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Tour-Rückblick

Triumphator Thomas und "Naturspiel" Woods

Justin Thomas gewinnt seine zweite PGA Championship dank eines famosen Comebacks und Tiger Woods muss nach einem harten Kampf aufgeben. Der Rückblick aufs Wochenende.

23. Mai 2022

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Die 104. PGA Championship - oder wie Tyrrell Hatton sie bezeichnete: der Monatsbecher - ist entschieden und der Sieger ist ein alter Bekannter. Justin Thomas durfte sich fünf Jahre nach seinem ersten Major-Triumph erneut als Sieger neben die Wanamaker Trophy stellen. Größer als der Pokal war nur der Rückstand, den er am Finaltag aufholte. Thomas‘ Kumpel Tiger Woods spielte nicht bis zum Ende. Der Rückblick:

Major


(Will Zalatoris und Justin Thomas, Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Als Justin Thomas am Sonntag ein Socket am sechsten Abschlag produzierte und anschließend das "beste Bogey seines Lebens" notierte, dachte vermutlich niemand mehr daran, was wenige Stunden später im Southern Hills Country Club passieren würde. Thomas hatte zu diesem Zeitpunkt acht Schläge Rückstand auf den Führenden Mito Perreira. Zwischen ihm und den Chilenen lagen obendrein etliche Titelanwärter. Die meisten von ihnen Neulinge in dieser Situation. Mit Pereira, Will Zalatoris, Cameron Young und Matt Fitzpatrick spielten gleich mehrere Spieler um den Sieg mit, die noch nie zuvor einen PGA-Tour-Titel gewinnen konnten. Diese Erfahrung hatte ihnen Thomas voraus. 2017 gewann er unter anderem die PGA Championship in Quail Hollow.

Und so nahm der Finaltag seinen fast schon Major-typischen Verlauf. Die Unerfahrenen strauchelten. Einer nach dem anderen fiel zurück. Auf dem anspruchsvollen Par-70-Kurs fühlten sich Pars teilweise wie Birdies an. Außer für Thomas. Der drehte nach seinem Fehlschlag auf der Sechs so richtig auf. Birdies auf den Löchern 9, 11, 12 und 17 brachten den 29-Jährigen auf das Gesamtergebnis von fünf unter Par. Die 67 (-3) zum Abschluss war die geteilt beste Runde des Tages und die Konkurrenz hatte eine Marke vorgesetzt bekommen, die sie erst einmal ins Clubhaus knacken musste.

Die besten Karten hatte Pereira. Der Chilene ging mit drei Schlägen Vorsprung ins Finale und lag den gesamten Finaltag über in Führung. Bis zum Schluss. Denn Pereira haute auf der 18 seinen Abschlag ins Wasser und ging mit einem schmerzhaften Doppel-Bogey vom Grün. Der 27-Jährige fiel auf -4 zurück und teilte sich Platz drei mit Young, der sich wiederum mit einem Doppel-Bogey auf der 16 aus dem Titelkampf verabschiedete. Es schlichen sich also Fehler ein, nach denen man fast schon die Uhr hätte stellen können. Nur einer von ihnen zitterte sich ins Stechen mit Thomas: Zalatoris kassierte zwar zwischen Loch 6 und 16 vier Bogeys, meldete sich aber mit einem Birdie auf der 17 zurück und wahrte damit seine Chance auf den großen Durchbruch auf der Tour.

Wie bei der PGA Championship üblich, ging es in ein Drei-Löcher-Playoff. Gespielt wurden die Bahnen 13, 17 und 18. Auf dem Par 5, der 13, notierten beide das Birdie. Auf der kurzen 17 haute Thomas seinen Abschlag aufs Grün und erspielte sich dank eines Zwei-Putts zum Birdie einen Vorteil. Auf dem schwierigsten Loch des Platzes, der 18, gelang Zalatoris nicht das Birdie und so stand Thomas nach einem abschließenden Par als Sieger der 104. PGA Championship in Tulsa, Oklahoma, fest. Trotz der Erfahrung von nun 15 PGA-Tour-Titeln, zwei davon Majors, ließ den Mann aus Kentucky dieses Ende dann doch nicht kalt. "Ich war natürlich nervös", so Thomas nach seinem Triumph. "Als ich die 18 hochging, wollte ich diesen Putt machen. Aber man möchte lieber einen etwas geraderen, leichteren Putt bergauf haben als einen Putt, der eineinhalb, zwei Meter von einem wegbricht."

