Ein unglaublicher Putt und ein skurriler Abgang

Wir haben ein prall gefülltes Golfwochenende hinter uns mit zwei Majors, einem deutschen DP-World-Tour-Event und mehreren deutschen Top-Ergebnissen abseits dieser Highlights. Und doch stechen zwei Szenen heraus, die nur bedingt etwas mit den Sportlichen Ausgängen dieser Turniere zu tun hatten. Der Rückblick:

US Senior Open

(Tim Petrovic, Photo by Sam Greenwood/Getty Images)

Die Hälfte des Jahres ist rum. Und schon jetzt haben wir vermutlich den besten Putt des Jahres gesehen. In Runde drei der US Senior Open im Saucon Valley Country Club griff Tim Petrovic ganz tief in die Trickkiste und wählte einen speziellen Ansatz auf der elften Bahn. Seinem langen Par-Putt gab der US-Amerikaner bewusst deutlich zu viel Schmackes mit, um den Ball in einen steilen Slope zu spielen, von wo aus sein Spielgerät zurückrollte. Petrovic bewies bei diesem ungewöhnlichen Ansatz perfekte Vorstellungskraft und so landete der Par-Putt tatsächlich im Loch. 100 Mal könne er versuchen, diesen Putt nochmal so zu spielen und es würde vermutlich nicht zu wiederholen sein, sagte er anschließend selbst. Weder er noch die Zuschauer konnten es glauben. Verständlich. So einen Putt sieht man nicht alle Tage. 

What?! ??

Tim Petrovic with the par save of the week on 11. #USSeniorOpen pic.twitter.com/MfFC7oBrRD

— USGA (@USGA) June 25, 2022

Was zunächst nach einem Spaziergang für Padraig Harrington aussah, entwickelte sich am Finaltag der US Senior Open doch noch zu einem engen Fernduell zwischen den beiden Ryder-Cup-Captains der vergangenen Ausgabe des Kontinentalvergleichs. Denn Steve Stricker drehte am Finaltag so richtig auf und unterschrieb nach vier Birdies auf den letzten sieben Löchern eine 65 (-6), die beste Runde des Tages. Harrington dagegen kam etwas ins Straucheln, verwandelte aber dann auf der 15. Bahn des Old Course im Saucon Valley Country Club einen Neun-Meter-Putt zum Birdie und rettete so einen marginalen Vorsprung von einem Schlag ins Ziel.

Harrington gewann damit als erster Ire die US Senior Open. "Ich denke, es ist etwas Besonderes für mich, dieses Turnier zu gewinnen, weil ich noch nie ein USGA-Turnier (United States Golf Association) gewonnen habe", sagte der 50-Jährige, der in den Jahren 2007 und 2008 drei Majors gewann, darunter zwei Mal die Open Championship. In der Saisonwertung sprang Harrington dank dieses Triumphs auf den dritten Rang, während Stricker nun auf Platz vier geführt wird. Bernhard Langer wurde aufgrund eines verpassten Cuts auf den fünften Rang durchgereicht. Alex Cejka beendete die US Senior Open in Bethlehem, Pennsylvania, auf dem geteilten 13. Platz und ist nun 14. im Charles Schwab Cup.

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PGA Tour

(Jason Kokrak, Photo by Fred Kfoury III/Icon Sportswire via Getty Images)

Dass Spielerinnen oder Spieler disqualifiziert wurden, weil sie ihre Scorekarte fehlerhaft unterschrieben oder diese erst gar nicht abgaben, gab es in der Vergangenheit häufiger. Der Vorfall aus Runde zwei der Travelers Championship war dann aber doch etwas skurriler. Wie die PGA Tour nämlich am Freitag mitteilte, erzielte Jason Kokrak an seinem letzten Loch nicht mal einen Score. Mit anderen Worten: Er beendete seine Runde nicht, nach der er ohnehin den Cut verpasst hätte. Auf der neunten Bahn, seiner 18, hatte Kokrak mit einem Gesamtergebnis von even Par zwei Schläge Rückstand auf den Cut. Der US-Amerikaner hätte seinen zweiten Schlag auf dem Par 4 also einlochen müssen.

Dies gelang ihm deutlich nicht. Kokrak haute seine Annäherung aus 42 Metern Entfernung laut ShotTracker "80 Meter ins Unbekannte". Eine Zielverfehlung, die auf diesem Niveau äußerst ungewöhnlich ist. Da zunächst keine weiteren Details über den Fall bekannt wurden, kamen schnell Gerüchte auf. Kokrak habe, so die Meinung im Internet, ohnehin schon mit der PGA Tour abgeschlossen und sei bereits mit der LIV Golf Series einig. Entsprechend gefrustet vom Ergebnis und nach dem Motto "Nach mir die Sintflut" wäre er bei der Travelers Championship vom Platz gestapft. Diese Gerüchte wurden jedoch nicht bestätigt. Stattdessen äußerte sich Kokraks Spielpartner von den ersten beiden Tagen, William McGirt, zu dem kuriosen Vorfall.

Amazing. https://t.co/2TZqmlFn2r

— Jason Sobel (@JasonSobelTAN) June 25, 2022

Twitter-User Jason Sobel telefonierte mit McGirt und veröffentlichte einen Tweet mit folgenden Worten: "Sie haben nicht bemerkt, dass der Ball OB [out of bounds, Anm. d. Red.] ging. Als er [Kokrak, Anm. d. Red.] herausfand, wo er droppen sollte, wartete die Gruppe hinter ihm bereits. Er wollte sie nicht aufhalten und hätte den Cut ohnehin verpasst. Aber es war kein Abgang aus dem PGA-Tour-Leben." Am Ende des Tages war Kokraks verfrühter Abgang also eine Maßnahme, um das Spiel nicht unnötig lang aufzuhalten. Ein paar Fragezeichen, ob dieser viel zu weiten Annäherung bleiben trotzdem.

