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Tour-Rückblick

Emotionaler Heisele und 'Heulsuse' McIlroy

Sebastian Heisele verabschiedet sich mit einer Top-Leistung überraschend von der Profi-Bühne und Rory McIlroy wird von einem PGA-Tour-Kollegen angegangen. Der Rückblick aufs Wochenende.

31. Oktober 2022

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Traurig schön. So ließ sich Sebastian Heiseles Woche in Portugal vermutlich am besten zusammenfassen. Wie sich nach seinem Interview am Samstag nämlich herausstellte, war es sein letzter Auftritt auf der DP World Tour - und er präsentierte sich nochmals von seiner besten Seite. Nicht unbedingt von seiner besten Seite präsentierte sich ein PGA-Tour-Profi, der den Weltranglistenersten Rory McIlroy verbal anging. Der Rückblick:

DP World Tour


(Sebastian Heisele, Photo by Johannes Simon/Getty Images)

"Morgen ist meine letzte Runde und ich bin nur hier, um es zu genießen." Als Sebastian Heisele nach einer 65 (-6) an Tag drei des Portugal Masters vor das Mikrofon der DP World Tour trat, ahnte niemand, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. Denn der von Rang drei in die Finalrunde startende Deutsche machte an diesem Samstag in Vilamoura sein Karriereende öffentlich. "Ich werde als Trainer weitermachen", sagte Heisele, der nur mit einem Sieg beim letzten regulären Event die Tourkarte gehalten hätte. "Vor zwei Wochen habe ich mein Zertifikat erhalten, und das werden glückliche Tage für mich sein, denn ich habe meine Zeit hier geliebt, aber das war's dann auch schon."

Selbst ein Titelgewinn hätte wohl nichts an der Entscheidung des 34-Jährigen geändert. Wie schwer ihm dieser Schritt fiel, sich nach zehn Jahren im Profigeschäft zu verabschieden, wurde im Interview deutlich, als er schluchzend sagte: "Ich würde sagen, ich bin mehr ein Wandergeselle als alles andere. Es bedeutet einfach viel, mit einer guten Woche abzuschließen." Nach einer 69 (-2) am Finaltag wurde Heisele geteilter Fünfter, erzielte damit sein erstes Top-Ten-Ergebnis der Saison und sicherte sich den größten Preisscheck seiner Profikarriere (77.584,99 Euro). Es war also ein positives Ende einer Profilaufbahn, in der Heisele unter anderem einen Titel auf der Challenge Tour gewann und bei der KLM Open 2017 sein bestes Ergebnis in Liga eins feierte (Dritter). Und als Trainer bleibt der viermalige Pro-Golf-Tour-Sieger dem Sport weiter verbunden.

Auf der anderen Seite der Karriereleiter befindet sich Hurly Long, der sich beim Portugal Masters gemeinsam mit Landsmann Heisele den fünften Rang teilte. Der 27-jährige Rookie erreichte damit zum achten Mal in dieser Saison die Top Ten und verbesserte sich auf den 22. Rang im DP World Tour Ranking. Marcel Schneider beendete das Portugal Masters als dritter Deutscher unter den Top Ten (T8). Für ihn ging es vor auf Platz 47 in der Saisonwertung.

Weitere Tränen wurden am Sonntag verdrückt, als Jordan Smith seinen ersten Sieg auf der Tour seit seinem Erfolg bei der Porsche European Open 2017 holte. Der Engländer gewann das mit zwei Millionen US-Dollar dotierte Event souverän mit einem Gesamtergebnis von 30 unter Par und drei Schlägen Vorsprung auf Gavin Green aus Malaysia. "Es ist einfach unglaublich", so Smith, der mit seinem Siegerergebnis den Rekord von Ernie Els unterbot, jedoch nicht in den Geschichtsbüchern landete, da mit Besserlegen gespielt wurde. "Es war eine lange Durststrecke in diesen fünf Spielzeiten, ich habe es einfach herausgezögert, und heute habe ich es endlich über die Linie geschafft. Ich bin überglücklich." Dank des Sieges ist der 29-Jährige unter die Top Ten im DP World Tour Ranking vorgerückt.

Wichtige Entscheidungen fielen jedoch nicht nur an der Spitze des Leaderboards. Da das Portugal Masters für die meisten DP-World-Tour-Spieler die letzte Gelegenheit war, Punkte für die Gesamtwertung zu sammeln, ging der Blick auch nach unten im Ranking. Denn hier entschied sich, wer die Tourkarte halten würde und wer den Weg über die Q-School antreten muss. Als letzter Spieler rutschte der Spanier Sebastian Garcia Rodriguez unter die Top 117. Nicht ganz reichte es für den Italiener Renato Paratore, der in Portugal zwar mit einem Top-20-Ergebnis überzeugte, jedoch über die Saison hinweg drei Punkte zu wenig sammelte und daher seine Tourkarte vorerst abgeben muss. Gleiches gilt für Marcel Siem, der das DP World Tour Ranking als 132. abschloss.

