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Rückblick

Wild und nass: Titelkampf im Wasserstrom

Emiliano Grillo sieht seine Titelhoffnungen wortwörtlich davonschwimmen und Patricia Isabel Schmidt gewinnt ihren ersten Titel auf der LET. Der Rückblick aufs Wochenende.

29. Mai 2023

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Spielen, wie er liegt! So oft diese Regel auch stimmen mag. Im Finale der Charles Schwab Challenge kam alles anders. Denn dort bewegte sich der Ball vom Führenden – und zwar durchgehend in einem Wasserlauf. Was nun? Wir klären auf. Und: Wir gratulieren der nächsten deutschen Siegerin auf der Ladies European Tour. Der Rückblick:

PGA Tour

Emiliano Grillos Ball im Wasserstrom der 18 (Photo by Jonathan Bachman/Getty Images)

Es war ein kleines Wasser-Drama auf der 18 des Colonial Country Clubs in Fort Worth, Texas. In der Finalrunde der Charles Schwab Challenge ging der Argentinier Emiliano Grillo mit zwei Schlägen Vorsprung auf die letzte Bahn. Sein erster PGA-Tour-Titel nach mehr als sieben Jahren Durststrecke schien zum Greifen nah. Doch der 30-Jährige aus Resistencia traf eine falsche Entscheidung und griff auf dem abschließenden Par 4 zum Driver. Grillos Abschlag drehte rechts weg und landete in der Penalty Area - genauer gesagt in einem Wasserstrom. Der PGA-Tour-Sieger wusste, was ihn erwartet: "Ich habe ihn schon einmal dorthin geschlagen. Sobald ich den Ball nach rechts fliegen sah, wusste ich: 'Das wird ein sehr langes Loch werden.' Ich habe diesen Ärger schon einmal erlebt, als ich den Ball 120 Yards zurückrollen sah."

Die Strömung des Wasserlaufs verlief in Richtung des Abschlags. Entsprechend bewegte sich Grillos Ball immer weiter weg vom Loch - langsam, aber stetig. Ein Regeloffizieller musste herangerufen werden. In der US-Amerikanischen TV-Übertragung erklärte PGA-Tour-Regelexperte Mark Dusbabek die bizarre Situation. Grillo hatte zwei Optionen: Entweder nimmt er einen Drop an der Stelle, an welcher sein Ball die Grenze des Wasserhindernisses zuletzt gekreuzt hat - plus Strafschlag. Oder, und hier kommt eine selten angewandte Regel ins Spiel: Grillo hätte auch seinen sich in Bewegung befindlichen Ball aus dem Wasserstrom herausspielen dürfen - ohne Strafschlag.

Eigentlich darf niemals ein sich bewegender Ball gespielt werden. Drei straflose Ausnahmen gibt es jedoch. Und eine davon lag in Grillos Fall vor. Laut Regel 10.1d heißt es: "Bewegt sich ein Ball in zeitweiligem Wasser oder im Wasser in einer Penalty Area, darf der Spieler straflos einen Schlag nach dem sich bewegenden Ball ausführen." Unangemessen verzögern darf der Spieler das Spiel in diesem Fall aber weiterhin nicht und so musste nach etwa sieben Minuten Überlegungszeit eine Entscheidung her. Grillo bevorzugte dann doch den Drop mit Strafschlag, den er auf dem Cartweg ausführte. Sein dritter Schlag landete 40 Meter vor dem Grün und somit hatte er ein anspruchsvolles Up-and-Down zum Bogey vor sich.

Grillo verschob sein Bogey-Putt jedoch und kassierte den doppelten Schlagverlust. Die alleinige Führung war dahin. Weder Adam Schenk noch Harry Hall konnten die vom Pechvogel der 18 aufgestellten Bestmarke von -8 unterbieten. Der Engländer Hall kassierte sogar ein Bogey auf der 18, um das Stechen zu verpassen. Grillo und Schenk spielten im Playoff um die Krone im anspruchsvollen Colonial Country Club. Trotz der Aufregung an seiner letzten Bahn behielt Grillo seine Nerven im Griff und notierte das Birdie auf dem zweiten Extra-Loch, um endlich wieder einen Titel in den Händen zu halten.

"Das ist natürlich großartig", sagte Grillo, der zuletzt - ebenfalls in einem Playoff - bei der Fortinet Championship im Oktober 2015 gewonnen hatte. "Das war alles wert. Das Spielen, all die Stunden des Trainings, die Bemühungen meiner Familie." Und die nervenaufreibenden Minuten am Wasserstrom der 18.

