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Tour-Rückblick

Baum verschlingt drei Schläger

Beim Saisonfinale der DP World Tour spielen sich kuriose Szenen unter einem Baum ab und auf Mallorca feiert ein deutscher Rookie seinen zweiten Saisonsieg. Der Tour-Rückblick:

20. November 2023

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Jeder, der früher Fußball gespielt hat, kennt die Situation: Irgendwann landet der Ball im Baum und kommt nicht mehr zurück. Schnell wird man erfinderisch und findet Gegenstände und Wege, um das Spielgerät zurückzuholen. Doch was tun, wenn beim Golf plötzlich der Driver in den Ästen landet? Wie das passiert und welches Ausmaß ein solches Missgeschick annehmen kann, erfahren Sie im Tour-Rückblick:

DP World Tour

Rory McIlroy (Photo by Getty Images)

Es war die Woche der finalen Entscheidungen - auch auf der DP World Tour. Wie gewohnt fand das Saisonfinale in Dubai statt. Mit Rory McIlroy stand der Gewinner des Race to Dubais zwar schon vorher fest, aber neben einem Turniersieger wurden noch die zehn Aufsteiger auf die PGA Tour gesucht. Doch dazu gleich mehr. Zunächst blicken wir auf eine Szene, die gefühlt für mehr Gesprächsstoff sorgte als der Titelkampf oder das Rennen um die Tourkarten. Was wir haben: Ein knapp einminütiges Video, in dem wir sehen, wie ein verzweifelter und offensichtlich sehr genervter Joost Luiten probiert, seinen Driver aus einem Baum zu befreien. "Bitte was?" fragen Sie sich vielleicht - zurecht. Wir klären auf.

Luiten spielte seine Finalrunde auf dem Earth Course der Jumeirah Golf Estates. Wirklich erfreulich verlief die Woche aus Sicht des Niederländers nicht. Immerhin hatte auch er sich Hoffnungen auf eine der zehn PGA-Tourkarten gemacht. Doch dafür hätte er ein Top-Ergebnis benötigt. Davon war er nach Runden von 77, 72 und 69 Schlägen weit entfernt. Und dann das: Auf Loch neun haute der 37-Jährige seinen Drive weg. Aus Frust warf er den dafür verantwortlichen Schläger in die Luft. Eine Kurzschlussreaktion mit Folgen. Denn sein Driver blieb in einem Baum hängen.

Bei noch neun zu spielenden Löchern brauchte Luiten seinen Schläger aber zurück. Und so suchte er in Manier eines Bolzplatzkinds, das soeben seinen Ball in einen Baum schoss, nach einem passenden Gegenstand, um den Driver wieder zurückzuerlangen. Luiten entschied sich für einen Schläger - schlechte Wahl. Dieser verfing sich nämlich kurz darauf ebenfalls in den widerspenstigen Ästen. Schläger Nummer zwei musste her. Hier steigt das Video ein. Nach mehreren Würfen fällt auch das zweite Eisen dem Baum zum Opfer. Währenddessen ist ein freiwilliger Helfer bereits auf den Baum geklettert und versucht zu helfen - ohne Erfolg.

Bei Luiten, dem zwischendurch zwar ein Lächeln durch das Gesicht huscht, scheint das Frustrationslevel langsam zu steigen. Der Caddie probiert sein Glück mit einem schweren Ast - ohne Erfolg. Luiten springt, oder hüpft vielmehr und fällt dabei fast um - pure Verzweiflung. Dann die Idee: Der Scoreboard-Halter. Doch auch damit sind die inzwischen drei verschlungenen Schläger nicht zu retten. Den Höhepunkt erreicht das Video, als Luiten einen letzten Versuch startet und nochmals den großen Ast hochwirft - ohne Erfolg. Das Fluchen auf Niederländisch beginnt. Der Frust entlädt sich in einem Tritt ans Bag. Entnervt dackelt Luiten davon. Immerhin hat er noch eine halbe Runde Golf zu spielen.

Und die Schläger? Um die kümmerte sich anschließend ein Freiwilliger - mit Erfolg! Hier kam zudem Luitens Frau, Melanie-Jane, im achten Monat schwanger, ins Spiel. Die machte sich mit den drei Schlägern sofort auf den Weg zum zehnten Loch und übergab ihrem Mann, der soeben ein Bogey auf der Neun notiert hatte, sein verlorenes Besteck. Luiten beendete seine Runde mit 73 Schlägen und auf dem 48. Platz. 50 Spieler waren im Feld.

Trotz der frustrierenden Woche sprach Luiten mit der Medienabteilung der DP World Tour über seinen viral gegangenen Vorfall an der Neun: "Ich hatte gerade ein Bogey auf der Acht gemacht. Ich war frustriert, es war eine dieser Wochen, in denen nichts nach meinem Geschmack lief. Ich verliere die Nerven, werfe meinen Driver und er bleibt an einem Baum hängen. Das fasst meine Woche ganz gut zusammen. […] Ich habe einfach weitergespielt, und einer der Freiwilligen hat sie rausgeholt. Sonst wäre es eine komische Runde gewesen, mit elf Schlägern zu beenden." Zumindest für Unterhaltung konnte er in dieser Finalwoche sorgen.

