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Tour-Rückblick

Kieffer krönt sich und Poulter poltert

Maximilian Kieffer feiert nach unzähligen Versuchen den lang ersehnten ersten Titelgewinn auf der DP World Tour. Ian Poulter fühlt sich dagegen ungerecht behandelt von seiner ehemaligen Heimattour. Der Rückblick aufs Wochenende.

22. August 2022

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Knapp acht Jahre hat Golf-Deutschland auf diesen Moment gewartet. Mit Maximilian Kieffer konnte endlich wieder ein deutscher Spieler auf der DP World Tour (ehemals European Tour) gewinnen – die Durststrecke ist beendet! Weniger zu feiern hatte Ian Poulter, dem der Zugriff auf Videomaterial verwehrt blieb. Der Rückblick:

DP World Tour


(Takashi Ohagen und Maximilian Kieffer, Photo by Ross Kinnaird/Getty Images)

Am Ende konnte er nur noch zusehen. Maximilian Kieffer hatte am Finaltag des D+D Real Czech Masters seine Arbeit verrichtet und wartete nach einer 66 (-6) als Führender im Clubhaus auf der Driving Range. Sich auf ein mögliches Playoff vorbereitend, verfolgte Kieffer von dort aus auf dem Handy, was auf den letzten Löchern des wegen starker Regenfälle auf drei Runden verkürzten Events passierte. Und es entwickelte sich zu seinen Gunsten. Gavin Green, Führender nach zwei Runden, hatte auf der 18 ein Birdie-Putt zum Einzug ins Playoff. Der Ball des Malaysias lippte aus und damit stand fest: Erstmals seit 2014 gewinnt wieder ein Deutscher ein Turnier auf der DP World Tour.

"Es ist im Moment schwer zu sagen, was das bedeutet. Es ist großartig, ich bin ein wenig sprachlos." Kieffer hatte es endlich geschafft. Nach so vielen Anläufen durfte er endlich einen Titel in Europas erster Liga in den Händen halten. Zwei Mal im Verlauf seiner Karriere wurde er bereits in absoluten Marathon-Playoffs geschlagen. Bei der Open de Espana 2013 ging das Stechen über neun, bei der Austrian Open 2021 über fünf Löcher. Dazu gesellten sich zwei weitere zweite Plätze. Doch der inzwischen 32-jährige Kieffer, der seit 2010 Profi ist, gab niemals auf und arbeitete immer hart – auch in schwierigen Zeiten. "Immer weitermachen und sich anstrengen. Man hat gute und schlechte Tage, man muss die guten Tage genießen und an den schlechten Tagen muss man einfach durchhalten und weitermachen."

Und so stand er dann da, mit seiner ersten Trophäe in den Händen, nach zuvor 248 Starts ohne Titel. Für den Sieg erhielt er den mit Abstand größten Preisscheck seiner Karriere - knapp 300.000 Euro - und in der Saisonwertung ging es auf den 32. Rang vor. Auf Instagram zählte Marcel Siem zu den ersten Gratulanten. Also eben jener Spieler, der 2014 das BMW Masters gewann und knapp acht Jahre lang der letzte deutsche Sieger auf der DP World Tour war. Bleibt nur zu hoffen, dass der nächste Erfolg eines Deutschen nicht ganz so lange auf sich warten lässt. An Titelanwärtern mangelt es diesem Land nämlich keineswegs.

Bei all dem Jubel über Kieffers lang ersehnten Sieg, muss auch Marcel Schneiders starkes Ergebnis im Albatross Golf Resort gewürdigt werden. Der ebenfalls 32-Jährige schnupperte auch seinem Durchbruch und wurde am Ende geteilter Sechster. Für ihn war es das vierte Top-Ten-Ergebnis des Jahres, das Schneider auf den 61. Rang im DP World Tour Ranking vorspülte.

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Da staunte der ein oder andere nicht schlecht, als ihm der Name Ian Poulter in der Startliste des Czech Masters aufgefallen war. Der Engländer zählt zu den Spielern, die inzwischen auf der LIV Golf Series unterwegs sind und zuletzt entsprechend wenige bis keine regulären PGA-Tour- oder DP-World-Tour-Events spielten. Während sich die meisten LIV-Spieler von den beiden Touren fernhalten, nahm Poulter das Event bei Prag mit, während er auf das endgültige Ergebnis eines Rechtsstreits wartet, in dem es eben darum geht, ihn von der DP World Tour zu suspendieren.

