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Kiawah Island

Wie von Gott erschaffen

Pete Dye entwirft auf Kiawah Island ein Meisterwerk. In dieser Woche findet hier zum zweiten Mal die PGA Championship statt.

18. Mai 2021

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Es war Liebe auf den ersten Blick, als Pete Dye für ein mögliches neues Projekt auf die kleine Atlantikinsel Kiawah kam. Der renommierte Platzdesigner, unter anderem für Schmuckstücke wie den Stadium Course des TPC Sawgrass oder den Straits Course in Whistling Straits verantwortlich, sollte den exklusiven Urlaubs- und Wohnort 40 Kilometer südwestlich von Charleston, South Carolina, um ein weiteres Meisterwerk aus seiner Feder bereichern. "Die Kombination aus dem wunderbaren atlantischen Ozean auf der einen oder den riesigen Salzwiesen auf der anderen Seite hat mich fasziniert", schrieb Dye in seiner Autobiografie.

Nicht nur Dye erkannte das Potenzial des an der Ostküste der USA gelegenen Landstriches. Schon bevor die ersten Bauarbeiten begannen, verlegte man den Ryder Cup 1991 auf den Kurs, der erst noch erschaffen werden musste. Ein Ausdruck des inzwischen blinden Vertrauens in Dyes Design-Künste. Und der Architekt sollte in Zusammenarbeit mit seiner Frau Alice nicht enttäuschen. 1989 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau des Ocean Course und die Gegebenheiten glichen einem Spielplatz für das Dye-Ehepaar. "Wie ein Kind mit einem Lolli" habe sich Pete gefühlt. Einzig der Zeitdruck saß den Dyes im Nacken. Das Team arbeitete oft 18 Stunden am Tag - teilweise unter Flutlicht.


(Jerry Kelly mit Pete Dye, Photo by Hunter Martin/PGA)

Nur so war es überhaupt möglich, dass hier im September 1991 die USA auf Europa treffen konnte und die beiden Teams einen Kampf austrugen, der als "The War by the Shore" in die Geschichtsbücher des Ryder Cups einging. Ein Wettbewerb voller Kontroversen und Skandale rückte den Ocean Course auf Anhieb ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Ob Seve Ballesteros‘ legendäres Zitat "Das amerikanische Team hat elf nette Kerle. Und Paul Azinger", die teils martialischen US-amerikanischen Fans oder der aus knapp zwei Metern verschobene Par-Putt zur europäischen Titelverteidigung von Bernhard Langer. Nicht wenige behaupten, dass dieser Kontinentalvergleich maßgebend für die heutige Rivalität zwischen den beiden Golfmächten war.

Abseits vom sportlichen Kräftemessen wurde allen Beteiligten schon damals klar, welch Kunstwerk Pete Dye einmal mehr kreiert hat. "Es schaut aus, als hätte es Gott designt", sagte Dave Stockton, der damalige US-Kapitän. "Es ist eine natürliche Schöpfung." Bad Boy Azinger beschrieb den Ocean Course als ein "strategisches Meisterwerk". "Es gibt einige Löcher da draußen, die können deine Hoffnungen begraben", so der US-Amerikaner weiter.


(Spieler des Team USA feiern den Sieg beim Ryder Cup 1991, Photo by Simon Bruty/Getty Images)

Landsmann Marc Calcavecchia wird diese Aussage zu einhundert Prozent unterschreiben, war er es doch, der sich beim besagten Ryder Cup hyperventilierend in den Sanddünen versteckte, nachdem er seinen sicher geglaubten Sieg im Einzel aus den Händen gab. Dabei wurde ihm unter anderem die 17. Spielbahn, ein langes Par 3 übers Wasser, zum Verhängnis. Auf dem Signature Hole kassierte Calcavecchia ein Triple-Bogey - das zweite auf den letzten vier Bahnen. Die anspruchsvollen Schlusslöcher waren letztlich auch ausschlaggebend für Calcavecchias Entschluss, den er nach seinem Nervenzusammenbruch fasste. Trotz des Erfolges seiner Mannschaft, sagte er zu seiner Frau. "Ich möchte nie wieder Teil dieses Wettbewerbs sein."

Calcavecchias Beispiel dürfte stellvertretend für viele Golfer stehen, die bereits in den Genuss kamen, den Ocean Course spielen zu dürfen. Denn mit einem Course Rating von 79,1 thront der bekannteste Kurs des Kiawah Island Golf Resorts an der Spitze der schwersten Plätze in den USA. Hierfür ist zum einen die knackige Länge von 7,202 Metern (Championship Tees) verantwortlich. Zum anderen aber auch die böigen, teils drehenden Winde auf dem ungeschützten Terrain, die dem Par 72 eine große Unbekannte verleihen. Die zehn Löcher direkt an der Küste sind daher Fluch und Segen zugleich. Denn so schön die Aussicht auf dem Ocean Course auch sein mag, beim Blick auf die Scorekarte ändert sich der Gemütszustand schnell wieder.


(Das Clubhaus am 18. Grün, Photo by Gary Kellner/The PGA of America via Getty Images)

Der Linksplatz-Flair ist bei dem regelmäßig unter die besten Plätze der USA gewählten Ocean Course eindeutig vorhanden und so kam es auch wenig überraschend, dass mit Rory McIlroy ein Mann von den britischen Inseln die PGA Championship 2012 auf Kiawah gewann. Dass es am Ende aber dann doch so deutlich wurde, konnte niemand erwarten. Acht Schläge hatte der Nordire damals Vorsprung auf den Engländer David Lynn und stellte damit einen neuen Turnierrekord auf. Das Siegerergebnis lautete 13 unter Par, was zunächst nicht auf einen allzu anspruchsvollen Kurs schließen lässt. Abgesehen von der dominanten Vorstellung von McIlroy aber, beendeten die PGA Championship 2012 nur 19 weitere Spieler unter Par. Der Rundendurchschnitt lag bei 74,6 Schlägen. In dem Jahr spielte sich nur die US Open im Olympic Club härter.

Wenn in dieser Woche also wieder die besten Spieler der Welt den anspruchsvollen und zugleich malerischen Ocean Course in Angriff nehmen und um die Wanamaker Trophy kämpfen, dann sind neue Geschichten und vielleicht auch weitere legendäre Einbrüche zu erwarten. Wie damals beim Ryder Cup 1991. Mit dem Unterscheid, dass der Schöpfer dieses Mal aus dem Himmel auf das Geschehen auf seinem ehemaligen Herzensprojekt blickt. Denn Dye ging im vergangenen Jahr von uns und auf Kiawah Island hinterließ er der Nachwelt eine seiner herrlichsten Kreationen.

Fakten zum Ocean Course (Kiawah Island, South Carolina):

  • Designer: Pete und Alice Dye
  • Par 72
  • Länge: 7.202 Meter
  • Eröffnung: 1991
  • Greenfee (18 Löcher): 234 bis 330 US-Dollar (Resort); 373 bis 463 US-Dollar (Gast)

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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