Doch nun zum sportlich relevanten: Die Trophäe des Turniersiegers nahm der Däne Nicolai Höjgaard nach Hause. Dank einer herausragenden 64 (-8) im Finale sicherte er sich seinen dritten Titel auf der DP World Tour, zwei Schläge vor seinen Ryder-Cup-Kollegen Tommy Fleetwood und Viktor Hovland sowie dem Engländer Matt Wallace. Höjgaard erhielt für den Sieg drei Millionen US-Dollar Preisgeld und beendete das Race to Dubai auf dem zweiten Platz hinter McIlroy, wofür der 22-Jährige weitere 1,2 Millionen US-Dollar verdiente. Dritter wurde der Spanier Jon Rahm, der die DP World Tour Championship auf dem geteilten fünften Platz beendete.

"Das bedeutet mir sehr viel, das ist das Schönste", sagte Höjgaard über seinen bislang größten Karriereerfolg. "In den letzten Jahren wurde so viel harte Arbeit investiert - es ist ein unglaubliches Gefühl, das ist für die Familie und alles, was sie in den letzten Jahren investiert hat. Es steckt so viel harte Arbeit dahinter, und dass es jetzt so kommt, ist unglaublich."

Während Nicolai Höjgaard jubeln durfte, war sein Bruder Rasmus bitter enttäuscht. Als 18. der Gesamtwertung verpasste er hauchdünn die letzte PGA-Tourkarte. Stattdessen erhielten Adrian Meronk, Ryan Fox, Victor Perez, Thorbjörn Olesen, Alexander Björk, Sami Välimäki, Robert MacIntyre, Matthieu Pavon, Jorge Campillo sowie Ryo Hisatsune ihr Ticket für die US-Tour.

Neben Rasmus Höjgaard gingen unter anderem auch die beiden Deutschen Yannik Paul und Marcel Siem leer aus. Paul wurde 22. im Race to Dubai, nachdem er die DP World Tour Championship auf dem geteilten 27. Rang beendete. Siem hatte in der vergangenen Woche mit Problemen an der Hüfte zu kämpfen, wurde geteilter 45. und schloss die Saison als 24. ab.

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Ladies European Tour

Alexandra Försterling (Photo by Flickr/LET)

Erste Saison, zweiter Sieg: Alexandra Försterling benötigte keine lange Eingewöhnungszeit auf der Ladies European Tour. Die 23-jährige Berlinerin konnte mit der Mallorca Ladies Open bereits ihr zweites Turnier in diesem Jahr gewinnen. Nach Runden von 69 und zweimal 67 Schlägen triumphierte der Rookie im Golf Son Muntaner, wo im vergangenen Jahr mit Yannik Paul schon einmal ein Deutscher gewinnen konnte. "Ich kann es nicht glauben", sagte Försterling nach ihrer fehlerfreien Finalrunde.

"Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich in der Schweiz gewonnen habe und jetzt hier. Es fühlt sich einfach großartig an. Ich habe heute wirklich gut gespielt und nicht viele Fehler gemacht. Ich habe ein paar Schläge gerettet und es war einfach perfekt." Försterling hatte erst vor zwei Monaten ihren Debüt-Titel gefeiert. Dank ihres Erfolgs auf Mallorca verbesserte sie sich auf den fünften Rang im Saisonranking. Neben Försterling konnte einzig der französische Superstar, Celine Boutier, mehr als ein Turnier in dieser Saison gewinnen.

"Ich war definitiv nervös", so das Top-Talent aus dem Golf und Land Club Berlin-Wannsee. "Bei den ersten paar Löchern habe ich mir gesagt: 'Beruhige dich, atme durch', und dann wieder gegen Ende. Der Sieg in der Schweiz hat mir auf jeden Fall geholfen, und dass ich schon ein paar Mal in dieser Position war, hilft auch. Man gewöhnt sich daran, mit seinen Emotionen umzugehen."

Für ihren Sieg erhielt Försterling 60.000 Euro Preisgeld. Beim anstehenden Saisonfinale in Malaga hat sie nun sogar eine rechnerische Chance auf den Gesamtsieg. Dafür müsste sie aber ihren dritten Titel folgen lassen. Dass sie das Zeug dazu hat, bewies sie einmal mehr in der vergangenen Woche.

