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Schräg, schrill, exzentrisch

Daly, Tyson, Maradona: Das sind die Enfants Terribles aus der Welt des Sports.

15. Oktober 2020

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Okay, jetzt muss man John Daly nicht unbedingt toll finden. Aber der Kalifornier ist auf jeden Fall mal ein Typ. Einer, der hin und wieder Einen raushaut, der polarisiert und eben nicht zu den Mainstream-Sportlern gehört. Schlagzeilen machte Daly nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie, als er empfahl, täglich eine Flasche Wodka zu trinken, um das Virus zu killen.

Der Mann ist wahrlich kein Diplomat. Bei seinem ersten Major-Auftritt trank "Long John" Bier aus dem Pappbecher und rauchte Kette. Seitdem gilt er als Enfant Terrible des Golfsports. Zahlreiche Entziehungskuren hat er hinter sich und ist spielsüchtig. Eigenen Angaben zufolge verzockte er mehrere Millionen US-Dollar. So einen Mann musst du nicht lieben, aber er ist bunt, schrill, exzentrisch, eine Marke. Langweilig wird es jedenfalls nie, wenn solche Typen in der Nähe sind.

Auch in anderen Sportarten gibt es diese Enfants Terribles. Menschen, die nicht nur durch ihre äußere Erscheinung, sondern auch und vor allem wegen ihres Verhaltens und ihrer Taten für Schlagzeilen sorgen. Das sind so Typen, die ihren Sport pushen, denn dicke Schlagzeilen sind nie ganz verkehrt. Vor allem, wenn es sich um eine Randsportart handelt.

Diese Enfants Terribles haben häufig ihre ganz eigenen Geschichten. In ihren Lebensläufen gibt es meist mehrere Hochs und Tiefs. Sie sind eben nicht wie viele andere ständig im Gleichgewicht; bei ihnen schlagen die Emotions-Amplituden auch mal heftig aus. Da kann es bisweilen ganz schön kurios werden, wenn es Kokain statt Kräutertee in die Tasse gibt. Wie bei Mike Tyson zum Beispiel: Unvergessen, wie der Box-Star seinem Kontrahenten Evander Holyfield im Ring ein Stück Ohr abgebissen hat.

Oder zum Beispiel der gute, alte John McEnroe. In den 80er-Jahren feierte der US-Tennis-Rüpel seine größten Erfolge. Sein "Come on!" ließ meistens darauf schließen, dass er sich wieder mit einem Schiedsrichter anlegte. Seine Wutausbrüche, seine Pressekonferenzen, seine Leidenschaft - McEnroe war ganz sicher ein Exzentriker. Aber eben auch ein Typ, der Tennis als Sport in den Fokus rückte.

Ähnlich wie Dennis Rodman den Basketball. Der NBA-Star fiel einerseits in den Arenen als vielleicht bester Rebounder aller Zeiten auf, neben der Halle aber durch Eskapaden, bunte Klamotten und Drogendelikte. Verbotene Aufputschmittel gehörten bei den ganz großen Stars unter den Enfants Terribles wohl irgendwie dazu. Egal ob sie Rodman, Maradona oder Tyson heißen.

Nochmal: Man muss Typen wie John Daly nicht mögen, aber sie sind wenigstens Typen. Mit Ecken und Kanten, mit klaren Meinungen und deutlichen Aussagen. Das Beste daran: Sie sind wahre Künstler, denn so ein echtes Enfant Terrible wirst du nur, wenn du in deiner Zunft zu den Besten gehörst. So wie einst John Daly, immerhin zweifacher Majorsieger. Sein Rekordergebnis beim Gewinn der BMW International Open 2001 in Eichenried ist nach wie vor unerreicht. Daly ging mit 27 unter Par zur Siegerehrung!

Im September 2020 gab Daly bekannt, dass er an Blasenkrebs erkrankt sei. Er wisse nicht, was die Krankheit für ihn bedeute und wolle es nehmen, wie es kommt. Vom Golfspielen lässt er sich deswegen nicht abbringen. Daly spielte beim Sanford International, einem Event der PGA Champions Tour Mitte September 2020, also kurz nach der Diagnose, Runden von 68, 66 und 68. Er weiß also immer noch sehr gut, wo die Fahne steht.

Kurz danach tauchte der Kalifornier bei einem Benefiz-Turnier für im Krieg gefallene Navy Seals auf. Auf Bahn elf des Platzes in Glen Allen, Virginia, schoss Daly mal eben ein Hole in One - in bunter Bermuda-Short und barfuß. Seine Mitspieler flippten aus. Man muss sie nicht mögen diese Enfants Terribles, aber manchmal liefern sie Momente, die einfach nur außergewöhnlich sind.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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