Sie sehen mich gerade maximal herumeiern. Selten fiel es mir an dieser Stelle schwerer, die richtigen Worte zu finden. Ich weiß schon, was jetzt einige von Ihnen denken: "Endlich sieht er es mal ein. Denn die richtigen Worte hat er schließlich schon oft genug nicht gefunden…" Stattgegeben.
Aber was ist die richtige Wahl? Auf Eskapismus setzen und Sie mit meinen Erste-Welt-Socket-Problemen bespaßen? Meine unbedeutende Meinung zum aktuellen Weltgeschehen absondern? Gar nichts schreiben?
Kinder an die Macht
Im Grunde ist das doch der Konflikt, in dem wir alle gerade stecken: Wie "normal" darf das Leben denn hier weitergehen, während in einem Land Krieg herrscht, das näher an uns dran ist als so manche Golfdestination, in die wir uns alljährlich zu verdrücken pflegen? An dieser Stelle bin ich tatsächlich dankbar, Kinder zu haben. Jaaaa, Sie haben das richtig gelesen. Und ich meine es sogar ernst.
Denn - so ist es zumindest bei unseren Kindern - legen sie doch einen ziemlich guten Seelenschmutzmechanismus an den Tag. Obwohl wir in der Familie sehr offen über die aktuelle Situation sprechen, unserer Tochter beispielsweise macht die nächste Mathearbeit derzeit trotzdem mehr Sorgen. Und wissen Sie was? Das finde ich gut! Sechsjährige, die von Ihrer Prenzl’berg-Mutti mit veganen Fingerfarben gemalte "Kill Putin"-Schilder in die Hand gedrückt und im Lastenrad zum Demo-Happening gekarrt werden, finde ich hingegen befremdlich. Bzw. sie tun mir leid. Vielleicht haben wir unsere Kinder auch einfach nur zu ignoranten Konsumschafen erzogen - aber auf die Idee eines solchen Schildes würden sie nie kommen!
Und nur fürs Protokoll: Nichts gegen Solidarität und Engagement. Doch ich werde meine Kinder nicht agitieren, Ihnen Angst machen und zu Demos nötigen. Genauso wenig wie jene, die erfolgreich die aktuellen Sorgen auch mal bewusst verdrängen. Zum Beispiel während einer Runde Golf! Das ist a) nur allzu menschlich und b) auch ziemlich klug. Denn wenn wir in Angststarre verfallen und alles stehen und liegen lassen, haben wir doch bereits verloren.
British Coolness
An genau dieser Stelle können wir Golfer uns wirklich glücklich schätzen. Ein Blick ins schöne Mutterland des Golfs zeigt nämlich: Der Golfsport ging mit bedrohlichen Situationen schon immer absolut cool und souverän um. Beispielhaft zwei Regeln, die auf der Insel während des zweiten Weltkriegs in einigen Clubs festgeschrieben wurden:
- "Ein Spieler, der bei seinem Schlag durch die Explosion einer Bombe beeinflusst wird, darf unter Zurechnung eines Strafschlags einen neuen Ball von der gleichen Position spielen."
- "Die Spieler werden gebeten, Bomben- oder Schrapnell-Splitter einzusammeln, damit diese nicht die Mähmaschinen beschädigen."
Natürlich wünsche ich uns nicht, jemals solche Regeln beherzigen zu müssen. Aber zeigen sie doch, wie man seinen Sorgen und Ängsten trotzen kann. Und genau das wünsche ich uns allen. Am besten, bei einer friedlichen Runde Golf, während dieser man kein schlechtes Gewissen haben muss. In diesem Sinne und trotz allem: Bleiben Sie sportlich, gesund und fröhlich.