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LPGA Tour

Amy Yang (Photo by Michael Reaves/Getty Images)

Saisonfinale auf der LPGA Tour: Bei der CME Group Tour Championship waren die besten 60 Spielerinnen des Jahres am Start und entsprechend tiefe Runden wurden geschossen. Am Ende wurde sogar ein neuer Turnierrekord aufgestellt. Die Südkoreanerin Amy Yang gewann das letzte Event der Saison mit einem Gesamtergebnis von -27. Drei Schläge dahinter teilten sich Alison Lee (USA) und Nasa Hataoka (Japan) Rang zwei. Für Yang war es der erste Titelgewinn auf US-amerikanischem Boden, nachdem sie zwischen 2013 und 2019 vier LPGA-Turniere in Asien gewonnen hatte. "Ich wusste nicht, dass ich gewinnen würde, bis ich den Birdie-Putt an der 17 gemacht habe", sagte Yang, die während der gesamten Woche im Tiburón Golf Club nur zwei Bogeys machte.

"Nasa Hataoka ist so eine großartige Spielerin und hat da draußen eine sehr gute Leistung gezeigt, und ich war sehr nervös", so die 34-Jährige weiter. "Ich hatte keine Ahnung, wohin das führen würde. Alles, was ich tun konnte, war, mich einfach an mein Spiel zu halten und darauf zu vertrauen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Es ist großartig und ich fühle mich geehrt, meinen ersten Sieg in den USA zu haben, vor allem bei der CME Group Tour Championship." Belohnt wurde der Gewinn des Race to CME Globe mit zwei Millionen US-Dollar.

Die einzige deutsche im Feld, Esther Henseleit, teilte sich den 40. Rang bei -8.

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Neben der Turniersiegerin wurden weitere Gewinnerinnen ausgezeichnet. Die US-Amerikanerin Lilia Vu, Vierte bei der CME Group Tour Championship, entschied das Rennen um den "Rolex Player of the Year"-Award für sich und die Thailänderin Atthaya Thitikul, Fünfte in Florida, ging mit der Vare Trophy nach Hause, die an die Spielerin mit dem niedrigsten Rundendurchschnitt (69,533) vergeben wird. Bevor die LPGA Tour endgültig in der Winterpause verschwindet, kehrt sie Anfang Dezember für das Mixed-Event, Grant Thornton Invitational, in den Tiburón Golf Club zurück.

PGA Tour

Ludvig Aberg (Photo by Getty Images)

Es hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angekündigt. Nun machte er sein Durchbruch auf der PGA Tour perfekt: Ludvig Aberg nutzte die allerletzte Chance in dieser Saison, um sich bei der RSM Classic seinen ersten PGA-Tour-Titel zu sichern. Der schwedische Newcomer, der erst im Juni ins Profigeschäft gewechselt war, gewann bereits das Omega European Masters auf der DP World Tour und war Teil des europäischen Ryder-Cup-Erfolgs in Rom. "Das übersteigt meine Träume", sagte Åberg nach seinem Sieg. "Es waren sechs Monate, die ich nie vergessen werde."

Der 24-Jährige gewann den Saisonabschluss in Georgia dank zwei 61er-Runden am Wochenende - PGA-Tour-Rekord. Noch nie benötigte ein Spieler auf den letzten 36 Löchern eines Turniers weniger Schläge. Außerdem stellte er mit dem Gesamtergebnis von 29 unter Par einen neuen Turnierrekord auf.

Aberg gewann sein erstes Turnier also nicht nur. Er lieferte eine Machtdemonstration ab, die auch seinen ärgsten Verfolger imponierte. "Ich denke, es ist alles möglich", sagte Mackenzie Hughes, der Aberg mit einer 63 einen beherzten Kampf lieferte, aber nicht mithalten konnte. "Er hat das ganze Paket. Er hat ein gutes Auftreten, lässt sich nicht unterkriegen. Ich bin sicher, dass wir in den nächsten Jahren noch viel von ihm sehen werden." Für den Sieg erhielt Aberg mehr als 1,5 Millionen US-Dollar. Außerdem löste er sein Ticket für das Masters im April und wird beim Tournament of Champions auf Hawaii zu Beginn des neuen Jahres dabei sein.

Gute Nachrichten gibt es auch aus dem deutschen PGA-Tour-Lager. Obwohl Matti Schmid den Cut bei der RSM Classic verpasste, ist der gebürtige Regensburger auch 2024 wieder Teil der Tour. Als 122. des FedExCup sicherte sich Schmid als einer der letzten Spieler (Top 125) die volle Tourkarte. Stephan Jäger musste sich um diese keine Gedanken machen und wurde geteilter 28. auf St. Simons Island. Den FedExCup beendete er damit auf dem 62. Rang.

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Die Ergebnisse der Deutschen:

  • LPGA Tour, CME Group Tour Championship: Esther Henseleit T40
  • PGA Tour, RSM Classic: Stephan Jäger T28 und Matti Schmid CUT
  • Ladies European Tour, Mallorca Ladies Golf Open: Alexandra Försterling 1., Patricia Isabel Schmidt T31, Sophie Witt T46, Laura Fünfstück T51, Leonie Harm T60 und Verena Gimmy T67
  • DP World Tour, DP World Tour Championship: Yannik Paul T27 und Marcel Siem T45
  • Asian Tour, Indonesian Masters: Dominic Foos T56 und Ferdinand Müller CUT

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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