Dass er aber nicht wirklich willkommen war, spürte er spätestens im Anschluss an das Czech Masters, das er immerhin auf dem geteilten 23. Rang beendete. Der 46-Jährige wollte nämlich mit den Followern auf seinen Social-Kanälen ein paar Eindrücke vom Event teilen, bekam den Zugang zu solchen aber wohl verwehrt. "Es tut mir wirklich leid, dass ich in Zukunft keine guten TV-Clips von uns vom Czech Masters oder anderen DP-World-Tour-Turnieren teilen kann, da die DP World Tour uns jegliches Material verweigert hat, das frei verfügbar war und das sie in der Vergangenheit gerne auf Anfrage geteilt hätten. Wir werden tun, was wir können, um Inhalte zu teilen, wie wir können. Sorry Freunde."

Noch im Juli äußerte sich Poulter zu seiner Situation und betonte, dass er gerne weiter auf der DP World Tour weiterspielen würde: "Ich fühle mich wohl in der Position, dass ich mich immer für die European Tour eingesetzt habe. Das war 24 Jahre lang meine Heimtour. Warum sollte sich das ändern?"

Dass er nun offensichtlich von seiner ehemaligen Heimtour schikaniert wird, zeigt, wie verhärtet die Fronten zwischen der DP World Tour und Poulter sind. Der mehrmalige Ryder-Cup-Spieler gehörte auch schon zu den Spielern, die eine 100.000 US-Dollar Strafe aufgebrummt bekamen, weil sie das erste LIV-Event spielten, ohne davor eine Freigabe der Tour erhalten zu haben. Nach dem Czech Masters sagte Poulter weiter: "Ich dachte, ich wäre immer noch ein Mitglied der DP World Tour, aber ich schätze, die haben andere Vorstellungen. Nun, eigentlich bin ich es, aber ich werde ganz anders behandelt als ein Mitglied. Tut mir leid, Fans, ich hoffe, dass wir alle so schnell wie möglich eine Lösung finden werden."

Challenge Tour


(Max Schmitt, Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Während auf der DP World Tour deutsche Siege in den vergangenen Jahren Mangelware waren, feierten Deutsche auf der Challenge Tour zuletzt im Wochentakt. Ein dritter Erfolg in Folge blieb bei der Dormy Open aber aus. Auch wenn es am Ende knapp war. Denn dieses Mal spielte Max Schmitt um den Titel mit. Am Finaltag gelang ihm mit einer 65 (-7) die geteilt beste Runde des Tages, die ihn auf ein Gesamtergebnis von 13 unter Par brachte. Damit fehlten dem 24-Jährigen nur zwei Schläge auf den Sieger Emilio Cuatero Blanco aus Spanien.

Für Schmitt bedeutete diese Woche in Stockholm aber trotzdem sein bestes Resultat auf der Challenge Tour jemals. Allein schon bei der German Challenge reichte es zwei Mal für den vierten Rang, das Podest erreichte der Mann vom GC Rheinhessen aber noch nie. Im Saisonranking ging es dank dieser starken Vorstellung vor auf den 42. Platz. Er ist damit einer von sechs Deutschen unter den Top 50. Die besten 20 qualifizieren sich am Ende der Saison für die DP World Tour.

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Ladies European Tour


(Nelly Korda, Credit: Tristan Jones/LET)

Bei der Aramco Team Series in Sotogrande wurden traditionsgemäß zwei Titel vergeben. Einer für die Gewinnerin der Einzelkonkurrenz und einer für das beste Team. In beiden Fällen hielt eine Korda-Schwester die jeweilige Trophäe in die Kamera. Während die ältere Schwester Jessica die Mannschaftswertung gewann, durfte sich Nelly über ihren ersten Einzeltitel in diesem Jahr freuen. Dabei sah nach zwei Tagen alles danach aus, als würde Jessica beide Trophäen mit nach Hause nehmen. Die mehrmalige LPGA-Siegerin ging nämlich mit sechs Schlägen Vorsprung ins Finale, wo sie zwischenzeitlich ein Zehn-Schläge-Polster auf ihre jüngere Schwester hatte.

Ein regelrechter Einbruch auf der einen und ein Birdie-Feuerwerk auf der anderen Korda-Seite sorgte letztlich aber dafür, dass die Titel gerecht auf beide Schwestern aufgeteilt wurden. Nelly Korda gewann mit drei Schlägen Vorsprung und freute sich im La Reserva Club de Sotogrande über ihren zweiten LET-Titel. Jessica Korda teilte sich die Freude über ihren zweiten Team-Titel bei einem Aramco Team Series Event mit ihren Team-Kolleg:innen Tereza Melecka, Noora Komulainen und Amateur Malcom Borwick.

