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Exklusiv-Interview: Rensing und Thiele

"Leidenschaft erneut zum Beruf machen"

Ex-Profi-Fußballer Michael Rensing, der in seiner Ausbildung zum Fully Qualified PGA Golfprofessional steckt, und Fully Qualified PGA Golfprofessional Lars Thiele im exklusiven myGOLF-Doppel-Interview.

09. Februar 2023

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Michael Rensing war einst Profi-Fußballtorwart beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München und hat sich 2020 nach seiner aktiven Fußballerkarriere bei Fortuna Düsseldorf für den Start einer Trainerausbildung im Golfsport entschieden. Und zwar zum Fully Qualified PGA Golfprofessional nahe seiner Heimat im Düsseldorfer GC bei seinem Mentor Lars Thiele, der aktuell unter anderem auch Profi Freddy Schott auf der Tour begleitet. /

Im exklusiven myGOLF-Doppel-Interview sprechen die beiden Sportler mit Fußballer-Vergangenheit über Rensings Weg sowie seine Rolle in der Golftrainerausbildung, Gemeinsamkeiten von Golf und Fußball, die Golftalente-Ausbildung im Allgemeinen und über die Trainingsphilosophie beim Düsseldorfer GC im Speziellen.

Michael, was ist einfacher: Einen Elfmeter zu halten oder einen Putt aus elf Metern zu versenken?

Michael Rensing: Da stellt sich vielmehr die Frage, was schwieriger ist (lacht).

Und zwar?

MR: Ein Putt aus elf Metern ist schwieriger.

Lars, sieht ein Golfprofessional mit Fußballer-Vergangenheit so wie Du das Verhältnis zwischen Elfmeter und Putts genauso?

Lars Thiele: Ich war zwar in meiner aktiven Zeit als Fußballer in der Jugend kein Torwart, sondern Feldspieler. Aber ich würde auch sagen, dass ein Putt aus elf Metern schwieriger ist. Ich war im Übrigen Stürmer und habe auch einige Tore geschossen. Als ich dann zum Golf gewechselt bin, konnte mein Fußballtrainer das gar nicht verstehen.

Michael Rensing (photo by Alexander Scheuber / GettyImages)

Michael, wie ist Deine Begeisterung zum Golf entstanden?

MR: Das Golfen habe ich mit 27 Jahren begonnen. In der Vorbereitung auf die Saison habe ich individuell eine Woche lang in Garching bei München mit meinem Torwarttrainer und der Mannschaft trainiert. Der Physio des Teams hat mich damals gefragt, ob ich nicht mal zum Golfen auf die Driving Range mitkommen möchte.

Und, wie verlief Deine Golf-Premiere?

MR: Ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Der Präsident des dortigen Golfclubs hat mich dann eingeladen, eine Runde zu spielen. Es hatte zuvor geregnet und es herrschte eine spezielle Atmosphäre, nachdem die Sonne wieder rausgekommen war. Dann gab es diesen einen Ball, den ich vernünftig traf und der der flog der Sonne entgegen. Dieses Gefühl wollte ich unbedingt wieder haben. Das war mein Startschuss. Als ich zu Hause in Köln war, habe ich dann Trainerstunden genommen.

Lars, wie kam der Kontakt mit Michael zustande?

LT: Michael und ich haben uns kennengelernt, als ich noch Trainer im GC Hummelbachaue war. Nachdem wir uns dann für ein paar Jahre aus den Augen verloren hatten, kontaktierte mich Michael. Und er äußerte seinen Wunsch, eine Trainerausbildung zu beginnen. Ich habe ihm früh signalisiert, dass ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen kann und ihn dabei unterstütze.   

Was war der Grund für Deine Zusage als Mentor?

LT: Wir beide hatten schon immer eine gute menschliche Basis. Das war der erste Punkt und zusätzlich war Michaels große Erfahrung im Leistungssport ausschlaggebend. Das ist für jeden Sportler sowie Golfclub spannend und ein Mehrwert. Es war für mich eine wertvolle Bereicherung für meine Arbeit und für den Club. Dass es letztendlich geklappt hat, war umso schöner.

Lars Thiele (photo by privat)

Michael, wie bist Du darauf gekommen Golftrainer zu werden?

MR: Nachdem ich nach meiner letzten Saison bei Fortuna Düsseldorf Manuel Friedrich (ehemaliger deutscher Fußball-Nationalspieler; Anm. d. Red.) traf, der seine Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional bereits in Hubbelrath gemacht hatte, begann ich den Pre-Course der PGA of Germany. Manu hatte mir von seinen drei spannenden Ausbildungsjahren erzählt

Was hat Dich so beindruckt?