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Ladies European Tour

Patricia Isabel Schmidt (Credit: Mark Runnacles/ LET)

Die deutsche Erfolgsgeschichte auf der Ladies European Tour erhält ein neues Kapitel. Nach Siegen von Esther Henseleit, Olivia Cowan und Chiara Noja im vergangenen Jahr, war in der vergangenen Woche die nächste Dame an der Reihe: Patricia Isabel Schmidt, Rookie und im vergangenen Jahr aus der LET Access Series aufgestiegen, gewann im belgischen Naxhelet Golf Club ihren ersten Titel in Liga eins. "Mir fehlen im Moment wirklich die Worte! Ich war einfach so nervös am letzten Abschlag", sagte die 27-Jährige nach einer hervorragenden 66 (-6) am Finaltag, die eine Phase beinhaltete, in der Schmidt innerhalb neun Löcher acht unter Par spielte.

"Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich zitterte, als ich meinen Putt setzen musste", so Schmidt nach dem Erfolg, der mit 45.000 Euro belohnt wurde. "Ich war mir meiner Position überhaupt nicht bewusst. Ich habe einmal das Leaderboard gesehen, aber ich habe es nicht deutlich genug gesehen. Ich habe nur die Farben einer Flagge gesehen und dachte, es sei die spanische Flagge." Schmidts ärgste Konkurrentin über weite Strecken der Finalrunde war die Spanierin Maria Hernandez, die auf der 16 jedoch ein Bogey kassierte und die Belgian Ladies Open zwei Schläge hinter der gebürtigen Göppingerin beendete.

Entscheidend für den Titelgewinn war die 14. Bahn, auf der Schmidt ein Eagle gelang. "Das Eagle auf der 14 war schön. Ich habe einen wirklich guten Drive geschlagen und hatte dann nur ein Eisen acht ins Grün." Doch nicht nur der Sieg war eine Premiere. Auch Schmidts Caddie gab sein Debüt: "Mein Vater war heute Caddie. Er begleitete mich zum ersten Mal, seit ich mit dem Golfspielen begonnen habe, denn ich flog nach Brüssel und mein Vater hatte eine Woche frei, also holte er mich ab und trug meine Tasche mit mir. Ich glaube, es hat alles irgendwie geklappt!" In der Gesamtwertung rückte Schmidt dank dieses Triumphs auf den achten Platz vor.

Doch Schmidt war nicht die einzige deutsche Titelanwärterin in Belgien. Noja wurde geteilte Zweite mit Hernandez und verbesserte sich damit ebenfalls im Saisonranking. "Es hat heute nicht sollen sein, aber Patricia hat fantastisches Golf gespielt und das hat sie heute wirklich verdient. Ich wünschte, ich hätte den Birdie-Putt an der 18 gelocht - das tat weh", so die neue Nummer fünf des Race to Costa del Sol. Vierte wurde die amtierende Siegerin der Women’s Indian Open, Olivia Cowan, die am Ende drei Schläge Rückstand auf Landsfrau Schmidt hatte. Es war also eine deutsche Festwoche in Belgien.

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Major

Steve Stricker und Padraig Harrington (Photo by Sam Hodde/PGA of America via Getty Images)

Das zweite Senioren-Major des Jahres hielt ein äußerst spannendes Finish parat. Auf dem letzten regulären Loch der Senior PGA Championship lag Steve Stricker einen Schlag vor Mitspieler Padraig Harrington, der auf dem abschließenden Par 5 voll auf Angriff ging - und belohnt wurde. Im Gegensatz zu seinem US-amerikanischen Konterpart beim Ryder 2021 - beide waren damals Kapitän - notierte der Ire das Birdie, um ins Stechen einzuziehen.

Dort begann das Drama bei Harrington früh. Sein Drive flog rechts ins Hindernis. Statt einen Strafschlag in Kauf zu nehmen, versuchte sich der 51-Jährige aus der Situation zu befreien – ohne Erfolg. Sein zweiter Schlag landete im Wasser und somit ging es mit einem Drop weiter. Stricker dagegen spielte die 18 konservativ, konnte sich auf sein famoses Wedge-Spiel verlassen und notierte das Par. Harrington musste sich nach einem Bogey geschlagen geben.

Über die Probleme auf dem ersten Extra-Loch sagte Harrington anschließend: "Es hätte schlimmer kommen können, die Lage. Eigentlich wäre es im Nachhinein besser gewesen, wenn sie schlimmer gewesen wäre, denn dann hätte ich von vornherein gedroppt. Aber die Lage war nicht so schlimm." Des einen Leid ist des anderen Freud. Stricker feierte auch im zweiten Major des Jahres - er gewann bereits die Regions Tradition vor wenigen Wochen - den Sieg und baute damit seine Führung im Charles Schwab Cup weiter aus.