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LIV Golf Series


(Charlie Beljan, Photo by Jamie Squire/Getty Images)

"Ich glaube, es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich in gewisser Weise verraten fühle." In einem kürzlich im Guardian veröffentlichten Interview drückte Rory McIlroy einmal mehr seine Enttäuschung gegenüber der Entscheidung einiger seiner Ryder-Cup-Kollegen aus, sich der LIV Golf Series anzuschließen und damit das Risiko einzugehen, nicht mehr Teil des Kontinentalvergleichs sein zu können. "Ich würde gerne glauben, dass der Ryder Cup für sie genauso wichtig ist wie für mich. Vielleicht tut er das auch. Aber wenn ich wüsste, welche Konsequenzen das haben könnte, könnte ich diese Entscheidung niemals treffen." McIlroy gilt seit Beginn an als klarer Verfechter der PGA sowie DP World Tour und positionierte sich immer wieder deutlich gegen die von Greg Norman geführte LIV-Serie.

Während viele Kollegen McIlroys Rolle als Wortführer befürworten, erntet der Nordire auch immer wieder Kritik aus der Golfblase. So meldete sich am Wochenende mit Charlie Beljan ein ehemaliger PGA-Tour-Sieger zu Wort und kommentierte einen Facebook-Post zu McIlroys besagtem Interview. "Die größte Heulsuse, die es gibt", so die Aussage des 38-jährigen US-Amerikaners, der seinen letzten Cut auf der PGA Tour im Februar 2021 überstand. Dass McIlroy auch mal Gegenwind zuweht, ist er nach den vergangenen Monaten mit jeder Menge LIV-Kontroversen gewohnt. Und so dürfte er auch eine solche Aussage von einem (Ex-)Kollegen verkraften. Fest steht jedoch: Ruhig wird es rund um diese LIV-Thematik vermutlich länger nicht.

Aber auch sportlich wollen wir auf die Serie blicken, die am Wochenende in Miami ihren Saisonhöhepunkt abhielt. Bei der Team Championship stand einzig der Teamwettbewerb im Fokus und mit den 4 Aces GC, angeführt von Kapitän Dustin Johnson, triumphierte das Quartett, das bereits die gesamte Saison über am meisten Teamwertungen für sich entschied. Johnson, Patrick Reed, Talor Gooch und Pat Perez qualifizierten sich für die Finalrunde am Sonntag, in der alle Teammitglieder zu einem Zählspiel-Gesamtscore beitrugen. Hier hatte 4 Aces einen Schlag Vorsprung auf Punch GC, bei denen Kapitän Cameron Smith mit einer 65 (-7) die beste Runde des Tages spielte.

Dank des Teamerfolgs im Trump National Doral gingen Johnson und Co. mit einem Preisscheck in Höhe von 16 Millionen US-Dollar nach Hause. Damit schraubte Johnson ganz nebenbei seine Gesamteinnahmen in der ersten Saison der LIV Golf Series auf mehr als 35 Millionen US-Dollar (Antrittsprämien nicht inkludiert).

Martin Kaymers Team Cleeks GC schied im Halbfinale aus. Der Deutsche war zunächst für das Finalevent gemeldet und in Miami vor Ort, musste jedoch kurzfristig wegen einer Handgelenksverletzung absagen.

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PGA Tour


(Seamus Power und Ben Griffin, Photo by Andy Lyons/Getty Images)

Ein verrücktes Finale bekamen die Zuschauer bei der Bermuda Championship geboten. Mit fünf unter Par nach elf Löchern erarbeitete sich Ben Griffin einen Zwei-Schläge-Vorsprung und sah fast schon wieder der sichere Sieger aus, ehe er sich mit vier Bogeys sowie einem Doppel-Bogey aus dem Titelkampf verabschiedete. Der 26-jährige US-Amerikaner stand kurz davor, eine ganz besondere Geschichte zu schreiben, hatte er noch vor gut einem Jahr als Kreditsachbearbeiter gearbeitet und wäre mit diesem Sieg ins Feld des Masters gerutscht. "Es war eine tolle Woche", sagte Griffin, nachdem er geteilter Dritter wurde.

"Ich hasse es, das Turnier so zu beenden, wie ich es getan habe", erklärte Griffin weiter. "Je mehr Erfahrung ich sammle, desto wohler werde ich mich fühlen." Mit etwas mehr Erfahrung war der Ire Seamus Power ausgestattet. Der 35-Jährige blieb auf den letzten Löchern zwar auch nicht fehlerfrei, konnte auf dem Port Royal Golf Course aber seinen zweiten PGA-Tour-Titel holen. "Ich wusste, dass es schwer werden würde, und das war es auch", so Power, der dank dieses Erfolgs auf Platz 32 in der offiziellen Weltrangliste vorrückte. "Ich bin froh, dass ich es geschafft habe." Mit einem Schlag Rückstand wurde der Belgier Thomas Detry Zweiter.

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Die Ergebnisse der Deutschen:

  • PGA Tour, Bermuda Championship: Matti Schmid 61. und Stephan Jäger CUT
  • DP World Tour, Portugal Masters: Sebastian Heisele & Hurly Long T5, Marcel Schneider T8, Nicolai von Dellingshausen T34, Marcel Siem T43 und Yannik Paul T63

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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