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PGA Tour


(Patrick Cantlay, Photo by Andy Lyons/Getty Images)

Zehn Top-Ten-Resultate, darunter zwei verlorene Playoffs. Patrick Cantlay knabberte in dieser Saison schon länger an seinem ersten Einzelsieg 2022. Der sonst immer so eiskalt wirkende US-Amerikaner - Spitzname: Patty Ice – schien die vergangenen Monate ein wenig der Killer-Instinkt abhandengekommen zu sein. Bis zur BMW Championship in der vergangenen Woche. Beim vorletzten Event der FedExCup-Playoffs ging er gemeinsam mit Kumpel Xander Schauffele auf die letzte Runde. Mit eben jenem Landsmann gewann er das Team-Event, die Zurich Classic, in dieser Saison. An diesem Sonntag in Wilmington, Delaware, waren sie direkte Kontrahenten. Es mischten sich aber noch mehr Spieler in den Titelkampf ein. So spielte unter anderem der Weltranglistenerste Scottie Scheffler ganz vorne mit. Cantlays ärgster Rivale war aber Scott Stallings, der eine zwischenzeitliche Schwächeperiode von Titelverteidiger Cantlay ausnutzte und zu Beginn der Back Nine zwei Schläge vorne lag.

Auf den letzten acht Löchern zeigte Patty Ice jedoch wieder, was ihn schon so oft auszeichnete. In der entscheidenden Phase des mit 15 Millionen US-Dollar dotierten Events in Delaware behielt er die Nerven und notierte drei Birdies, um wieder die Kontrolle zu übernehmen. Schauffele und Scheffler waren abgehängt und auch Stallings konnte mit diesem Niveau nicht mithalten. Der 30-jährige Cantlay verteidigte als erster Spieler überhaupt einen Titel bei einem Playoff-Event erfolgreich. Der Sieg sorgte für einen Sprung auf den zweiten Rang im FedExCup. Auch diesen Pokal könnte der Kalifonier als erster Spieler erfolgreich verteidigen. Um den geht es in dieser Woche bei der Tour Championship, in die Scheffler als Führender der Saisonwertung mit einem Vorsprung von zwei Schlägen auf Cantlay ins Turnier geht. Wie schnell solche zwei Schläge aber aufgeholt sind, zeigte sich einmal mehr am Finaltag der BMW Championship im Wilmington Country Club.

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PGA Tour Champions


(Bernhard Langer, Photo by Ryan Young/Getty Images)

Es war eine gute Rückkehr für Bernhard Langer ins Turniergeschehen. Der 64-Jährige nahm sich zuletzt eine kleine Pause und spielte mit der Dick’s Sporting Goods Open sein erstes Event seit der Senior Open Ende Juli. Mit Runden von 71, 67 und 68 Schlägen im En-Joie Golf Club in Endicott, New York, feierte er sein erstes Top-Ten-Resultat seit Anfang Juni. Langer beendete das Turnier, das von Padraig Harrington gewonnen wurde, auf dem geteilten sechsten Rang. Im Charles Schwab Cup verlor der Hall of Famer einen Platz und belegt nun den achten Rang. Alex Cejka wurde geteilter Zehnter und ist im Charles Schwab Cup in die Top Ten vorgerückt.

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Die Ergebnisse der Deutschen:

  • PGA Tour Canada, Centreport Canada Rail Park Manitoba Open: Lukas Euler Alexander Herrmann CUT
  • Challenge Tour, Dormy Open: Max Schmitt T3, Max Rottluff T12, Nick Bachem T17 und Felix Katzy, Freddy Schott, Maximilian Herrmann, Alexander Knappe, Marc Hammer, Timo Vahlenkamp, Dominic Foos Allen John CUT
  • Ladies European Tour, Aramco Team Series Sotogrande: Sophie Witt & Leonie Harm T22, Chiara Noja T30, Olivia Cowan T36, Caroline Masson T39, Sophia Popov T57 und Laura Fünfstück, Karolin Lampert Leticia Ras-Anderica CUT
  • PGA Tour Champions, Dick’s Sporting Good: Bernhard Langer T6 und Alex Cejka T10
  • DP World Tour, Czech Masters: Maximilian Kieffer 1., Marcel Schneider T6 und Jannik de Bruyn T23
  • Korn Ferry Tour, Albertsons Boise Open: Jeremy Paul & Matti Schmid T37 und Yannik Paul & Hurly Long CUT

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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