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Turnier-Preisgelder

Das verdienen Golfprofis

Extreme Schwankungen vom Spitzenverdiener bis hin zu prekären Verhältnissen kennzeichnen die große Spannweite bei den Verdienstmöglichkeiten in Golfprofi-Karrieren.

06. April 2022

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Zuletzt wurden oft über horrende Verdienstmöglichkeiten von Golfstars diskutiert, sei es im Rahmen der neuen saudi-arabischen Super Golf League mithilfe von finanzkräftigen Investoren aus Fernost, über das sogenannte PIP-Programm der PGA Tour um Spitzenverdiener und Aushängeschild Tiger Woods oder aber über die enormen Preisgelder, die zuletzt die Players Championship in die Nähe eines Major-Turnieres gerückt haben. /

Diese Zahlen in schwindelerregender Höhe stammen aus der Weltspitze des Golfsports. Nachdem diese Kategorie nur wenige handverlesene Spieler jemals in ihrer Karriere erreichen, stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, wie Golfprofis aus der zweiten und dritten Reihe verdienen, wie sich diese Summen zusammensetzen und unterscheiden und ab welcher Schwelle der Beruf des Golfprofis überhaupt erst rentabel wird. Ein Überblick.

Gigantische Major-Gagen

Manch einem, der die Karriere-Preisgelder absoluter Ausnahmegolfer wie dem 15maligen Major-Champion Woods (über 100 Millionen Euro), dem deutschen Top-Star und Altmeister Bernhard Langer (knapp 60 Millionen Euro) oder dem ehemaligen Weltranglistenersten Martin Kaymer (21,7 Millionen Euro auf PGA Tour und European Tour) liest, stockt schon mal der Atem.

In der Königsklasse des Golfsports sitzen die Preisgelder locker und bei Majors mit Gesamt-Preisgeldern in zweistelliger Millionenhöhe sowie auf der PGA-Tour fallen die Verdienstmöglichkeiten gemessen am Durchschnittsgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland (monatlich 3.975 Euro brutto im Jahr 2020 laut einer Umfrage von Statista) weit mehr als nur üppig aus. Beim Masters (Gesamt-Preisgeld 23.500 für einen geschafften Cut bis hin zu knapp zwei Millionen Euro für den Sieger), bei der PGA Championship (17.000 bis knapp zwei Millionen Euro), bei den US Open (24.000 bis rund zwei Millionen Euro) oder bei Open (24.000 bis knapp zwei Millionen Euro) werden Golfprofis fürstlich entlohnt. Zumal die privaten Werbe- und Sponsoreneinnahmen der Topstars in diesen Zahlen noch gar nicht eingerechnet sind.

PGA Tour mit üppigen Preisgeldern

Auch auf der PGA Tour sind die Verdienste extrem hoch, angefangen von der kleinsten Turnierkategorie wie zum Beispiel den 3,3 Millionen Euro Preisgeld beim QBE Shootout (79.000 bis 408.000 Euro), bis hin zu den über 13,7 Millionen Euro bei der BMW Championship (18.000 bis 1,6 Millionen Euro) und den rund 68 Millionen Euro beim Saisonfinale der Tour Championship, bei der 2021 Sieger Patrick Cantlay 16 Millionen Euro absahnte. Auch die WGC-Veranstaltung des WGCs-Dell Technologies Matchplay mit einem Preisgeld von knapp elf Millionen Euro (33.000 bis 1,7 Millionen Euro) gehört noch dieser Luxus-Kategorie an.

Setzt man voraus, dass ein Top-100-Weltranglistenspieler bei mindestens zehn Turnieren dieser Kategorie pro Jahr die Finalrunden erreicht, langt es für einen PGA-Tour-Spieler garantiert für einen formidablen Bruttoverdienst oberhalb des Betrages von 500.000 US-Dollar, den vor kurzem Bryson DeChambeau als eine Art Mindestlohn für einen Profi in der Golf-Königsklasse mit hohen Personal- und Reisekosten bezeichnet hatte.

DP World Tour, PGA Champions Tour und Damen-Majors sehr gut bezahlt

Auch auf der DP World Tour, der Champions Tour sowie bei den Damen auf der LPGA Tour reicht es für die Spieler zu einem hervorragenden Lebensunterhalt. Die DP World Tour ist mit Turnierkategorien von knapp 1,4 Millionen Euro (2.676 Euro bis 190.000 Euro) bis zu 7,3 Millionen Euro (10.578 bis zu 1,2 Millionen Euro) bei den Rolex Series-Events und dem Saisonfinale 2021 mit 8,2 Millionen Euro (25.000 Euro bis 2,64 Millionen Euro) gut bezahlt. Ebenso auf der PGA Champions Tour für Spieler ab 50 Jahren, bei der pro Turnier von 988.000 Euro (36.000 bis 182.000 Euro) bis rund 1,8 Millionen Euro beim Saisonfinale (knapp 800 bis 273.000 Euro) an die Teilnehmer ausgeschüttet werden. 

