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Tour-Rückblick

Driver-Drama und deutscher Sieg

Anne Van Dam muss ohne Driver ins Playoff und Maximilian Rottluff feiert in Schweden seinen zweiten Saisonsieg. Der Tour-Rückblick:

04. September 2023

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Wenn man mehrere Jahre auf einen Sieg wartet und es dann mit einem Birdie am letzten Loch ins Playoff schafft, dann soll eine Sache bitte nicht passieren: Der Driver zerfällt. Genau dieses unglückliche Schicksal erlitt jedoch Anne Van Dam am Wochenende. Ob es am Ausgang des Turniers etwas änderte, steht im Konjunktiv. Gut von ihrem Driver geträumt haben wird sie aber definitiv nicht. Der Tour-Rückblick:

Ladies European Tour

Anne Van Dam (Credit: Tristan Jones / LET)

Es gibt nie einen passenden Moment, den Schlägerkopf seines Drivers zu verlieren. Einen ungünstigeren als ihn Anne Van Dam bei der Women’s Irish Open erwischte, fällt uns aber auch nicht ein. Die Niederländerin hatte sich gerade mit einem Birdie auf der 18 einen Platz im Stechen erarbeitet, als das Driver-Drama seinen Lauf nahm: Van Dam befand sich auf dem Beifahrersitz eines Golfcarts, das von einer Offiziellen der Ladies European Tour in Richtung 18. Abschlag - also erstem Extra-Loch - gefahren wurde. Das Cart bog vom Fairway ab und fuhr unter ein Seil, das Van Dams Driver erwischte und ihr Bag vom Wagen zog.

Was zunächst wie ein kleines Malheur aussah, entpuppte sich als Unfall mit schweren Folgen: Als Van Dam und die Offizielle nämlich die Tasche vom Boden aufhoben, war der Schaft ihres Drivers gebrochen und der Schlägerkopf blieb im Gras liegen. Die 27-Jährige konnte ihr Pech kaum fassen. Da stand sie im Dromoland Castle vor ihrem ersten Titelgewinn seit knapp vier Jahren und kurz vor Beginn des Playoffs verliert sie ihre stärkste Waffe im Bag. Van Dam zählt zu den besten Drivern auf der Tour und kann den Ball meilenweit schlagen. Auf dem abschließenden Par 5 hätte sie sich einen riesigen Vorteil erspielen können.

So musste sie jedoch zu ihrem Holz 3 greifen. Obwohl sie nach den Regeln die Möglichkeit gehabt hätte, einen neuen Driver ins Bag zu nehmen, entschied sie sich dagegen. Wahrscheinlich auch, weil in dieser kurzen Zeit einfach kein Ersatz hätte besorgt werden können. Kurioserweise haute Van Dam trotzdem den längsten Abschlag auf dem ersten Extra-Loch, fand das Fairway und legte anschließend ihre Annäherung knapp 3,5 Meter an den Stock. Sollte das Driver-Drama ein Happy End haben? Aus Van Dams Sicht leider nein. Kurz vor der Niederländerin lochte die Dänin Smilla Tarning Soenderby zum Eagle ein und setzte Van Dam damit unter Druck. Diesem hielt sie nicht stand. Sie verschob ihren Putt und musste sich mit dem geteilten zweiten Rang begnügen.

Auch wenn Van Dam ihre Titelchance letztlich auf dem Grün verspielte, stand die Beziehung zu ihrem Driver in der vergangenen Woche unter keinem guten Stern. Der Schläger, der kurz vor dem Playoff zu Bruch ging, war bereits eine Ersatzversion. Van Dams Driver hatte nämlich den Flugtransport nach Irland nicht schadlos überstanden und somit musste die fünfmalige LET-Siegerin ohnehin schon improvisieren. Unter diesen Umständen geteilte Zweite zu werden, ist bemerkenswert genug. Doch auch Van Dam wird sich sicherlich gedacht haben: "Was wäre gewesen, wenn…"

Feiern durfte dafür die 23-jährige Soenderby. Die Dänin war als geteilte 21. in die Finalrunde gestartet und zauberte am Sonntag eine 62 (-10) auf die Wiese des Dromoland Castles. Zwei Stunden musste sie im Clubhaus auf die letzte Gruppe warten, aus der mit Van Dam und Lisa Petterson aus Schweden zwei Spielerinnen mit ihr gleichzogen. Das Eagle auf dem ersten Extra-Loch war die Krönung einer unfassbaren Finalleistung von Soenderby, für die es der erste Sieg auf der Ladies European Tour war. "Ich wusste, dass ich auch niedrig scoren kann, und ich wusste, dass es heute kommen würde", so die Siegerin, die 60.000 Euro erhielt.

