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Handicap Papa

Das Superqualjahr

Unser Handicap-Papa-Kolumnist hat ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk erhalten: echte Quälerei.

07. Januar 2021

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Eine der am meisten bemühten Floskeln zum Start ins neue Jahr war wohl: "2021 kann ja nur besser werden!" Tja, liebe Leser, dem ist vielleicht so - und natürlich wünsche ich Ihnen das von Herzen. Für mich allerdings war der fromme Wunsch so nutzlos wie ein selbstgehäkelter Mundnasenschutz. Denn mein Jahr begann alles andere als besser. Es begann mit echter Quälerei.

Einerseits, weil es auch in unserer Region mächtig geschneit hatte. Was a) bedeutete: Golfplatz zu. Und b): so oft meinen über die Weihnachtstage adipös gewordenen Sohn den Rodelhang hoch zu zerren, bis ich Schaum vorm Mund hatte. Andererseits, weil mir meine Familie ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk machte, nämlich die pure Qual.

Geschenkt!

Aber von vorn: Nachdem am Heiligabend die Kinder abgefrühstückt waren - und endlich mal Ruhe gaben - bekam ich mein "Geschenk" überreicht. Ein unspektakulärer Briefumschlag. Gut, erst einmal unverdächtig: Könnte er doch Bargeld, dringend benötigte Drogen oder einen Impftermin enthalten. Stattdessen lag im Umschlag ein Gutschein. Und zwar für - halten Sie sich fest! - zwei Personaltraings! Neeeeein, nicht bei Butch Harmon oder Pete Cowen. Es ging um Sport! Also diesen, bei dem man ins Schwitzen kommt und hinterher Depressionen hat, weil man sich vor lauter unfitness wie ein Stück Gammelfleisch aus dem Hause Tönnies fühlt.

Meine Freundin hatte sichtlich Spaß an meiner Reaktion. Die darin bestand, erst einmal vier Eierlikör auf Ex zu kippen und mich zum Rauchen zu verabschieden. "Es sei für die Vorbereitung auf die Golfsaison", fabulierte sie anschließend. Ich durchschaute natürlich diesen zwielichtigen Versuch, die wahren Gründe des Geschenks zu vertuschen. Die sich allerdings, bei allem guten Willen, nicht vertuschen ließen: John Daly geht als vollschlank gegen mich durch, ich habe mindestens 25 Kilo zu viel drauf. Hart erarbeitet natürlich.

Einarmiges Bierglas stemmen

Durch regelmäßiges Training im einarmigen Weizenglas stemmen. Dazu kommt, dass ich unseren in der Weihnachtszeit aufgestellten Räuchermännchen eine echte Konkurrenz bin. Das Ergebnis all dessen: zu hoher Blutdruck, Mario Basler ist eine Konditionswunder gegen mich, lahmende Knochen.

Da man das neue Jahr aber immer auch als Chance sehen soll (gähhhhhhn), nahm ich die Herausforderung an. Mein Motivationstrick war natürlich: Mit etwas mehr Fitness wird auch mein Golf besser. Liest man zumindest überall. In diesem Sinne vereinbarte ich also einen Termin für mein erstes Personaltraining.

Falls Sie sich nun fragen, wie das in Pandemiezeiten funktiert? Ganz einfach: Das Unternehmen, das diese Trainings anbietet, heißt Urbanfit und bietet die Trainings ausschließlich im öffentlichen Raum an - und zu Coronazeiten vorschriftsmäßig auch nur in der Eins-zu-eins-Betreuung: auf Plätzen, in Parks etc. Also da, wo einen jeder sehen und sich über ein liegestützmachendes Walross lustig machen kann.

Sport frei!

So traf ich mich also an einem Morgen mit einer Trainerin im Park. Und muss ihr gleich zugute halten: Angesichts meines ihr entgegenschlurfenden Kadavers fragte sie mich nicht zuerst nach meiner Pflegestufe, sondern nach allgemeinen Lebensgewohnheiten, sportlichen Aktivitäten, Verletzungen etc.pp. Vor allem das Thema Golf interessiert sie wirklich und wir vereinbarten, das Thema in den Fokus zu nehmen. Ich hätte wohl besser sagen sollen, dass ich Schach spiele. Denn dann ging's los: Treppen raufjoggen, Liegestütze an der Parkbank, Stabi-Übungen am Mäuerchen. 

Es waren alles Übungen, die ich schon aus diversen Golf-Fitness-Videos kannte. Natürlich aber nie gemacht habe. Trotzdem motivierte mich der Gedanke, etwas für die Golf-Fitness zu tun, tatsächlich. Und trug mich sogar über die erste halbe Stunde, nach der ich eigentlich schon den Notarzt rufen wollte. Meine Trainerin hatte dann auch ein Einsehen und gönnte mir regelmäßige Pausen. 

Nach einer Stunde war ich durch. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Aber auch - ich geb's ja ungern zu - zufrieden. Bislang schüttete mein Körper ja nur bei zwei Dingen Glückshormone aus. Bei langen, geraden Drives und wenn ein Major im Fernsehen läuft. So gesehen, war ich um eine Erfahrung reicher. Und ich überlege ernsthaft, mich auch zum zweiten Training zu trauen. In diesem Sinne: Willkommen im Superqualjahr 2021. 

Ihnen allen ein gutes neues Jahr und bleiben Sie gesund!

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