München, Majors und Gals Comeback

Die US Open ist in den Büchern und Jon Rahm gönnt sich eine verdiente Auszeit nach seinem ersten Major-Sieg. Wer denkt, in dieser Woche sei mit weniger Spannung zu rechnen als in Torrey Pines, der irrt sich. Denn nicht nur findet das zweite European-Tour-Event auf deutschem Boden statt. Bei den Champions und den Ladies stehen Major-Tage auf dem Programm und auf der Ladies European Tour feiert eine LPGA-Siegerin ihre Rückkehr auf die Profi-Bühne. Die Vorschau:

European Tour

Die BMW International Open ist zurück. Nach einem Jahr Pause, als das im GC München Eichenried stattfindende Event wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, darf man sich im Süden des Landes wieder auf absolutes Spitzengolf freuen. Und dies ist in diesem Fall keine einfach so daher gesagte Floskel. Denn, während es den European-Tour-Events normalerweise in der Woche nach einem Major in den USA an Starpower mangelt, reisen dieses Mal zahlreiche große Namen in die bayrische Landeshauptstadt. So freut man sich unter anderem auf den norwegischen Youngster Viktor Hovland, der sich mit diesem Auftritt unter anderem für einen Platz im europäischen Ryder-Cup-Team empfehlen möchte.

(Viktor Hovland, Photo by Boris Streubel/Getty Images for BMW)

Neben Hovland sind mit Sergio Garcia, Bernd Wiesberger und Martin Kaymer weitere European-Tour-Sieger am Start, die sich Hoffnung auf eine Teilnahme am prestigeträchtigen Kontinentalvergleich, der in diesem Jahr in Whistling Straits stattfindet, machen. Passenderweise spielen Garcia, Hovland und Kaymer in den ersten beiden Runden zusammen, während Wiesberger eine nicht minder attraktive Gruppe erwischte und Louis Oosthuizen sowie Ryder-Cup-Captain Padraig Harrington an die Seite gestellt bekam.

Als Titelverteidiger tritt der Italiener Andrea Pavan an, der sich vor zwei Jahren im Stechen gegen den Engländer Matthew Fitzpatrick (nicht am Start) durchsetzen konnte. Dritter wurde damals Matthias Schwab, dem zwei Schläge auf das Führungsduo fehlten. Mit fünf Top-15-Ergebnissen bei seinen vergangenen sechs Starts zählt Österreichs Nummer zwei auch in dieser Woche wieder zu den Favoriten.

Alle wichtigen Daten und Fakten zur BMW International Open 2021 finden Sie hier >>>

PGA Tour Champions

Die Senior Players Championship ist das dritte von insgesamt fünf Major-Events im Kalender der besten Senioren der Welt. Nachdem die ersten beiden Majors des Jahres an Alex Cejka gingen, steht eines für die diese Woche fest. Einen Hattrick wird der Rookie nicht feiern können. Cejka entschied sich nämlich dazu, die parallel stattfindende BMW International Open in München zu spielen. Damit ist einer der großen Favoriten nicht im Feld und Bernhard Langer hält die deutsche Fahne in Akron, Ohio, hoch. Eine Rolle, die er aus den vergangenen Jahren gewohnt ist und die er meist ausgezeichnet ausfüllte.

(Bernhard Langer, Photo by Patrick McDermott/Getty Images)

Langer gewann die Senior Players Championship drei Mal in Folge (2014 bis 2016), ließ aber zuletzt die konstanten Top-Leistungen, die man vom 63-Jährigen gewohnt war, etwas vermissen. Wobei die Messlatte beim 41-fachen Sieger auf der PGA Tour Champions sehr hoch liegt. Denn, auch wenn Langer die vergangenen vier Turniere nicht unter den Top Ten beendete, liegt der gebürtige Anhausener noch immer auf dem zweiten Rang im Charles Schwab Cup. Zudem spielte er beim ersten Major des Jahres, das im Mai stattfand, vorne mit und wurde geteilter Sechster. Auch wenn Langer also nicht als Top-Favorit in den Firestone CC reist, sollte man den zweifachen Masters-Champion auch in dieser Woche auf dem Zettel haben.

Ganz oben auf diesem Zettel wird vermutlich der Name Jerry Kelly auftauchen. Der Führende im Charles Schwab Cup konnte die Senior Players bereits im vergangenen Jahr im Firestone CC gewinnen und feierte zudem vor zwei Wochen seinen zweiten Saisonsieg. Einer seiner größten Konkurrenten dürfte Steve Stricker sein, der schweren Herzens seinen Start bei der Travelers Championship auf der PGA Tour absagte, um beim dritten Senioren-Major des Jahres dabei zu sein. Sein zwölfter Rang im Charles Schwab Cup täuscht etwas über die starke Saison des 54-Jährigen hinweg, denn Stricker spielte erst zehn Turniere in dieser Spielzeit, die sich über zwei Jahre streckt. Zum Vergleich: Kelly war bei 24 Events am Start. Als kleine extra Motivation erhält der Sieger in dieser Woche traditionsgemäß einen Startplatz bei der Players Championship im TPC Sawgrass im kommenden Jahr.