Beste Deutsche bei der Women’s Irish Open war Laura Fünfstück auf dem geteilten 14. Rang. Sophie Witt kam als geteilte 21. ins Ziel.

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Challenge Tour

Maximilian Rottluff (Photo by Johannes Simon/Getty Images)

Zweiter Saisonsieg inklusive eines Hole-in-Ones: Diese Woche wird Maximilian Rottluff niemals vergessen. Bei der Indoor Group Golf Challenge in Schweden gelang ihm am zweiten Tag ein Hole-in-One auf dem Weg zu einer fantastischen 64 (-7) im Landeryds Golfklubb. Mit dieser Leistung klopfte er bereits oben an und auch am Wochenende hielt sich der 30-Jährige stets im Titelkampf. Die Finalrunde begann Rottluff mit einem Schlag Rückstand auf den Führenden Jeppe Kristian Andersen aus Dänemark. Diesen ließ der Deutsche aber recht schnell hinter sich. Auf den Front Nine notierte der Mann vom GC Hubbelrath sechs Birdies und ging so mit einem komfortablen Vorsprung von vier Schlägen auf die Back Nine.

Auf den Löchern 13 und 15 ließ Rottluff weitere Birdies folgen und der einzige Fehler unterlief ihm auf der 17, wo er ein Doppel-Bogey kassierte. Am Ausgang änderte dieses Ergebnis jedoch nichts: Rottluff gewann mit einem Gesamtergebnis von 21 unter Par souverän mit drei Zählern Vorsprung auf die Verfolger. "Das ist phänomenal, und ich bin sehr glücklich", sagte Rottluff, für den es der zweite Saisonsieg nach seinem Erfolg bei der UAE Challenge Anfang Mai war. "Ich habe in letzter Zeit wirklich gutes Golf gespielt, und das ist ein tolles Gefühl. Der Sieg in Abu Dhabi war ein Meilenstein, denn er hat mich den Zielen, die ich mir für diese Saison gesteckt habe, nähergebracht, und dieser Sieg bringt mich wieder ein Stückchen näher."

Rottluffs Ziel lautet natürlich Aufstieg. Die Top 20 am Ende der Saison erhalten die DP-World-Tourkarte. Nach dem Sieg in Schweden findet sich Rottluff auf dem neunten Rang wieder. Sechs Turniere sind in dieser Saison noch zu spielen. Gut möglich also, dass wir 2024 ein neues deutsches Gesicht in Liga eins sehen werden.

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DP World Tour

Ludvig Aberg (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Der Ryder Cup war vor dem Omega European Masters das beherrschende Thema, blieb es im Verlauf des Events und ist es auch noch im Nachhinein. Dafür sorgte allen voran der Sieger im Crans-sur-Sierre GC. Mit Ludvig Aberg konnte nämlich einer derjenigen gewinnen, die ohnehin schon auf Luke Donalds potenzieller Wild-Card-Liste auftauchten und nun auf den letzten Drücker ein richtig dickes Ausrufezeichen setzen konnten. Der 23-jährige Schwede spielte erst sein sechstes Turnier auf der DP World Tour, wurde aber seinen Vorschusslorbeeren, die er aus seiner College-Zeit in den USA mitbrachte, gerecht und sicherte sich den Titel in den Schweizer Alpen dank vier Birdies auf den letzten fünf Löchern.

"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, es ist ein ziemlich surreales Gefühl, um ehrlich zu sein", sagte Aberg, der mit diesem Sieg unter die Top 50 des Race to Dubai Rankings vorrückte. "Natürlich bin ich super, super glücklich. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffen kann, aber es jetzt zu tun, ist ziemlich cool."

Der Youngster ist erst seit Juni Profi, erreichte in dieser Zeit aber bereits vier Mal die Top 25 auf der PGA Tour und wurde geteilter Vierter beim Czech Masters. Jetzt also der Sieg in einem Titelkampf mit US-Open-Champion Matt Fitzpatrick, dem späte Bogeys unterliefen. Obwohl noch keine Major-Teilnahme in seiner Vita steht, würde es einen sehr wundern, wenn Kapitän Donald bei seiner Verkündung am Montagnachmittag nicht den Namen "Ludvig Aberg" von seiner Liste vorliest.