Bei den Damen auf der LPGA Tour und bei den Damen-Majors gehören die Proetten ebenfalls zu absoluten Spitzenverdienerinnen, wenngleich die Verdienstmöglichkeiten auf der höchsten Damen-Tour im Verhältnis zur höchsten US-Tour bei den Männern schon deutlich geringer ausfallen. Hier finden Turniere mit einer Dotierung von 1,4 Millionen Euro (1.110 Euro bis 225.000 Euro) bis 6,4 Millionen Euro beim Saisonfinale (12.000 bis 1,5 Millionen Euro) statt. Bei den Damen-Majors liegen die Turniere in der Spanne angefangen von jeweils 4,1 Millionen Euro (8.000 bis 615.000 Euro) bei der Womens PGA Championship sowie bei der Evian Championship, über 4,6 Millionen Euro (6.000 bis 424.000 Euro) bei der ANA Inspiration (ab 2022 Chevron Championship), 6,2 Millionen Euro (11.000 bis 793.000 Euro) bei der Womens Open bis hin zu 9,1 Millionen Euro (10.000 bis 911.000 Euro) bei der US Womens Open.

Schmaler Grat für zweite Reihe

Während vereinzelt auf der LPGA-Tour als auch auf der DP World Tour bei verpassten Cuts Preisgelder verteilt werden, geht ein Teilnehmer auf den meisten anderen Touren komplett leer aus und muss mit einem dicken Minus zum nächsten Turnier reisen. Besonders bei Spielern außerhalb der Reihen der absoluten Topstars geht die Schere relativ schnell nach unten auf.

Betrachtet man beispielsweise die Verdienste der aktuellen deutschen Nummer zwei, Stephan Jäger, muss man bereits einen differenzierteren Blick auf die Zahlen werfen. Der 32-jährige Münchner ist auf US-amerikanischer Ebene zwar mit 2,6 Millionen Euro an Preisgeldern ebenfalls zum zweifachen Millionär geworden. Berücksichtigt man die Tatsache, dass der mit seiner Familie im US-Bundesstaat Tennessee wohnende Bayer mittlerweile seit über zehn Jahren seinem Beruf nachgeht, relativiert sich diese Summe schnell. Zumal Profis in dieser Kategorie bei ihren Turnierteilnahmen quer über die Vereinigten Staaten neben der Besteuerung auch hohe Betriebsausgaben in Form von Reise- und Personalkosten sowie vergleichsweise hohe Startgelder bei Abstiegen auf die unteren Touren auf sich nehmen müssen.

Prekäre Situation bei LET und weiteren Herren-Touren

Vor dem Hintergrund, dass alleine eine handvoll Top-Ergebnisse des Golfers vom GC München-Eichenried in den Jahren 2017 und 2018 eine Summe von einer Million Euro an Preisgeld einspülte, wird der schmale Grat zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Misserfolg deutlich erkennbar. Ohne diese Spitzenergebnisse wäre die Rechnung des mehrfach zwischen der ersten und zweiten Liga des US-amerikanischen Golfsports pendelnden Jägers möglicherweise nicht aufgegangen.

Diese Gratwanderung ist gerade für Spieler problematisch, die alles auf die Karte Golfprofi setzen und sich jahrelang mit hohen Ivestitionen im Profitum versuchen. In den Anfangszeiten auf der nationalen Pro Golf Tour (100 bis zu 7.800 Euro) ist bei unteren Platzierungen nicht einmal die Startgebühr von 250 Euro abgedeckt. Eine Ebene höher auf der Challenge Tour (von 800 bis 78.000 Euro) tritt erst ab den Turnierplatzierungen im oberen Drittel des Starterfeldes ein signifikanter Verdienst nach Abzug der Ausgaben ein. Bei den Damen auf der Ladies European Tour (LET) ist diese Schwelle ebenfalls hoch, insbesondere bei den mit 200.00 Euro dotierten kleineren LET-Events (600 bis 24.000 Euro). Lediglich bei speziellen Turnieren wie den sechs Aramco Series-Events (2.300 bis 130.000) oder den Scottish Open (Gesamtpreisgeld von 1,8 Millionen Euro) sind die Gagen wesentlich lukrativer.

