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Tour-Rückblick

Siems Suche und ein historischer Moment

Marcel Siem fehlt die Konstanz und die European Tour verkündet eine neue Partnerschaft mit der PGA Tour. Der Rückblick aufs Wochenende.

30. November 2020

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European Tour: Marcel Siem hält beim Südafrika-Swing tapfer die deutsche Fahne hoch. Außer ihm hat kein Deutscher für die drei mit der südafrikanischen Sunshine Tour co-sanktionierten Turniere gemeldet und so liegt unser Fokus in diesen Tagen verstärkt auf dem vierfachen European-Tour-Sieger. Nachdem Siem die Joburg Open als geteilter 56. abschloss, erhoffte er sich nun bei der Alfred Dunhill Championship eine deutliche Leistungssteigerung. Auf seinem Weg zurück auf die European Tour benötigt der 40-Jährige dringend Erfolgserlebnisse. Die guten Erinnerungen an ein Turnier, das er 2004 bereits einmal gewinnen konnte, sollten dabei helfen. Nach vier Runden im Leopard Creek CC blieb jedoch festzuhalten: Auf den großen Durchbruch muss Siem erstmal noch warten.

Für den einzigen deutschen Teilnehmer in Malelane reichte ein Gesamtergebnis von even Par zu einem soliden 35. Rang. Eine bessere Platzierung verspielte sich Siem mit einer 77 (+5) in Runde drei. Ausrutscher dieser Art lassen keine Top-Platzierung zu. Und genau daran will der Ratinger arbeiten. "Genie und Wahnsinn sind leider noch zu nah beieinander bei mir", so Siem nach der "anstrengenden" dritten Runde, in der er neben einem Eagle auch ein Triple-Bogey auf einem Par 5 notierte.


(Marcel Siem, Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Die positive Einstellung blieb aber bestehen und mit ihr auch die Hoffnung für das kommende Jahr: "Ich spiele deutlich besser und konstanter als in den vergangenen beiden Jahren. Jetzt muss ich es nur schaffen, mich nach Rückschlägen wieder zu fokussieren und dies über vier Runden zu tun."

Immerhin ist bei Siem auch eine leicht aufsteigende Formkurve zu erkennen. Nicht nur überstand er seinen zweiten Cut in Folge. Auch erhielt er mit 10.440 Euro den größten Preisscheck auf der European Tour seit Juni 2019. Der Weg zurück ist noch ein weiter für die einstige Nummer zwei im deutschen GolfSport. Siem ist sich jedoch sicher: "2021 wird ein gutes Jahr." Die nächste Gelegenheit, diesen Optimismus weiter zu füttern, hat er bereits in der kommenden Woche, wenn er mit der South African Open im Gary Player CC die dreiwöchige Südafrikareise beschließt.


(Christiaan Bezuidenhout mit Caddie Johan Swanepoel, Photo by Warren Little/Getty Images)

Den Titel bei der Alfred Dunhill Championship sicherte sich der Lokalmatador Christiaan Bezuidenhout. Der Südafrikaner ging als bestplatzierter Spieler im OWGR (61.) in das Turnier und wurde seiner Favoritenrolle mehr als gerecht. Dank einer fehlerfreien Back Nine am Sonntag erspielte sich der 26-Jährige einen komfortablen Vier-Schläge-Vorsprung auf die Konkurrenz. Für Bezuidenhout war es der zweite Titel auf der European Tour, nachdem er im Juni 2019 das Andalucia Masters gewinnen konnte. Dank des Sieges rückte er in die Top Ten des Race to Dubai vor. Wer sich den Titel der Gesamtwertung sichern wird, entscheidet sich vom 10. bis 13. Dezember in Dubai, wo traditionsgemäß das Saisonfinale stattfindet.

Aktuell angeführt wird das Race to Dubai vom US-Amerikaner Patrick Reed, der eigentlich ausschließlich auf der PGA Tour unterwegs ist und in dieser Saison mit der BMW PGA Championship nur ein Event auf europäischem Boden spielte. Gut möglich also, dass am Ende des Jahres jemand zum besten Spieler der European Tour gekürt wird, der sich nur für eine Woche in Europa aufhielt und aufgrund seiner starken Ergebnisse bei den WGCs und Majors entsprechend viele Punkte sammelte. Natürlich trug die Corona-Pandemie ihren Teil zu dieser etwas kuriosen Konstellation bei. Jedoch kann man aus Sicht der Verantwortlichen um Chef Keith Pelley nicht das Ziel verfolgen, dass eigentlich PGA-Tour-Spieler mit vereinzelten Gastauftritten den treuen European-Tour-Mitgliedern den Rang ablaufen.


(Race-to-Dubai-Sieger 2019 Jon Rahm und Keith Pelley, Photo by Andrew Redington/Getty Images)

Vielleicht kann die am Freitag frisch verkündete Partnerschaft zwischen den beiden großen Touren schon dabei helfen, die vorherrschenden Missverhältnisse zu beseitigen. Denn man will weiter zusammenrücken. Dass beide Touren die gleichen Ziele verfolgen und gegenseitig voneinander profitieren, habe man einmal mehr in der komplizierten Corona-Zeit gemerkt, als man mehrere Monate spielfrei hatte. "Wir haben die Herausforderungen eines Jahres geteilt, das sich keiner von uns jemals hätte vorstellen können", sagte Pelley, der noch keine Einzelheiten zur "historischen" Partnerschaft verkünden konnte. 