MR: Der Pre-Course hat mir sehr viel Spaß gemacht und ein Feuer entfacht. Ich machte mich auf die Suche nach einem Ausbilder und bin schnell auf Lars gekommen. Er ist Trainer in einem der sportlich besten Clubs in Düsseldorf und ich kannte ihn aus meinem vorherigen Club bereits persönlich. Wegen seines Charakters, seiner Fachkompetenz, seiner Erfahrung generell und speziell als langjähriger Landestrainer und Trainer im Profibereich sowohl bei den Damen als auch bei den Herren ist er für mich der ideale Ausbilder. Ich kann nun erneut meine Leidenschaft zum Beruf machen.

Welche Erfahrungen kann man aus dem Fußball mit in den Golfsport nehmen?

MR: Das Spiel des Torwarts ähnelt sehr den Situationen eines Golfspielers. Man ist doch Einzelkämpfer und muss sich auf jeden Ball konzentrieren. Von Anfang bis Ende. Das ist beim Golfen genauso: man muss alles ausblenden und sich auf diesen einen Ball fokussieren. Mit Sicherheit spielen Fleiß und harte Arbeit eine große Rolle, um sich weiterzuentwickeln und sich von anderen abzuheben. Ich kann viel von meiner Erfahrung einbringen und weitergeben.

Michael Rensing (photo by privat)

Kannst Du das aus golferischer Sicht so bestätigen, Lars?

LT: Definitiv. Du musst die Verantwortung beim Golf komplett übernehmen, so wie ein Torwart für das Tor. Du übernimmst die Verantwortung für Dein Spiel und solltest richtig damit umgehen, wenn einem mal ein Fehler unterläuft. So eine Golfrunde kann lange werden. Wenn man sich zum Beispiel auf den ersten Löchern mal schwertut, dann muss man trotzdem den Blick nach vorne richten und wissen, was hintenraus noch Positives passieren kann. Da muss man mentale Stärke beweisen.

Wie tauscht ihr euch sportartübergreifend aus?

LT: Wir tragen beide den Leistungsgedanken in uns. Michael als Athlet selbst und jetzt auch als Trainer. Wir bringen uns selbst viel ins Training ein und erwarten dann auch von einem Spieler den entsprechenden Einsatz. Wir reden viel über die Einstellung unserer Sportler. Die Beobachtungen und Einschätzungen von Michael zu den Spielern haben Hand und Fuß. Da geht nichts verloren. Wenn jemand mal 20 Minuten ‚rumdaddelt‘ und seine Zeit im Training nicht nutzt, dann fällt das Michael sofort auf, weil er selbst aus dem Profisport kommt.

Michael, wie reagierst Du, wenn sich jemand nicht anstrengt?

MR: Es kommt darauf an, wer die Person ist. Mit Kindern und Jugendlichen geht man natürlich anders um als mit Erwachsenen und denen, die Profi werden wollen. Natürlich gehört auch Spaß zum Training dazu. Und wenn ich weiß, dass jemand normalerweise konzentriert arbeitet und fleißig ist, ist das natürlich in Ordnung. Innerhalb einer Mannschaft achte ich auf Verlässlichkeit und Disziplin, und dass man unter guten Bedingungen trainieren kann.

Wie sehen Deine konkreten Aufgaben im Düsseldorfer Golfclub aus?

MR: Ich gebe Einzelunterricht, Bambini- und Jugendtraining, Athletik- und Speed-Training und werde künftig das Schulgolf leiten. Bei den Herren bin ich bei den Trainingseinheiten sowie an den Spieltagen mit Lars dabei. Darüber hinaus schaue ich regelmäßig bei Stunden von Lars zu und beobachte, wie er bestimmte Themen angeht und löst. Im Frühjahr kommt dann die eine oder andere Stunde im Büro dazu. Auch beim Greenkeeping möchte ich zusehen und lernen. Meine Aufgaben sind offensichtlich sehr vielfältig.  

Lars, ist es besonders, einen ehemaligen Bundesligaspieler als Trainer im Golfclub zu haben?

LT: Viele waren überrascht und ich wurde oft zu Michael befragt. Michael bewegt sich im Club normal und die Mitglieder kennen ihn als Lehrling – und wissen natürlich auch über seine Rolle im Fußball. Aber klar kommt von den Jugendlichen auch schon mal eine Reaktion: ‚Boah, der hat ja mal bei Bayern München gespielt.‘ Da reißt der eine oder andere schon mal die Augen auf. Aber die Jüngeren kennen ihn weniger. Ganz allgemein sehen viele mit Michael eine tolle Ergänzung im Trainerstab.