Am Ende hielt "JT" zum zweiten Mal die Wanamaker Trophy in den Händen. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte unter anderem sein Caddie Jim "Bones" Mackay. "Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich nicht hier stehen würde, wenn er nicht mit mir geredet hätte", erklärte Thomas, der nach einer 74 (+4) in Runde drei Dampf ablassen musste. Mackay hörte sich die wütenden Worte seines Arbeitgebers an und entgegnete ihm: "Du musst nicht perfekt sein. Sei einfach nicht so streng mit dir. Lass die Dinge einfach geschehen, und alles entwickelt sich in die richtige Richtung. Bleib also einfach positiv, damit gute Dinge passieren können." Gute Dinge sollten passieren.


(Tiger Woods, Photo by Andrew Redington/Getty Images)

Einer der ersten Gratulanten war einer seiner besten Kumpels auf der Tour, Tiger Woods. Auf Twitter schrieb der 15-malige Major-Sieger: "Herzlichen Glückwunsch an Justin Thomas! Er hat sich bis zum Schluss in der Meisterschaft gehalten und als er seine Chance bekam, hat er nicht mehr zurückgeschaut." Woods selbst war am Sonntag nicht mehr im Einsatz. Der körperlich immer noch stark beeinträchtigte Superstar schaffte zwar auch beim zweiten Major des Jahres den Cut, musste aber nach 54 gespielten Löchern aufgeben. "Nun, ich bin erschöpft", sagte Woods nach einer 79 (+9) an einem kühlen Tag in Tulsa, Oklahoma.

Die dritte Runde war Woods‘ schlechteste Runde bei diesem Turnier jemals. "Ich habe den Ball nicht sehr gut getroffen und bin nicht so gut gestartet, wie ich es eigentlich wollte", analysierte er seine Leistung am Samstag. Am Vortag überzeugte er noch mit einer 69 (-1) zum Erreichen des Wochenendes. Der Tank schien dann jedoch leer gewesen zu sein und die Schmerzen nahmen Überhand. Wie Woods‘ Agent noch am Samstag zu Protokoll gab, haben Schmerzen im Fuß den Ausschlag für die Aufgabe gegeben. "Er dachte nur, dass es in seinem besten Interesse sei, morgen nicht abzuschlagen", so Agent Mark Steinberg. Für Woods markierte dies die erste Aufgabe bei einem Major-Event als Profi. Kumpel Thomas hatte jedoch nur Positives für Woods‘ Leistung übrig: "Ich glaube nicht, dass ihr versteht, wie unfassbar das ist. Er ist ein Naturspiel."


(Rory McIlroy, Photo by David Stacy/Icon Sportswire via Getty Images)

Für einen anderen ehemaligen Major-Champion nahm der Finaltag einen frustrierenden Lauf. Dabei gehörte Rory McIlroy in Runde vier zu den besseren Spielern mit seiner 68 (-2). Und doch hatte man das Gefühl, er habe am Ende eine weitere Chance auf einen Major-Titel, seinen ersten nach acht Jahren, vergeben. Denn McIlroy, der Führende nach Tag eins, legte los wie die Feuerwehr, notierte vier Birdies auf den ersten fünf Löchern und lag damit bei vier unter Par. Wie sich später herausstellte, hätte er im weiteren Verlauf der Runde nur noch einen weiteren Schlaggewinn zum Einzug ins Stechen benötigt. Stattdessen blieb die Karte ab Bahn 6 birdiefrei. Zwei Bogeys notierte McIlroy auf den Löchern 6 und 17 und so musste er sich am Ende mit Rang acht zufriedengeben. An den Mikrofonen dampfte er anschließend wortlos vorbei. McIlroys Major-Flaute hält also an.