"In vielen Bereichen unserer jeweiligen Touren haben wir deutliche Synergien gefunden", heißt es weiter. Folgende Themen wolle man in Angriff nehmen: globale Planung, Preisgelder, Spielmöglichkeiten für die jeweiligen Tour-Mitglieder sowie eine Zusammenarbeit bei globalen Medienrechten in bestimmten Gebieten. Feststeht bereits, dass die PGA Tour eine Minderheitsbeteiligung am Medienproduktionsunternehmen der European Tour erwerben wird. Zudem wird PGA-Tour-Chef Jay Monahan einen Sitz im Vorstand der European Tour einnehmen. Die Tendenz geht - so hat man jedenfalls den Eindruck - immer mehr in Richtung einer globalen Golftour. Bleibt zu hoffen, dass am Ende der Zusammenarbeit nicht nur seitens der PGA Tour lacht. So wie es Reed tun könnte, falls er im Dezember die Trophäe des Race to Dubai vom European-Tour-Chef entgegennimmt.


(Emily Kristine Pedersen, Photo by LET/Flickr)

Ladies European Tour

Während die Herren noch zwei Wochen auf Tour sind, verabschiedete man sich auf der Ladies European Tour bereits am Sonntag in die Winterpause. Die Andalucia Costa del Sol Open de Espana war das letzte Event einer verkürzten Saison, die nur zwölf Stationen beinhaltete. Die Siegerin des Race to Costa del Sol stand bereits vor dem Saisonfinale im Real Club de Golf Guadalmina fest, hinderte die Dominatorin der vergangenen Wochen aber nicht daran, ihre Führung in der Gesamtwertung weiter auszubauen. Denn Emily Kristine Pedersen gewann als erst zweite Spielerin überhaupt ihr drittes LET-Turnier in Folge und holte damit bereits ihren fünften Titel in diesem Jahr. Eine lukrative Spielzeit für die 24-jährige Dänin, die 2020 insgesamt 415.000 Euro an Preisgeld einnahm.

Mit deutlich weniger an Taschengeld mussten die deutschen Akteurinnen über die Runden kommen. Und doch dürfte die ein oder andere durchaus zufrieden sein mit ihrer Saisonleistung. Wie zum Beispiel Laura Fünfstück, die zum zweiten Mal in Folge Zehnte der Gesamtwertung wurde. Beim Saisonfinale war sie erneut beste Deutsche und verteidigte mit einem geteilten elften Rang die Top-Ten-Platzierung im Race to Costa del Sol.

Olivia Cowan beendete die Saison als zweitbeste Deutsche auf Rang 20 der Gesamtwertung. Karolin Lampert folgte auf dem 28. Platz. Esther Henseleit, im vergangenen Jahr noch die überragende Spielerin der Saison, verpasste knapp die Top 30 und schloss die Spielzeit auf dem 31. Rang ab.


(Steph Curry, Phil Mickelson, Charles Barkley und Peyton Manning, Photo by Christian Petersen/Getty Images for The Match)

The Match 3

Auf der PGA Tour war in der vergangenen Woche spielfrei. Eine willkommene Abwechslung für die Spieler, die so das Thanksgiving-Fest mit ihren Liebsten feiern konnten. Ganz ohne Golf kam man dann aber doch nicht aus. Denn am Freitag fand die dritte Ausgabe des "The Match" statt. Zwar war mit Phil Mickelson nur ein Golfprofi mit von der Partie. Sportlich und vor allem unterhaltungstechnisch interessant war das Event, das unter dem Motto "Champions for Change" Gelder für den guten Zweck sammelte, aber dennoch.

Mickelson nämlich musste Schwerstarbeit verrichten. Nicht nur als Spieler. Sondern auch als Coach. Denn mit Charles Barkley (Handicap 25) spielte er mit einer NBA-Legende zusammen, die nicht gerade für ihren sauberen Golfschwung bekannt ist. Doch Mickelson stellte seine golferischen sowie didaktischen Qualitäten unter Beweis und setzte sich gemeinsam mit Barkley im modifizierten Vierer gegen Steph Curry (+1) und Peyton Manning (6,4) durch. Relativ deutlich sogar mit 4 und 3. Ausgetragen wurde das Show-Match im Stone Canyon Golf Club in Arizona. Die erspielte Spendensumme, die überwiegend an "Historically Black Colleges and Universities" ging, betrug schlappe 5,455 Millionen US-Dollar.

Die Ergebnisse der Deutschen im Überblick:

European Tour, Alfred Dunhill Championship: Marcel Siem T35

Ladies European Tour, Andalucia Costa del Sol Open de Espana: Laura Fünfstück T11, Olivia Cowan & Karolin Lampert T15, Esther Henseleit T19, Sophie Hausmann T36, Leonie Harm T40, Sarina Schmidt & Carolin Kauffmann CUT

Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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