Den Titel in Cromwell, Connecticut, sicherte sich Xander Schauffele. Dank einer 68 (-2) am Finaltag hatte er am Ende zwei Schläge Vorsprung auf J.T. Poston und Sahith Theegala, der seine Siegchancen mit einem Doppel-Bogey auf der 18 wegwarf. "Es ist unglaublich", sagte Schauffele, für den es der sechste PGA-Tour-Titel war. "Ich hatte ein Birdie im Auge, um ins Playoff zu kommen. Ich sah einen kleinen Schluckauf von Sahith und wusste, dass ich den Ball ins Loch bringen musste." Erst im April gewann der 28-Jährige ein Team-Event an der Seite von Kumpel Patrick Cantlay, der wiederum am Sonntag mit Schauffele in der Finalgruppe spielte, jedoch mit einer 76 (+6) aus den Top Ten fiel.

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LPGA Tour

(In Gee Chun, Photo by Darren Carroll/PGA of America)

Nach vier Bogeys auf den Front Nine war der einst so komfortable Vorsprung dahin. In Gee Chun büßte im Laufe der Major-Woche in Bethesda, Maryland, immer mehr von ihrem großen Polster ein, das sie sich schon am ersten Tag der Women’s PGA Championship mit einer sensationellen 64 (-8) auf dem anspruchsvollen Blue Course im Congressional Country Club erarbeitet hatte. Chun hatte nach der Auftaktrunde bereits fünf Schläge Vorsprung und egalisierte damit den Major-Rekord von Mickey Wright aus 1961 für den größten Vorsprung nach Runde eins. Nach einer weiteren starken Runde am zweiten Tag (69, -3) schien die Südkoreanerin davongeeilt zu sein.

Am Wochenende kam die 27-Jährige dann aber doch nochmal ins Wanken. Nach zwei 75er-Runden rettete Chun letztlich den denkbar knappsten Vorsprung von einem Zähler ins Ziel und feierte damit ihren dritten Major-Erfolg - den ersten seit 2016. Dabei profitierte Chun auch von der Putting-Schwäche ihrer Konkurrentin Lexi Thompson, die am Finaltag mehrere kurze Putts vorbeischob und sich somit mit dem geteilten zweiten Rang mit Minjee Lee begnügen musste. Deutsche schafften es nicht ins Wochenende.

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DP World Tour

(Haotong Li, Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Vier Jahre lang wartete Li Haotong auf einen Sieg auf der DP World Tour. Bei der BMW International Open war es dann endlich wieder soweit. "Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages wieder eine Trophäe in den Händen halten würde", so der Chinese, der das Playoff gegen Thomas Pieters mit einem Birdie-Putt aus mehr als zwölf Metern entschied. "Es ist ein wahr gewordener Traum. Thomas (Pieters) hat den ganzen Tag toll gespielt. Mein Putter war nicht so heiß wie gestern. Golf, das ist Golf. Manchmal laufen die Dinge so, wie man will, manchmal nicht. Ich bin einfach so glücklich, dass ich die 18 so beenden konnte."

Einen ausführlichen Abschlussbericht zur BMW International Open im Golfclub München Eichenried lesen Sie hier >>>

Die Ergebnisse der Deutschen:

• PGA Tour, Travelers Championship: Stephan Jäger CUT
• Ladies European Tour, Czech Ladies Open: Sophie Witt T30, Leonie Harm T43, Luisa Dittrich T66 und Verena Gimmy, Helen Tamy Kreuzer, Carolin Kauffmann, Franziska Friedrich, Sarina Schmidt & Katharina Keilich CUT
• Challenge Tour, Open de Bretagne: Freddy Schott 4., Dominic Foos T24, Bernd Ritthammer T30 und Alexander Knappe CUT
• Korn Ferry Tour, Live and Work in Maine Open: Jeremy Paul T42 und Thomas Rosenmüller CUT
• LPGA Tour, Women’s PGA Championship: Sophia Popov, Caroline Masson, Esther Henseleit & Isi Gabsa CUT
• Epson Tour, Island Resort Championship: Polly Mack & Greta Isabella Völker CUT
• PGA Tour Canada, Elk Ridge Open:  Alexander Herrmann T93 und Lukas Euler T125
• Major, US Senior Open Championship: Alex Cejka T13 und Bernhard Langer CUT
• PGA Tour Latinoamérica, Bupa Tour Championship: Velten Meyer T52
• LET Access Series, Golf Vlaanderen LETAS Trophy: Chiara Noja T2, Patricia Isabel Schmidt T13, Lara Ok T25, Sandy Voss 63. und Sonya Knebel & Kimberley Sommer CUT
• DP World Tour, BMW International Open: Nicolai von Dellingshausen T5, Marcel Schneider T15, Maximilian Kieffer T26, Yannik Paul T32, Hurly Long, Timo Vahlenkamp & Martin Kaymer T36, Marcel Siem T53 und Philipp Mejow, Jannik de Bruyn, Matti Schmid, Jonas Baumgartner, Anton Albers, Max Schmitt, Maximilian Herrmann, Max Rottluff & Sebastian Heisele CUT