Könnte man Golf im Kinder- und Jugendbereich ähnlich wie im deutschen Volkssport Fußball noch populärer machen?

MR: Ich glaube die größte Thematik ist dabei, dass viele Kinder und Jugendliche gar keinen oder zu wenig Berührungspunkte zum Golfsport haben. Golf ist in einigen Teilen der Bevölkerung leider immer noch klischeebehaftet. Wenn man erst einen Golfschläger in die Hand nimmt und einen Ball schlägt und auch im Training Inhalte altersgerecht mit Freude und Motivation vermittelt werden, dann würden meiner Meinung nach die meisten Kinder und Jugendlichen am Golfen Gefallen finden und dabei bleiben.   

Wie könnte man noch mehr Nachwuchs für Golf begeistern?

MR: Wir versuchen für unseren Club Kinder und Jugendliche zu generieren. Angefangen vom Bambini-Golf über das Schulgolf, bis hin zu den Jugend-, Förder- und Leistungsgruppen. Das Training sollte altersgerecht sein. Je jünger die Kinder sind, desto mehr sollte der Spaß im Vordergrund stehen. 

Lars, gibt es da weitere Ideen?

LT: Dem ist wenig hinzuzufügen. Schulgolf-Projekte bieten in jedem Fall eine Chance. Wir haben ein Mal im Jahr einen großen Schnuppertag für Grundschulkinder mit mehreren Stationen in verschiedenen Spielbereichen, welchen wir in allen umliegenden Schulen rechtzeitig bewerben.

Wie steht die Golftalente-Ausbildung im Vergleich zu anderen Sportarten da?

LT: Es ist schwer, gegen andere Sportarten anzukommen. Wichtig ist, dass die Kids Freude im Golfclub finden und der Trainer den Spaß und die Leidenschaft beim Golf gut vermitteln kann. Er sollte einen Mix an sportlichen Aktivitäten und Übungen mit einbringen. Wenn ein Trainer motiviert und präsent ist und die richtige Ansprache findet, bleiben die Kinder auch dabei.

Oftmals fehlt aber der zuvor von Michael angesprochene erste Kontakt mit Golf, oder nicht?

LT: Der erste Schritt auf den Golfplatz ist leider oft schwer. Viele haben immer noch Vorbehalte dem Golfsport gegenüber. Außerdem sind Golfplätze für Kinder leider nur schwer erreichbar. Sie liegen oft weit außerhalb, sodass man sie nur mit dem Auto erreichen kann. Meistens entsteht der erste Kontakt über die eigenen Eltern oder Großeltern. Das ist der normale Lauf der Dinge.

Welche Ziele beziehungsweise Philosophie verfolgt ihr beim Golftrainings-Angebot?

LT: Ziel ist es, den Club, die Mannschaften und Einzelspieler sportlich bestmöglich zu entwickeln und aufzustellen. Und das mit aller Leidenschaft und Erfahrung. Wir wissen genau, dass der Erfolg nur durch tägliche geplante Arbeit funktioniert und nichts von alleine kommt. Regelmäßige Diagnostiktests legen die individuellen Trainingsschwerpunkte der Athleten fest.

Wie sehen dabei die jüngsten Entwicklungen aus?

LT: Immer mehr Jugendliche werden den Sprung in die Herrenmannschaft schaffen. Wir sind zum Beispiel mit der AK 14 Mannschaft bei den Jungen letztes Jahr NRW-Meister und deutscher Vizemeister geworden. Wir haben momentan eine schöne Perspektive. Das reizt und motiviert uns sehr. Zu unserer Trainingsphilosophie gehört, alles möglichst ganzheitlich zu betrachten. Inklusive des Athletiktrainings und den mentalen Aspekten. Hierfür haben wir mit Niko Ziehm einen weiteren Trainer in unserem Team, der dafür zertifiziert ist und regelmäßig Impulse gibt.

Welche Rolle siehst Du bei Dir in dieser Philosophie, Michael?

MR: Ich gehe mit großer Freude und Motivation zur Arbeit. Ich möchte meine Spieler jeden Tag besser machen und Lars und meine Kollegen bestmöglich unterstützen.

 

Das Gespräch führte Robert M. Frank

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Robert M. Frank

Robert M. Frank
Leitender Redakteur

Nach abgeschlossenem Sportwissenschaft-Studium an der TU München ab 2008 als freier Autor/Reporter/Sportjournalist für Online-Portale, Tageszeitungen, Zeitschriften und Agenturen tätig. Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1981, stieß 2018 zum Redaktionsteam hinzu und ist seit 2022 Leitender Redakteur bei myGOLF.de. Golferische Heimat: Gut Rieden in Starnberg

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