Geschwister im Profisport, die gemeinsam erfolgreich sind, finden sich selten. Was den beiden ehemaligen deutschen Nationalspielern Uli und Dieter Hoeneß im Fußball, den US-Amerikanerinnen Serena und Venus Williams oder Mike und Bob Bryan als langjährige Weltranglistenerste im Doppel im Tennis einst gelang, bahnt sich möglicherweise auch im Golfsport ein neues Erfolgs-Familienduo an. Ähnlich wie einst Edoardo und sein Bruder Francesco Molinari bei den Herren, dominieren bei den Damen bis dato die beiden Geschwister Jessica und Nelly Korda die LPGA Tour der laufenden Saison. Nachdem die 28-jährige Jessica das erste Event der LPGA-Saison, das Diamond Resort Tournament, gewonnen hatte, legte zuletzt ihre jüngere Schwester nach. Bei der zweiten Veranstaltung des Jahres, beim Gainbridge LPGA, siegte Jessicas rund fünf Jahre jüngere Schwester Nelly.
Ein Familiencoup dieser Art mit zwei Siegen hintereinander ist eine Rarität. Auf der LPGA Tour ist dies zuvor erst ein Mal vorgekommen. Im Jahr 2000 war den schwedischen Geschwistern Charlotta und Annika Sörenstam ein solcher Familien-Serienerfolg gelungen. Aktuell sieht es danach aus, als ob sich die beiden in Florida geborenen Schwestern erstmals zusammen in der Weltspitze etablieren könnten. Jessica, die 2018 das erste Mal unter den Top Zehn der Damen-Golfweltrangliste geführt wurde, hat ihre zwischenzeitliche Durststrecke anscheinend wieder überwunden. Die Extrovertiertere der beiden Schwestern fuhr zu Jahresbeginn nach knapp drei Jahren ohne Erfolg ihren sechsten LPGA-Titel ein. Und kehrte damit zu Jahresbeginn wieder in den Kreis der besten 20 Golferinnen zurück.
Bei Nelly läuft es indes seit Monaten konstant gut. Die Erfolgsgeschichte der US-amerikanischen Solheim-Cup-Spielerin von 2019 hat ungefähr zu jenem Zeitpunkt an Fahrt aufgenommen, als die Form bei ihrer älteren Schwester zeitweise stagnierte. Nach Nellys erstem LPGA-Erfolg 2018 folgten ein Jahr drauf zwei weitere Titel, die sie ersmalig unter die Top Zehn spülten. Spätestens nach ihrem geteilten zweiten Platz im September 2020 beim ANA Insoiration zählt das Talent zu den absoluten Top-Stars des Damengolf. Nachdem die ruhige und besonnene Proette mit ihrem langjährigen Trainer David Whelan 2020 intensiv an der Verbesserung ihrer Putt-Technik gearbeitet hat, sprang am Lake Nona ihr vierter LPGA-Sieg heraus. In dieser Form scheint es nur eine Frage der Zeit, bis Nelly der erste Major-Erfolg gelingen dürfte.
Familienerfolge und Bocksprünge
Den Geschwistern mit tschechischen Wurzeln ist der sportliche Erfolg gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Mutter Regina und Vater Petr waren einst erfolgreiche Tennisprofis. Und auch Sebastian Korda (20), der Youngster der Familie, ist im Tennis mit jungen Jahren bereits in die Top 100 vorgestoßen.
Vater Petr, der einst die Nummer zwei der Tennis-Weltrangliste war und unter anderem einen Grandslam-Sieg verbuchte, fiel zu seiner aktiven Zeit neben seiner kantigen und kämpferischen Spielweise auch mit außergewöhnlichen Jubelgesten auf. Der beim Publikum beliebte tschechische Daviscup-Spieler setzte nach Siegen oder gelungenen Ballwechseln relmäßig zu seinen legendären Scherensprüngen an. Der sogenannte "Korda Kick" war sein Markenzeichen. Als Caddie seiner beiden Töchter einst behilflich, hat Petr diese Sprungtechnik auch Nelly und Jessica beigebracht. Man darf also gespannt sein, ob man derartige Sieger-Bocksprünge wie zuletzt beim Sieg von Nelly 2019 bei den Womens Australian Open beobachtet, bald regelmäßig zu sehen bekommt. Die Wahrscheinlichkeit ist angesichts der jüngsten Korda-Siegesserie jedenfalls derzeit höher denn je.