LPGA Tour

Auch für die Damen der LPGA Tour geht es zum dritten Major-Halt des Jahres. Im Süden der USA, genauer gesagt in Johns Creek, Georgia, erwartet die besten Spielerinnen der Welt ein Golfplatz, der zuletzt im Jahr 2011 ein Major austrug. Damals war der Atlanta Athletic Club Schauplatz der PGA Championship auf der Herrentour. In dieser Woche findet hier also die Women’s PGA Championship statt, die erstmals 1955 ausgetragen wurde. Wie auch die anderen beiden Majors auf US-amerikanischem Boden erkennt die Ladies European Tour dieses Event nicht als eines ihrer offiziellen Major-Turniere an und so besteht das Teilnehmerinnenfeld ausschließlich aus Spielerinnen der LPGA Tour.

(Esther Henseleit, Photo by Gregory Shamus/Getty Images)

Aus deutscher Sicht bedeutet dies, dass Esther Henseleit, Sophia Popov und Caroline Masson die Daumen gedrückt werden. Für Henseleit ist es der erste Major-Auftritt in diesem Jahr und der zweite Start bei diesem Turnier, nachdem sie 2020 den Cut verpasste. Popov ist als Nummer 22 der Welt und 24. der Saisonwertung die aktuelle deutsche Nummer eins und schaffte bei zwei ihrer bisherigen drei Teilnahmen an der Women’s PGA Championship den Cut. Masson wird dagegen hoffen ihre bislang eher mäßige Bilanz bei diesem Turnier aufzuhübschen. Ein geteilter 43. Rang bei der 2019er-Ausgabe war bis dato das höchste der Gefühle für die 32-Jährige aus Gladbeck.

Als absolute Top-Favoritin geht Inbee Park in diese Woche. Die Südkoreanerin gewann die Women’s PGA Championship drei Mal in Folge (2013 bis 2015), ist die aktuelle Nummer zwei der Welt und rangiert im Race to CME Globe auf dem dritten Platz. Neben dem Sieg bei ihrem ersten Saisonauftritt Ende März erreichte Park sechs weitere Male die Top Ten. Oder anders formuliert: Nur bei zwei Turnieren in diesem Jahr schaffte es die 32-Jährige nicht unter die besten Zehn. Neben Park wird Nelly Korda einiges zugetraut. Die jüngere der beiden Korda-Schwestern feierte in der vergangenen Woche ihren fünften LPGA-Titel und will nun erstmals bei einem Major-Turnier erfolgreich sein. 2019 wurde sie bei der Women’s PGA Championship geteilte Dritte - damals im zarten Alter von 20 Jahren .

Ladies European Tour

Nach einer dreimonatigen Auszeit gibt Sandra Gal ihr Comeback, nachdem sie bei der Kia Classic Ende März ihren letzten Auftritt im Wettkampfgolf gab. Im Anschluss an das LPGA-Event entschied sich die Siegerin der Kia Classic 2011, eine Pause einzulegen, um sich körperlich und vor allem mental zu erholen. "In den vergangenen Jahren war meine Gesundheit nicht im besten Zustand, aber das lag nicht nur an einer Sache", so Gal im Vorfeld der Czech Ladies Open. "Ich denke, es war die Konsequenz aus vielen Jahren auf der Tour verbunden mit starken Reisestrapazen, schlechten Essgewohnheiten und einem Mangel an Erholung. Ich hatte keine Energie, konnte nicht schlafen und fühlte mich sehr gestresst. In diesen Zeiten Golf zu spielen, war nicht leicht."

(Sandra Gal, Photo by Julio Aguilar/Getty Images)

Ihr Comeback feiert Gal bei absoluten Wohlfühlbedingungen. Denn Tschechien ist so etwas wie ihre dritte Heimat. Die in Deutschland geborene und inzwischen eine US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzende Proette ist Tochter tschechischer Eltern, weswegen sie auch die tschechische Landessprache einwandfrei beherrscht. "Prag und generell Tschechien fühlt sich für mich immer wie Zuhause an", sagte Gal, die erstmals als Proette bei einem Turnier auf tschechischem Boden abschlägt.

Als Amateurin war sie hier bereits einmal erfolgreich. Im Alter von 22 Jahren gewann sie die Czech International Championship 2007. Der Beroun Golf Club, wo in dieser Woche gespielt wird, ist Gal obendrein sehr bekannt. Wann immer sie Prag besucht, nutzt sie diese Anlage zum Trainieren. Den Ort des Comebacks scheint sich Gal also sehr genau überlegt zu haben.

Die Deutschen im Einsatz:

• European Tour, BMW International Open: Martin Kaymer, Matthias Schmid, Stephan Jäger, Alex Cejka, Sebastian Heisele, Philipp Mejow, Max Schmitt, Marcel Schneider, Bernd Ritthammer, Maximilian Kieffer, Benedict Staben, Nicolai von Dellingshausen, Freddy Schott und Thomas Rosenmüller
• Challenge Tour, Open de Bretagne: Hurly Long, Marcel Siem und Alexander Knappe
• Korn Ferry Tour, Maine Open: Max Rottluff
• LPGA Tour, Women's PGA Championship: Esther Henseleit, Caroline Masson und Sophia Popov
• PGA Tour Champions, Senior Players Championship: Bernhard Langer
• Ladies European Tour, Czech Ladies Open: Sandra Gal, Olivia Cowan, Laura Fünfstück, Karolin Lampert, Sarina Schmidt, Carolin Kauffmann, Leonie Harm, Franziska Friedrich und Leticia Ras-Anderica