15-jähriger Ukrainer will hoch hinaus

Wir überlegen kurz, was wir mit 15 Jahren gemacht haben und stellen fest: Wir waren ziemlich weit von dem Lebensentwurf entfernt, den der Ukrainer Lev Grinberg für sich erstellt hat. Der 15-Jährige will irgendwann mal der beste Golfer der Welt sein. Dass er in dieser Woche das zweite Jahr in Folge bei der belgischen Open mitspielt, unterstreicht diese Ambitionen. Die Vorschau:

DP World Tour

"Hallo, ich bin Lev Grinberg und mein ultimatives Ziel ist es, die Nummer eins der Welt im Golf zu werden und den Ryder Cup für Europa zu spielen." Diese Worte begrüßen einen, wenn man Lev Grinbergs Homepage besucht. Es sind ambitionierte Ziele, die der gerade mal 15-Jährige aus der Ukraine formuliert. Allein, dass Grinberg in diesem Alter schon über eine eigene Homepage verfügt, hat Seltenheitswert. Zurückhaltung sieht anders aus. Doch der im November 2007 in Kiew geborene Amateurgolfer will hoch hinaus. Und diese Lebenseinstellung trägt er nach außen.

An idyllic setting in Belgium ready for the 2023 Soudal Open ????#TheViewsBetterFromHere | @OfficialMauiJim pic.twitter.com/yX13OEKaUE

— DP World Tour (@DPWorldTour) May 10, 2023

Dass Grinberg zu den verheißungsvollsten Nachwuchsgolfern weltweit zählt, hat er vor allem seinem Vater Illya zu verdanken. Der unternahm früher häufiger Geschäftsreisen nach Belgien, wo er seinen Sohnemann gerne mitnahm. Hier nahm Grinbergs Golfkarriere so richtig Fahrt auf. Schon zuvor gewann er in seinem früheren Heimatclub in Kiew erste Junior-Events. Doch wirklich gefördert wurde er dann im Rinkven International Golf Club in Antwerpen. Für die ersten Schlagzeilen sorgte Grinberg 2021, als er sich im Alter von 13 Jahren für die Final Stage des US Open Qualifying qualifiziert hatte. Im vergangenen Jahr feierte er dann sein DP-World-Tour-Debüt. Bei der Soudal Open in seinem Heimatclub in Antwerpen erhielt er einen Startplatz und zahlte diesen mit einer besonderen Geschichte zurück: Als zweitjüngster Spieler jemals überstand er den Cut bei einem DP-World-Tour-Event.

"Lev ist ein begnadeter junger Sportler mit klaren Ambitionen (die Nummer eins der Welt zu werden) und lebt diesen Traum mit Disziplin, harter Arbeit und mentaler Stärke", heißt es auf seiner Webseite weiter. In dieser Woche schlägt Grinberg mit einem Handicap von +5 zum zweiten Mal bei der Soudal Open in seiner neuen Heimat ab. Erneut werden die Augen auf ihn gerichtet sein. Viele erfolgreiche Golfer brachte die Ukraine noch nicht hervor. Grinberg ist tatsächlich der einzige im OWGR geführte Golfer aus der Ukraine. In Kombination mit der aktuellen humanitären wie auch politischen Lage in seinem Heimatland erhält seine Geschichte eine weitere Ebene, die ihn noch mehr ins Scheinwerferlicht rückt. Doch diese erhöhte Aufmerksamkeit scheint ihn nicht zu stören. Zumindest lassen dies seine öffentlich geäußerten Karriereziele nicht vermuten.

Back in Belgium for the @SoudalOpen ?? #SoudalOpen pic.twitter.com/VgE8PLIFW8

— DP World Tour (@DPWorldTour) May 9, 2023

Grinberg spielt die ersten beiden Runden der Soudal Open unter anderem an der Seite von Stephen Gallacher. Der Hintergrund ist klar: Der Schotte ist Kapitän des europäischen Junior Ryder Cup Teams. Und Grinberg steht weit oben auf Gallachers Liste für den anstehenden Kontinentalvergleich Ende September in Rom. Vor den Augen des Captains kann sich der Youngster in seinem Heimatclub nun von seiner besten Seite zeigen. Wer Nummer eins der Welt werden möchte, sollte unter Druck performen können.

Von ihrer besten Seite wollen sich auch die neun deutschen Teilnehmer bei dem mit zwei Millionen US-Dollar dotierten Event präsentieren. Vor allem Marcel Siem hofft nach einer verkorksten Finalrunde in Italien an seine eigentlich starke Form in dieser Saison anzuknüpfen. Neben seinem Sieg in Indien erreichte der 42-Jährige schon sechs Mal die Top 25. Mit Nick Bachem schlägt ein weiterer deutscher Saisonsieger ab. Zudem sind Velten Meyer, Maximilian Schmitt, Hurly Long, Alexander Knappe, Nicolai von Dellingshausen, Maximilian Kieffer und Freddy Schott am Start. Kieffer reist mit einem hervorragenden fünften Platz im Gepäck nach Antwerpen.