(Tyrrell Hatton, Photo by Andrew Redington/Getty Images)

Andere verbitterte Spieler ließen ihrem Frust freien Lauf. Jemand, der dafür schon fast berüchtigt ist, ist Tyrrell Hatton. Der Engländer erlaubte sich schon etliche Wutausbrüche auf der großen Bühne und teilte nun einmal mehr verbal aus. Dieses Mal richtete er seinen Frust in Richtung des Platzes. Nach seiner zweiten Runde beschwerte sich Hatton über die holprigen Grüns im Southern Hills Country Club und ließ sich zu folgender Aussage hinreißen: "Ich meine, wir spielen bei einer Major-Championship, nicht bei einem Monatsbecher. Es ist so schwer, Putts einzulochen. Man kann einen tollen Putt spielen und es sieht einfach nicht so aus, als ob er reingeht. Das ist schwer zu akzeptieren, wenn man bei einer großen Meisterschaft spielt." Allzu schlecht lief es für Hatton aber gar nicht. Am Ende sprang ein geteilter 13. Rang beim "Monatsbecher" heraus.

Neben Hatton kommentierte auch Patton Kizzire das Setup der diesjährigen PGA Championship. Nach einer 78 (+8) bei windigen und zugleich kühlen Bedingungen am Samstag, schrieb der US-Amerikaner folgendes auf Instagram: "Erbärmliches Golf auf einem erbärmlichen Setup auf einem überbewerteten Golfplatz." Harsche Worte gegenüber einem Platz, der in der vergangenen Woche immerhin sein achtes Herren-Major austrug. Kizzire wurde Drittletzter aller Spieler, die den Cut schafften.


(Alex Cejka, Photo by David Cannon/Getty Images)

Für die deutschen Major-Teilnehmer verlief die 104. PGA Championship nicht erfreulich. Alex Cejka (+11), amtierender Senior-PGA-Champion, war nach einer 72 (+2) am Donnerstag noch im Rennen um den Cut, benötigte in Runde zwei jedoch 79 (+9) Schläge. Damit fehlten dem Senior sieben Zähler auf den Einzug ins Wochenende. Bei Martin Kaymer (+13) waren es sogar derer neun. Nach Runden von 76 und 77 Schlägen verpasste der Ex-PGA-Champion zum vierten Mal in Folge bei diesem Event den Cut.

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Ladies European Tour


(Leonie Harm, Credit: Tristan Jones/LET)

"Ich kam wegen der Aussicht hierher und verließ den Ort mit meiner ersten Top-3-Platzierung der Saison." Leonie Harm zeigte sich nach ihrem Auftritt bei der Jabra Ladies Open im wunderschönen Evian Golf Resort äußerst zufrieden mit ihrer Leistung. Zurecht. Dank einer 67 (-4) am Finaltag rückte sie auf den geteilten dritten Rang (-3) vor und durfte sich damit über ihre beste Saisonplatzierung freuen. Im Gesamtranking brachte diese Top-Platzierung einen Sprung auf den 22. Rang mit sich. Harm ist damit nach der Kenya-Ladies-Open-Siegerin Esther Henseleit (13.), die beste Deutsche der laufenden Spielzeit.

Den Sieg in Frankreich sicherte sich die Finnin Tiia Koivisto. In einem Playoff setzt sich die 28-Jährige gegen die Australierin Whitney Hillier durch. Für Koivisto war es der erste Erfolg auf der Ladies European Tour. "Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte die Siegerin, die 2020 die LET Access Series Order of Merit gewann. "Ich habe hier in Evian einen meiner ersten Starts auf der LET gemacht und jetzt habe ich gewonnen, ich kann es einfach nicht glauben."

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Die Ergebnisse der Deutschen:

  • Major, PGA Championship: Alex Cejka & Martin Kaymer CUT
  • Ladies European Tour, Jabra Ladies Open: Leonie Harm T3, Helen Tamy Kreuzer T20, Sophie Witt T27, Carolin Kauffmann & Karolin Lampert T45, Verena Gimmy 61. und Luisa Dittrich, Sarina Schmidt & Franziska Friedrich CUT
  • Challenge Tour, Challenge de Espana: Nick Bachem T11, Bernd Ritthammer T22, Max Schmitt T37, Dominic Foos T43 und Timo Vahlenkamp, Yannik de Bruyn, Alexander Knappe, Hinrich Arkenau Allen John CUT
  • Epson Tour, IOA Golf Classic: Sophie Hausmann T6 und Greta Isabella Völker WD
  • Korn Ferry Tour, AdventHealth Championship: Jeremy Paul T7
  • LET Access Series, PGA Championship Trelleborg: Chiara Noja T14, Anastasia Mickan T26, Patricia Isabel Schmidt T34 und Kimberley Sommer, Katharina Keilich, Sandy Voss & Sonya Knebel CUT

Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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