösen können. Denn hätte er einfach den Regelhüter gerufen, bevor er seinen Ball eigenständig vom "Tatort" wegbewegte, wäre diese Diskussion vermutlich gar nicht erst entfacht.

Und als wäre nicht schon genügend Öl ins Feuer geschüttet worden, tweetete Reed nach seiner dritten Runde: "Rory McIlroy hat heute genau das gleiche an der 18 getan! Und er hat keinen Regeloffiziellen gerufen, um den eingebohrten Ball bestätigen zu lassen. Ende der Geschichte." In der Tat bestätigte die Tour ein gleiches Vorgehen beim Nordiren. Ganz die feine Art, sich mit dieser Aussage in den sozialen Medien zu Wort zu melden, ist dies aber nicht.


(Patrick Reed mit Caddie Kessler Karain, Photo by Brian Rothmuller/Icon Sportswire via Getty Images)

Ungeachtet dessen, in welche Kontroversen Reed immer wieder verstrickt ist, hält es den 30-Jährigen nicht davon ab, Top-Leistungen abzurufen. Man hat fast Gefühl, dass ihn öffentliche Diskussionen um seine Person zur Höchstform pushen. Und daher gilt auch hier: Er hat es wieder getan. Denn Reed ging als geteilter Führender in den Sonntag der Farmers Insurance Open und zeigte im Gegensatz zu seinen Konkurrenten keine Nerven. Dank einer 68er-Finalrunde (-4) und einem Gesamtergebnis von 14 unter Par sicherte er sich den Titel in Torrey Pines.

Damit gewann Reed auch im vierten Jahr in Folge auf der PGA Tour. Fünf Zähler hinter ihm teilten sich mit Tony Finau, Henrik Norlander, Ryan Palmer, Xander Schauffele und Viktor Hovland gleich fünf Spieler Rang zwei. Nach dieser Woche wird man Reed auch bei der US Open im Juni zu den großen Favoriten zählen. Das Major findet nämlich ebenfalls auf dem anspruchsvollen South Course in Torrey Pines statt. Hoffentlich dann aber mit weniger Regel-Tamtam.

European Tour


(Henrik Stenson und Ian Poulter, Photo by Gregory Shamus/Getty Images)

Während Reed den Begriff des "Wiederholungstäters" nur äußerst ungern mit seinem Namen in Verbindung bringt, dürfte sich Henrik Stenson fast schon damit schmücken. Denn erneut ist dem Schweden ein Streich an seinem Kumpel Ian Poulter gelungen. Während es bei der DP World Tour Championship noch der Schlüssel war, den Stenson dem Engländer entwendete, handelte es sich dieses Mal um die Arbeitskleidung, nach der der "Postman" verzweifelt suchte.

Auch dieses Schelmenstück wurde auf der Kamera festgehalten und somit konnte die Twitter-Gemeinde unter anderem einen Blick auf den nur mit einem Handtuch bedeckten Poulter erhaschen. Stenson baute damit seine Führung in dem durchaus amüsanten Kleinkrieg auf zwei zu null aus. Sportlich gesehen hatten die beiden Spaßvögel weniger zu lachen. Bei der Omega Dubai Desert Classic verpasste sowohl Stenson als auch Poulter den Cut. Null zu null.

Eine Nullnummer wurde es bei Martin Kaymer zwar nicht. Ganz ohne Sand im Getriebe verlief aber auch das zweite Turnier des Desert Swings noch nicht. Nachdem der Deutsche den Cut beim Saisonauftakt verpasst hatte, ging er in Dubai eigentlich in einer guten Position ins Wochenende. Nach Runden von 75 (+3) und 74 (+2) Schlägen im Emirates GC reichte es am Ende jedoch nur zu einem geteilten 44. Rang. So eine schlechte Bilanz bei den beiden prestigeträchtigen Events in der Wüste wies Kaymer noch nie vor. Sowohl in Dubai als auch in Abu Dhabi zählte der zweifache Major-Sieger stets zu den Titelanwärtern. Die nächste Chance, den etwas holprigen Start ins neue Jahr aufzuhübschen, bietet sich schon in der kommenden Woche in Saudi-Arabien.


(Paul Casey gewinnt die Omega Dubai Desert Classic 2021, Photo by Warren Little/Getty Images)

Den Titel bei der Omega Dubai Desert Classic sicherte sich Paul Casey mit souveränen vier Schlägen Vorsprung auf Brandon Stone. Für den Engländer war es der 15. Erfolg seiner European-Tour-Karriere und der erste seit der Porsche European Open 2019. Casey erreichte dank einer 70er-Finalrunde (-2) das Gesamtergebnis von 17 unter Par. Dass sich der 43-Jährige durchaus wohlfühlt in den Vereinigten Arabischen Emiraten bewies er bereits vor über einem Jahrzehnt, als er zwei Mal in Abu Dhabi gewann (2007 und 2009). "Ich fühle mich, als hätte ich meine Jugend wiedererlangt", so ein zutiefst gerührter Casey, der sich nun ernsthafte Hoffnungen auf seine fünfte Ryder-Cup-Teilnahme machen darf.

Auch aus österreichischer Sicht verlief die Omega Dubai Desert Classic äußerst erfolgreich. Sowohl Bernd Wiesberger (T6, -9) als auch Matthias Schwab (T9, -8) beendeten das mit 3,25 Millionen US-Dollar dotierte Event in den Top Ten.

Die Ergebnisse der Deutsche im Überblick:

European Tour, Omega Dubai Desert Classic: Martin Kaymer T44, Max Kieffer & Sebastian Heisele CUT

Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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