PGA Tour Champions

Das erste von fünf Champions-Majors steht an. Die Regions Tradition macht den Anfang, bevor die Senior PGA Championship in zwei Wochen nachzieht. So manch ein Senior hat sogar drei Majors hintereinander vor sich. Spieler wie Padraig Harrington oder Steven Alker sind nämlich auch für die PGA Championship startberechtigt. Eine gute Woche in Birmingham, Alabama, würde die intensive Serie etwas erleichtern. Bei der Regions Tradition werden insgesamt 2,5 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Titelverteidiger ist Steve Stricker, der auch den Charles Schwab Cup anführt und daher als Top-Favorit im Greystone G&CC abschlägt.

Mit Bernhard Langer und Alex Cejka konnten auch schon zwei Deutsche die Regions Tradition gewinnen. Langer war zwei Jahre in Folge erfolgreich (2016 & 2017) und Cejka feierte 2021 seinen ersten Major-Sieg in Birmingham. Beide erreichten in der vergangenen Woche die Top Ten und dürften daher auch in dieser Woche ein Wörtchen um den Titel mitreden wollen.

Ladies European Tour

Nach einer knapp zweimonatigen Pause kehren die Damen der Ladies European Tour zurück. Und sie hätten sich kaum einen schöneren Ort aussuchen können als den Evian Resort Golf Club am Genfersee in Frankreich. Hier findet mit der Evian Championship Ende Juli das einzige Major in Kontinentaleuropa statt. In dieser Woche können sich einige der Damen bei der Jabra Ladies Open unter Wettkampfbedingungen auf diesen Höhepunkt vorbereiten. Insgesamt geht es um 300.000 Euro Preisgeld und mit Tiia Koivisto will eine Finnin ihren Titel verteidigen.

Während auf der DP World Tour viele Augen auf den 15-jährigen Grinberg gerichtet sind, sorgt in Évian-les-Bains eine noch jüngere Amateurin für Schlagzeilen. Mit Louise Uma Landgraf ist nämlich jene 14-Jährige am Start, die im vergangenen Monat ein Event der LET Access Series in ihrer Heimat gewann und damit Geschichte schrieb - als jüngste Siegerin auf einer Damentour jemals. Etwas älter, aber ebenfalls noch sehr jung, ist Chiara Noja. Die 17-Jährige holte im vergangenen Jahr ihren ersten LET-Titel und belegt in ihrer Rookie-Saison Rang neun im Gesamtranking. Sie ist eine von sieben deutschen Starterinnen: Sophie Witt, Patricia Isabel Schmidt, Alexandra Försterling, Laura Fünfstück, Helen Tamy Kreuzer und Karolin Lampert.

LPGA Tour

Eine Woche, nachdem Thailand sich die International Crown sicherte, steht in New Jersey wieder ein reguläres LPGA-Event an. Der Founders Cup wurde 2011 ins Leben gerufen, um die 13 Gründungsmitgliederinnen der LPGA Tour zu ehren. Im ersten Jahr wurde das Preisgeld noch gespendet. In dieser Woche gehen insgesamt drei Millionen US-Dollar über die Theke. Die Gewinnerin erhält 450.000 US-Dollar. Im vergangenen Jahr war dies Minjee Lee, die in der vergangenen Woche mit ihren australischen Teamkolleginnen erst im Finale der International Crown unterlag. Die Titelverteidigerin ist eine von acht Top-Ten-Spielerinnen im Feld. Einzig Brooke Henderson und Hyoo Joo Kim lassen das 72-Löcher-Event aus.

Aus Deutschland sind mit Esther Henseleit, Aline Krauter und Polly Mack drei Damen dabei. Henseleit sammelte als einzige der drei schon Erfahrung im Upper Montclair CC in Clifton. Wirklich erfolgreich war sie hier aber noch nicht. Bei ihren beiden Teilnahmen verpasste sie den Cut. Gerne würde sie diesem Trend sowie ihrer aktuellen Form - zwei verpasste Cuts in Folge - entgegenwirken. Selbiges gilt für Krauter und Mack, die ebenfalls seit der Lotte Championship Mitte April kein Preisgeld mehr sammelten.

Die Deutschen im Einsatz:

• PGA Tour, AT&T Byron Nelson: Stephan Jäger und Matti Schmid
• PGA Tour Champions, Regions Tradition: Alex Cejka und Bernhard Langer
• DP World Tour, Soudal Open: Velten Meyer, Maximilian Schmitt, Nick Bachem, Hurly Long, Alexander Knappe, Marcel Siem, Nicolai von Dellingshausen, Maximilian Kieffer und Freddy Schott
• LPGA Tour, Cognizant Founders Cup: Esther Henseleit, Polly Mack und Aline Krauter
• Ladies European Tour, Jabra Ladies Open: Sophie Witt, Patricia Isabel Schmidt, Alexandra Försterling, Laura Fünfstück, Helen Tamy Kreuzer, Karolin Lampert und Chiara Noja
• LIV Golf League, Tulsa: Martin Kaymer