Nicht auf einen Captain’s Picks hoffen müssen Robert MacIntyre und Fitzpatrick. Beide sicherten sich beim Omega European Masters das Ticket für Rom. Der deutsche Ryder-Cup-Hoffnungsträger muss dagegen bangen. Yannik Paul präsentierte sich in der Schweiz zwar erneut in Top-Form (T20), hat jedoch jede Menge namhafte Konkurrenz, gegen die er sich bei den Wild Cards durchsetzen muss.

Sechs Plätze sind noch frei. Folgende Spieler sind in der engeren Auswahl: Tommy Fleetwood, Sepp Straka, Justin Rose, Shane Lowry, Adrian Meronk, Seamus Power, Alex Noren, Victor Perez, Pablo Larrazábal, Alexander Björk, Nicolai Höjgaard und der jüngste Champion Ludvig Aberg. Für wen sich Donald letztlich entscheidet, erfahren wir Montagnachmittag.

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LPGA Tour

Chanettee Wannasaen (Photo by Steve Dykes/Getty Images)

From Zero to Hero. Klingt vielleicht etwas despektierlich, denn eine Null war Chanettee Wannasaen ganz gewiss nicht. Und doch passt diese Überschrift recht gut. Denn auf der LPGA Tour kannte die Thailänderin noch kaum jemand. Wie auch? Die 19-Jährige spielt ihre Rookie-Saison und verpasste neun Cuts in Folge. Wannasaen war als Nummer 367 der Welt zur Portland Classic gereist und hatte sich erst über den Monday Qualifier qualifiziert. Vor der Woche wird diese Teenagerin also vermutlich niemand auf dem Zettel gehabt haben. Nach vier Runden im Columbia Edgewater in Portland kennt sie aber plötzlich die gesamte Golfwelt.

Wannasaen spielte eine absolute Traumrunde am Sonntag. Zwischen den Löchern drei und sieben notierte sie vier Birdies und ein Eagle. Auf den Back Nine kamen drei Birdies hinzu. Mit einer fehlerfreien 63 (-9) stürmte der Rookie zu ihrem souveränen ersten LPGA-Titel und dem Siegerscheck in Höhe von 225.000 US-Dollar. "Ich bin wirklich stolz auf mich, denn ich habe wirklich hart für die Trophäe gearbeitet", so die Siegerin, die als erste Spielerin seit Brooke Henderson (2015) als Montagsqualifikantin ein LPGA-Turnier gewinnen konnte. Mit dem Gesamtergebnis von 26 unter Par stellte sie ganz nebenbei einen neuen Turnierrekord auf. Thailand hat in Chanettee Wannasaen eine neue Golfheldin.

Ihre starke Form setzte die 27-jährige Olivia Cowan in Portland fort. Die Deutsche wurde nach Runden von 65, 71, 67 und 69 Schlägen geteilte Zwölfte (-16) und verbesserte sich damit im Saisonranking auf den 70. Platz. Cowan beendete nur fünf ihrer vergangenen sechs Turniere unter den Top 15.

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Folgende Deutsche im Einsatz:

  • Ladies European Tour, KPMG Women's Irish Open: Laura Fünfstück T14, Sophie Witt T21, Alexandra Försterling T30, Carolin Kauffmann T50, Patricia Isabel Schmidt T54, Helen Tamy Kreuzer 64. und Leonie Harm CUT
  • LPGA Tour, Portland Classic: Olivia Cowan T12, Polly Mack T41 und Aline Krauter & Esther Henseleit CUT
  • Challenge Tour, Indoor Golf Group Challenge: Maximilian Rottluff 1., Allen John & Velten Meyer T64 und Felix Katzy, Dominic Foos, Marc Hammer, Anton Albers, Michael Hirmer, Jannik de Bruyn & Yannick Schütz CUT
  • DP World Tour, Omega European Masters: Yannik Paul T20, Matti Schmid T24, Marcel Schneider T45, Freddy Schott T52, Marcel Siem T71 und Nicolai von Dellingshausen, Nick Bachem, Maximilian Schmitt & Hurly Long CUT

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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