"Der Platz hat heute zeitweise seine Zähne gezeigt", sagte der nun sechsmalige Major-Sieger über den Fields Ranch East in Frisco, Texas. "Einige schwierige Fahnenpositionen, einige einfache. Aber die Grüns waren meiner Meinung nach ein wenig härter. Der Wind war manchmal knifflig. Ja, aber es fühlt sich großartig an."

Besonders war der Sieg auch aufgrund der Konstellation an Strickers Tasche. Der 56-Jährige hatte nämlich erstmals seine Tochter Izzy an der Seite. "Wir hatten eine tolle Zeit in dieser Woche, und das war ja auch das Ziel, hierher zu kommen und eine gute Zeit mit ihr zu haben, und dann auch noch zu gewinnen, ist das Sahnehäubchen auf dem Kuchen."

Bester Deutscher war Alex Cejka auf dem geteilten zwölften Rang. Bernhard Langer erreichte ebenfalls die Top 20.

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LPGA Tour

Pajaree Anannarukarn (Photo by Harry How/Getty Images)

Thailand kann Matchplay. Dies ist spätestens nach der Woche in Shadow Creek klar. Denn nachdem das thailändische Quartett vor einigen Woche die International Crown - ein Matchplay-Event mit acht Nationen - für sich entschieden hatte, konnte mit Pajaree Anannarukarn nun die nächste Thailänderin das LPGA Match-Play in Las Vegas gewinnen. Die 23-Jährige bewies beim anstrengendsten Turnier des Jahres Ausdauer und Nervenstärke, um von ihren sieben Matches, die sie an den fünf Tagen spielte, sechs zu gewinnen. Ihre einzige Niederlage kassierte Anannrukarn in der Gruppenphase, in der sie sich letztlich im Playoff das Weiterkommen sicherte. Von dort an feierte sie vier Siege in Folge, mit dem finalen Erfolg im Endspiel gegen die Japanerin Ayaka Furue, die zuvor alle ihre sechs Matches gewonnen hatte.

"Match Play kostet mich die ganze Woche über viel Energie", sagte Anannarukarn. "Ich sauge das jetzt wirklich in mich auf. Es war eine tolle Woche, und ich bin dankbar für alles." Beim Erfolg ihres Heimatlandes bei der International Crown war sie nicht dabei. Daher ist es ihr erster Sieg seit ihrem Debüt-Titel beim ISPS Handa World Invitational in Nordirland 2021. Die beeindruckendste Leistung zeigte Anannarukarn im Halbfinale gegen die Schwedin Linn Grant, als sie insgesamt acht Birdies auf den anspruchsvollen Shadow Creek feuerte. Für den Titel erhielt die Siegerin 225.000 US-Dollar.

Esther Henseleit, die einzige Deutsche im Feld, schied in der Gruppenphase aus.

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Die Ergebnisse der Deutschen:

  • PGA Tour, Charles Schwab Challenge: Stephan Jäger T68
  • Korn Ferry Tour, Visit Knoxville Open: Jeremy Paul T7 und Thomas Rosenmüller T52
  • Epson Tour, Mission Inn Resort and Club Championship: Sophie Hausmann T19
  • Major, Senior PGA Championship: Alex Cejka T12 und Bernhard Langer T20
  • Ladies European Tour, Belgian Ladies Open: Patricia Isabel Schmidt 1., Chiara Noja T2, Olivia Cowan 4., Leonie Harm T16, Sophie Witt & Alexandra Försterling T56, Karolin Lampert T67 und Helen Tamy Kreuzer & Laura Fünfstück CUT
  • Challenge Tour, Copenhagen Challenge: Maximilian Rottluff T38, Michael Hirmer T52, Marc Hammer T60 und Dominic Foos, Yannick Schütz, Lukas Euler, Philipp Katich, Jannik de Bruyn & Velten Meyer CUT
  • LPGA Tour, Bank of Hope LPGA Match-Play: Esther Henseleit 27.
  • DP World Tour, KLM Open: Maximilian Kieffer Matti Schmid T21, Hurly Long Maximilian Schmitt T39, Marcel Schneider T48, Freddy Schott T55, Marcel Siem T60 und Nicolai von Dellingshausen, Nick Bachem Alexander Knappe CUT
  • LIV Golf League, D.C.: Martin Kaymer 25.

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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