Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Da erwache ich am Morgen des 22. Novembers, blinzele verkatert in mein Handy und entdecke in meiner Timeline ein Video, das mich an das Gute im Weltenlauf glauben lässt. TIGER WOODS SCHLÄGT WIEDER BÄLLE! Diese verdammte Maschine. Einzig die Bandage am rechten Bein lässt noch erahnen, dass man ihm nach seinem Horrorcrash eine ganze Jahresproduktion von Würth in die Knochen geschraubt hat. Und ja, die Bewegung ist noch etwas schaumgebremst. Aber hey! TIGER SCHLÄGT WIEDER BÄLLE!
Tiger und der alte Mann
Bitte vergeben Sie mir meine Schwärmerei. Aber als Golfliebhaber, der sich sogar noch an Geoff Ogilvys US-Open-Sieg erinnern kann, zähle ich mich zum alten Eisen. Natürlich begeistern mich die Young-Guns wie Koepka, DeChaumbeau, Thomas & Co. Aber hält der Sound eines MP3 mit, wenn man mit dem von Vinyl groß geworden ist? Eben.
Zumal Tiger nicht nur aus nostalgischen Gründen etwas besonderes ist. Sondern ganz offensichtlich auch aus medizinischen. Er ist der Terminator, unzerstörbar. Der Keith Richards des Golfsports. Alle anderen kommen und gehen. Er geht immer mal - und kommt immer wieder! Die Liste seiner Verletzungen ist länger als das Vorstrafenregister des Abuo-Chaker-Clans. Und selbst auf dem Skandal-O-Meter lässt er Größen wie den Wendler hinter sich. In kurz: Tiger ist nicht von dieser Welt.
Ganz im Gegensatz zu meinem Körper. Der ist sehr wohl von dieser Welt und hat mehr Baustellen als die A1. Letztens bot mir sogar schon meine elfjährige Tochter an, die Einkaufsbeutel nach oben in unsere Wohnung zu tragen. Fehlte nur noch, dass gleich darauf der Pflegedienst klingelte.
Mehr Tiger wagen
Ich habe ja schon des Öfteren hier von meinen Gebrechen geschrieben. Und mir auch ziemlich böse Leserbriefe eingefangen… Wie könne ich mich als "junger Mann" so gehen lassen? Ein Leser schrieb mir, dass er gerade - mit 68 Jahren - einen Marathon gelaufen ist, jeden Tag 18 Löcher Golf spielt, die Fitnesswerte eines 30-Jährigen hat und ich Lappen solle mich mal nicht so haben. Jahaaaaaaa, ich hab’s ja verstanden.
Und meine Familie offensichtlich auch. Schließlich lag letzten Monat auf meinem Geburtstagstisch ein Gutschein. Für ein Personal-Fitness-Training. Ja, mal wieder! Denn die aufmerksamen LeserInnen unter Ihnen werden sich erinnern: Schon letztes Jahr ließ ich meinen versifften Kadaver durch ein PT malträtieren. Doch dieses Mal ist - natürlich! - alles anders. Ich gehe nämlich jetzt zum Kickboxen! Oder wie ich es liebevoll nenne: ich gehe Sterben.
Mein Krampf
Meine Trainer besitzen allesamt - im Wortsinn - einschlägige Erfahrung: ob als Profi-Kickboxer in den Ringen dieser Welt oder an den Türen sämtlicher Clubs meiner Heimatstadt. Und wie bringen die einen Schlappsack wie mich dazu, sich aufzuraffen? Erinnern Sie sie sich noch an Gunnery Sergeant Hartman - der von R. Lee Ermey genial gespielte Drill Sergant im Film Full Metal Jacket? So ungefähr müssen Sie sich das vorstellen.
Von meinen ersten Trainings jedoch, kann ich Ihnen gar nicht so viel berichten. Denn es ist wie bei einer Wurzelbehandlung: Man wimmert sich halb im Delirium irgendwie über die Zeit, hat vor lauter Schmerz und Erschöpfung den ein oder anderen Aussetzer und am Ende selektiert das Gehirn dieses traumatische Erlebnis einfach aus. Nur so viel: Bislang habe ich es überlebt. Es gibt sie eben noch, die guten Nachrichten. Ich werde natürlich weiter berichten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit, bleiben Sie sportlich, gesund und fröhlich.