Existenzgrenze und Betriebsausgaben

Betrachtet man bei den Damen die Kategorie der Berufseinsteigerinnen, offenbart sich oftmals eine knallharte Situation. Spielerinnen können hier insbesondere in den ersten Jahren ihrer Karriere nicht einmal ansatzweise von ihrem Job leben. Nimmt man als Beispiel Sarina Schmidt, ihrerseits Golferin des GC München Valley, weist die LET-Webseite bei der 20-jährigen Oberbayerin im März 2022 ein Preisgeld von rund 18.000 Euro in ihren ersten drei Profijahren aus. Damit liegt ihr Jahresverdienst deutlich unter den Existenzminimumgrenzen, die zum Beispiel derzeit in Deutschland gelten (einkommenssteuerliches Existenzminimum von 2022 beträgt jährlich 9.984 Euro).

Ein Verdienst kann in diesen Bereichen kaum erzielt werden, ganz zu schweigen eine Deckung der Kosten, wie PGA-Pro Danny Wilde aus langjähriger Erfahrung zu berichten weiß. "Je nach Ort des Turnieres muss man im Durchschnitt auf jeden Fall mit 1.000 Euro Betriebsausgaben pro Woche rechnen", sagt der Coach aus Bayern, der derzeit Schmidt und weitere Proetten betreut. Ein Caddie und eine Unterkunft oberhalb der untersten Kategorie seien dabei noch gar nicht eingerechnet. Wilde erinnert sich in diesem Zusammenhang auf seine zwei Jahre auf der PGA Tour im Team des damaligen deutschen PGA-Tour-Profis Alex Cejka. "Da haben wir in Hotels für maximal 49 Dollar die Nacht verbracht. Mehr war nicht drin", sagt Wilde.

Voraussetzungen für das Profitum

Wilde nennt für Nachwuchsgolfer mehrere Kriterien, die einen Sprung ins Haifischbecken des Profitums zulassen könnten. Eine Top-50-Platzierung im World Amateur Golf Ranking (WAGR) gehöre ihmnach ebenso dazu wie erste internationale Turniertitel, ein Rundendurchschnitt um die 70 sowie ein passendes soziales Umfeld. Insbesondere Letzteres ist nicht immer der Fall. "Es müssen alle hinter dieser Entscheidung stehen. Und man sollte nicht über Jahre hinweg von den Eltern finanziert werden, ohne mitzubekommen, was die Welt in der Realität kostet", beschreibt Wilde ein weiteres Problem bei der langatmigen Nachwuchsförderung ohne regelmäßige Leistungskontrollen.

Anhand eines Negativ-Beispieles eines erfolglosen Profis aus dem Kreis seiner ehemaligen Schützlinge erklärt Wilde seine Vorstellung des "learn to compete"-Modells. "Wer es nicht in einer gewissen Dauer in die Bereiche der Top 100 des WAGR schafft, wird als Golfprofi seinen Lebensunterhalt auch nicht nachhaltig verdienen können", sagt Wilde. Er empfiehlt deshalb, möglichst schnell den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Wenngleich dieser Schritt hart ausfallen kann, lerne man schnell seine Grenzen auszuloten. "Dann weißt Du, woran Du arbeiten musst und wohin der Weg hingeht. Es kann ja nicht für den Trainer darum gehen, jedes Talent unbedingt zum Profi machen zu müssen."

Verdienst-Schallmauer in weiter Ferne

Dem ständigen Erfolgsdruck auf der sportlichen Seite sowie den hohen finanziellen Anforderungen des Sports auf der betriebswirtschaftlichen Seite müsse ein Golfprofi laut Wilde gerecht werden. Vor diesem Zusammenhang hält er Aussagen zu Existenzminimum-Verdiensten von 500.000 US-Dollar pro Jahr auf der PGA Tour wie diejenige von DeChambeau für nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. "Das kommt schon hin und ist nicht überheblich. Was hinten rauskommt, ist dann schon wesentlich weniger".

Alleine diese Summe überhaupt jemals zu erreichen, ist insbesondere für Rookies zum Karrierestart kaum in Sichtweite. Das eigentliche Problem bei der Sache: Auch im Bereich der Werbeeinnahmen herrscht bei den Profi-Einsteigern im Vergleich zu den Top-Stars aufgrund fehlender Öffentlichkeit des Sportlers meist Flaute, wenngleich hier der Bedarf zu den Golfstars weitaus höher und wichtiger wäre. Selbst erfolgreiche Spielerinnen müssen um ihren Broterwerb hart kämpfen, wenn ihnen nicht ein einmaliger Erfolg wie im Falle der 2020 bei den Womens Open erfolgreichen Sophia Popov gelingt.

Robert M. Frank

Robert M. Frank
Leitender Redakteur

Nach abgeschlossenem Sportwissenschaft-Studium an der TU München ab 2008 als freier Autor/Reporter/Sportjournalist für Online-Portale, Tageszeitungen, Zeitschriften und Agenturen tätig. Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1981, stieß 2018 zum Redaktionsteam hinzu und ist seit 2022 Leitender Redakteur bei myGOLF.de. Golferische Heimat: Gut Rieden in Starnberg

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