Heute geht es um Mentaltechniken für den ersten Abschlag beim Turnier, der ein besonders herausstechender Schlag ist. Abgesehen davon, dass jeder Schlag beim Golf wichtig ist und unbarmherzig bis zum Ende zählt, wird dem ersten Abschlag jedoch meist eine erhöhte Bedeutung gegeben. Obwohl er diese eigentlich gar nicht hat und genauso viel zählt wie jeder andere Schlag. Das hat vermutlich den Grund, dass …
- … mehr Menschen als bei anderen Schlägen dabei zusehen (Starter, nächster Flight, Neugierige etc.) und man eine gute Figur machen möchte bzw. einen guten Schlag zeigen will anstatt vor den Augen der anderen gleich mal einen Ball nachspielen zu müssen.
- … die allgemeine Turniernervosität, die sich während des Turnierablaufs meist legt, am Anfang noch besonders hoch ist.
- … abergläubische Menschen den ersten Schlag als Omen für den Turnierausgang bewerten und ihm dadurch eine ungerechtfertigt hohe Bedeutung geben.
Zumindest den letzten Punkt können erfahrene Golfer relativieren, die bereits häufig genug erlebt haben, dass trotz schlechtem erstem Abschlag das Turnierergebnis hervorragend sein kann. Die ersten Punkte sind etwas schwerer zu neutralisieren, hier kommt der mentale Aspekt zum Tragen und die eigene Selbstregulation der Gefühle ist gefragt.
Es handelt sich bei Punkt eins im Grunde um Lampenfieber, da bei diesem etwas öffentlicheren Schlag die soziale Bewertung ins Spiel kommt und wie bei einer Prüfung eine spezifische Leistung erbracht werden soll. Ähnlich eines Auftritts bei einem Schauspieler oder einem Musiker.
Erhöhte Anspannung positiv und leistungsfördernd
Eine erhöhte Anspannung ist zunächst positiv und leistungsfördernd, denn wenn Sie zu entspannt schlagen würden, könnten Sie womöglich die nötige Körperspannung gar nicht aufbringen oder der Schläger würde Ihnen aus der Hand rutschen. Allerdings darf die Anspannung auch nicht zu groß werden und zu einem Blackout führen; Sie sollten sich also in einem mittleren Anspannungsniveau halten.
Zur Beruhigung und Entspannung helfen konkrete Mentaltechniken, die Sie sich im Vorfeld zurechtlegen können, damit Sie sie kurz vor und während des ersten Abschlags abrufen können. Diese halten negative Gedanken und Ängste von Ihnen fern oder lassen sie erst gar nicht entstehen. Ähnlich wie mit einem Regenschirm, der einen vor Nässe und Regen und Unangenehmem schützt.
Count it & Comfort it - zwei konkrete Techniken:
- Count it! Lenken Sie sich ab, indem Sie Ihre Atemzüge zählen. Das beruhigt und gibt gleichzeitig Zugang zu den eigenen Ressourcen. Bei dieser Strategie sollen Sie nicht den Score, sondern die Atemzüge zählen. Es ist dabei völlig irrelevant, wie geatmet wird - ob flach oder tief, ob kurz oder lang. Zählen Sie einfach nur die Ausatmungen. Das lenkt ab (von störenden Gedanken und Gefühlen) und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich selbst und die eigenen Kompetenzen/Ressourcen. Sie können sich dadurch wieder besser fokussieren. Ganz nebenbei werden durch diese Technik auch Blutdruck und Puls gesenkt.
- Comfort it! Versuchen Sie, innerhalb Ihrer Komfortzone zu bleiben. Machen Sie es sich bequem: Ziehen Sie bequeme Lieblingskleidung und Lieblingsschuhe an. Gönnen Sie sich etwas Schönes: Nehmen Sie den Lieblingsdrink und die Lieblingsverpflegung mit. Benutzen Sie die (eventuell neuen und teuren) Lieblingsbälle. Seien Sie rechtzeitig da, damit Sie gemütlich Ihre Vorbereitungsroutinen durchführen können. Halten Sie sich im Rahmen Ihrer Stärken auf: Benutzen Sie den sicheren Lieblingsschläger, der heute am besten funktioniert. Auf diese Weise fühlen Sie sich gut und sicher. Das stärkt das Selbstvertrauen und Sie können sich auf das Wesentliche konzentrieren: Die richtigen Schwunggedanken für den Abschlag!
Probieren Sie es aus, Sie können nur gewinnen!
Einen Überblick über Mentaltechniken für alle Anforderungssituationen gebe ich im Buch: Kopfkino Golf - Mentaltechniken von A-Z. Dort werden mehr als 100 leicht anwendbare Techniken beschrieben.
