Spezialregeln für jeden Platz

Sie werden oft auf die Rückseite einer Scorekarte gedruckt, an einer Pinnwand in der Umkleidekabine angebracht oder auf der Homepage eines Golfclubs aufgeführt: Lokale Regeln. Doch welche Bedeutung und welches Ausmaß besitzen diese Vorschriften für eine Golfrunde auf dem jeweiligen Platz? Die lokalen Regeln haben nämlich eine sehr hohe Bedeutung, wie bei einer Disqualifikation beim Damen-Major der US Women’s Open zuletzt eine Asiatin leidvoll erfahren musste. 

Golfspieler sind prinzipiell an die Golfregeln der R&A und USGA gebunden, die unter anderem auch in den offiziellen Regelbüchern nachzulesen sind. Mindestens genauso wichtig wie die Beachtung dieser "Rules of golf" ist die Einhaltung der lokalen Regeln. Diese verbindlichen Vorschriften können von einem Golfclub oder einem Komitee/Turnierausschuss unter Anlehnung an die 90 Leitlinien für lokale Regeln für einen speziellen Platz oder einen Wettbewerb angeordnet werden.

Großer Spielraum - gleiche Strafen

Acht Unterkapitel regeln in Abschnitt acht zur Modellierung von lokalen Regeln dabei den Spielraum für lokale Regeln, die so ziemllich alles abdecken können: Von speziellen Vorgehensweisen bei ungewöhnlichen Platzverhältnissen über interne "Out-of-Bounds"-Bereiche (Ausmarkierungen oder Ausgrenzen) bis hin zur Art des zu verwendenden Balls oder Schlägers ist vieles möglich.

Bei den lokalen Regeln handelt es sich um eine Modifikation einer Golfregel oder eine zusätzliche Regel, welche den gleichen Status wie eine Golfregel für den ausgewiesenen Wettbewerb oder Golfplatz besitzt. Bei Zuwiderhandlung gegen eine lokale Regel erhalten Golfer analog zum offiziellen Regelwerk Strafen. Sofern nicht anders festgelegt, ist die Sanktion für Verstöße gegen eine lokale Regel in der Regel die allgemeine Strafe (zwei Schläge oder Verlust eines Lochs im Lochspiel).

Keine Willkür - ungewöhnliche Regeln

Lokale Regeln dürfen prinzipiell von einem Komitee/Turnierausschuss nicht willkürlich festgelegt werden, sondern müssen mit den Richtlinien im offiziellen Leitfaden für Golfregeln übereinstimmen. Tun sie das nicht, gilt eine Runde auch nicht als nach den Golfregeln gespielt und das Ergebnis unter einer solchen Vorschrift kann auch aberkannt werden.

Ein Komitee darf eine lokale Regel nicht verwenden, um auf eine Golfregel zu verzichten oder sie zu ändern (z.B. die Verlängerung der Suchzeit für einen Ball von drei auf fünf Minuten). Ebenso dürfen dadurch nicht die Strafen für einen Regelverstoß beeinträchtigt werden. Vorübergehende lokale Regeln sollten zudem gemäß den Leitlinien dann wieder gestrichen werden, sobald die Situation die Anwendung nicht mehr erfordert (z.B. bei Schäden auf dem Platz).

Auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkende lokale Regeln können durchaus vorkommen. Die Modellregeln F-12 befasst sich zum Beispiel mit Tierdünger auf dem Platz. G-7 verbietet die Verwendung bestimmter Schuhe (z. B. Spikes) und G-10 verbietet es Schläger zu verwenden, die länger als 46 Zoll sind.