Sophia Popov war nach ihrem überraschenden Womens-Open-Sieg im August des vergangenen Jahres schwer beschäftigt. Ein Interview-Marathon bahnte sich für die damals 27-Jährige vom GC St. Leon-Rot im Anschluss an den ersten Damen-Major-Sieg einer deutschen Golferin an. In diesem Trubel ging vollkommen unter, dass sie erst einmal eine nicht ganz freiwillige Pause einlegen musste. Und zwar weniger aufgrund der gestiegenen medialen Verpflichtungen für die in den USA geborene und lebende Popov, sondern vielmehr regeltechnisch bedingt. Denn als damaliges Nicht-Mitglied der erstklassigen LPGA Tour war Popov 2020 nicht automatisch für das folgende Damen-Major ANA Inspiration qualifiziert gewesen, da das Teilnehmerfeld des in den September verschobenen Turniers bereits fix war. Und auch nach dem Turnier auf dem Golfplatz des Mission Hills Country Club in Kalifornien fehlte der frisch gebackene deutsche Sportstar bei großen Events wie dem LPGA-Tour-Finale der CME Group Tour Championship.
The LPGA outlined new policies on Monday that will work to avoid controversies for non-members similar to those that came from Sophia Popov's 2020 AIG Women's Open victory: https://t.co/PffiPMxxT8 pic.twitter.com/kTCAxqmbGu
— Golf Digest (@GolfDigest) February 9, 2021
Zwangspause und fehlende Punkte fürs Saisonfinale
An diesem auf den ersten Blick etwas merkwürdig klingenden Regelkonstrukt haben die Tour-Verantwortlichen nun herumgeschraubt. Derartige Situationen, dass bei Nicht-LPGA-Tour-Mitgliedern als frisch gebackene Major-Sieger eine automatische Startberechtigung für die Dauer von zwei Jahren für gewisse Turniere nicht gelten, sollen fortan nicht mehr vorkommen. Wenn ein Nicht-LPGA-Tour-Mitglied ein Major gewinnt, erhält es bei sofortiger Annahme der LPGA-Mitgliedschaft ab sofort automatisch ein Spielrecht für fünf Jahre. Und Punkte sowie Preisgeld aus diesem Major-Erfolg werden sofort in die laufende Saison einberechnet, was wie im Falle Popov entscheidend für eine Qualifikation für das Tour-Finale gewesen wäre.
Und auch eine Teilnahme für das nächste geplante LPGA-Turnier soll fortan möglich sein, was sowohl die deutsche Proette als auch der später bei den US Women’s Open siegenden Südkoreanerin A Lim Kim geholfen hätte. 2020 war Popov nicht berechtigt gewesen, an der Walmart NW Arkansas Championship in der Woche nach den Women's British Open teilzunehmen.
Professionalisierung im Damengolf schreitet fort
Neben der jüngsten Mitteilung der LPGA, für die kommenden drei Ausgaben des Founders Cup einen neuen Namenssponsor gefunden zu haben, dürfte die zur deutschen Sportlerin des Jahres 2020 auf Rang zwei gewählte Popov insbesondere jüngste Umstrukturierungen auf der europäischen Damen-Tour positiv zur Erkenntnis genommen haben. Die Ladies European Tour setzt ihren Kurs der Professionalisierung des Damengolfes fort. Eine neue Turnierserie soll 2021 unter dem namensgebenden arabischen Sponsors Aramco Team Series ausgetragen werden. Die vier Wettbewerbe sollen in New York, London, Singapur und King Abdullah Economic City (in der Nähe von Jeddah) stattfinden, wobei jedes Turnier mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar dotiert ist.
Nachdem im November 2020 mit dem Aramco Saudi Ladies International sowie den beiden Veranstaltungen der Saudi Ladies Team International bereits drei LET-Damen-Turniere auf dem Royal Greens Golf and Country Club erstmals in Saudi-Arabien angesetzt waren, folgt nun ein weiteres Profi-Damenturnier in dem wegen Menschenrechten in der Kritik stehenden Land am Persischen Golf.