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Handicap Papa

Einmal LIVten lassen, bitte!

Sommer. Sonne. Gute Laune. Eigentlich stand seine obligatorische, von Sonnenmilch durchtränkte Kolumne an. Doch dann kam alles anders für unseren Handicap-Papa-Kolumnisten.

16. August 2022

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Für gewöhnlich ist mein Kopf in diesem Monat noch leerer als er es sonst schon ist - er ist praktisch auf dem Füllstand eines deutschen Gasspeichers. Schließlich ist Urlaubszeit! Die im Notbetrieb laufenden grauen Zellen decken nur noch das Nötigste ab: Öffnungszeiten der Strandbar merken. Aufpassen, dass die Kinder nicht im Meer absaufen. Natürlich in genau dieser Reihenfolge.

Leittragende meines regelmäßig in diesem Monat zur Sahelzone zusammengetrockneten Gehirns waren vor allem Sie, liebe Leser. In den letzten Jahren beglückte ich Sie im August stets mit Sonnenmilch durchtränkten Kolumnen: mäßig spannend und meistens hochgradig beleidigt. Vor allem deshalb, weil unsere koreanische Unterschichten-Karre nie genug Platz bot, um meine Golfschläger in den Urlaub mitzunehmen.

Summer Breeze fällt aus

Fast wäre ich auch in diesem Jahr erneut obigem Thema verfallen, wie der deutsche Golfer dem Aperol-Spritz nach der Runde. Doch eine andere Causa beschäftige mich zwischen Schwimmringen aufblasen und die eigenen verhüllen: LIV Golf. Also, Summer Breeze fällt aus. Wir müssen reden!

Sicher, zu diesem Thema ist schon eine Menge geschrieben und gesagt worden. Offenbar so viel, dass das Thema "in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist", wie es Jörg Schönenborn im Deutschlandtrend dahin mäandern würde. Genauer gesagt ist es sogar an unserem abgelegenen Ostseestrand angekommen, den wir die vergangenen zwei Wochen belagerten. 

QuaLIViziert?

"Wann spielst Du denn auf dieser LIV Golftour mit? Könntest Du mal eine ordentliche Runde schmeißen?", murmelt es hinter einer Ausgabe der FAZ hervor. In diesem Fall passte der Werbeslogan: denn es steckte meine Freund Jörg dahinter, ein wirklich kluger Kopf. Als Vater in der mit uns reisenden Familie ist er ebenfalls gut beschäftig und hat mit Golf ungefähr so viel zu tun, wie ein Saudischer Prinz mit Amnesty International. 

Und zack, schon waren wir in der Diskussion. Jörg hatte in der FAZ einen weiteren stereotypen Bashing-Artikel über LIV Golf gelesen. Und nun musste ich Rede und Antwort stehen. 

Zweierlei Maß?

Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zum Thema LIV Golf. Denn immer, wenn sich reflexhaft in der Breite erregt wird, alle sich einig sind, wer gut und wer böse ist, werde ich hellhörig. 

Jedoch bin ich nicht so bescheuert und verpeilt, um Menschenrechtsverletzungen und Metzel-Orgien zu relativieren. Ebenso finde ich, dass Profigolfer, die eh schon superreich sind, es sich auch mal leisten könnten Nein zu sagen. 

Was mich allerdings stört, ist der moralinsaure Aufschrei in der (Golf-) Welt. 

Auf journalistischer Ebene: Eben noch hat der Kollege einen Reisebericht über Golf in Qatar geschrieben - dessen Führung ebenfalls kein Kandidat für den Friedensnobelpreis ist - und nun werden die Saudi-Milliarden verteufelt. Oder die European Tour selbst: Ihrem Namenssponsor DP World steht als CEO Sultan Ahmed bin Sulayem vor. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Dubai. Überhaupt, zum Thema Vereinigte Arabische Emirate empfehle ich statt Hochglanz-Prospekte über Golf mal den aktuellen Amnesty-Bericht. Und dass unsere Fußball-Nationalmannschaft eine WM in Qatar spielt? Achja, sie hatten ja einen Workshop in Sachen Menschenrechte. Na ein Glück aber auch.

Ein Koffer voller Millionen

Vor allem aber fragte ich mich: Was würde ich denn tun, wenn LIV Golf mich fragen würde, für sie zu arbeiten? So eine Tour besteht ja nicht nur aus Spielern. Da gibt es PR-Menschen, Volunteers, Ausrüstungspartner, vor Ort Kameraleute und Klohäuschenverleiher. Würde ich mal eben mein Konto LIVten lassen? Und wie sehen das andere?

Also habe ich in meiner Golf-Business-Bubble nachgefragt: Würde der Pro als Experte LIV Golf im Livestream kommentieren? Würde die mir bekannte PR-Agentur für LIV Golf in Deutschland die Werbetrommel rühren? Würde der Ausrüster als Partner auf einem LIV-Golf-Event sein Zelt aufstellen?

Das Ergebnis dieser Mini-Umfrage: Nur einer der Befragten (ein nicht unbekannter Golfpro) meinte, er würde für LIV Golf arbeiten. Alle anderen, die ich gefragt hatte, wiesen es entrüstet zurück. Halten Sie mich für einen misstrauischen und nur an die elende Gier glaubenden Menschen; aber ich glaube, all jene, die sich moralisch ganz weit aus dem Fenster lehnen, haben noch nie einen Koffer voller Millionen gesehen.

Ich auch nicht. Und genau deshalb wäre ich mir nicht so sicher, ob ich nein sagen würde.

Bleiben Sie sportlich, fröhlich und gesund.

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Fabian Kendzia

Fabian Kendzia
Handicap-Papa-Kolumnist

I Alter: 44 Jahre I Wohnort: Erfurt, Thüringen I festangestellt in einer Werbeagentur I Familienstand: Freundin, 2 Kinder

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