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Interview des Monats: Verena Gimmy

"Deutsches Turnier pusht"

Im exklusiven myGOLF-Interview spricht Verena Gimmy über mental wichtige Erfolge auf Golfrunden, über den Stellenwert von Heimturnieren für das deutsche Damengolf und über ihren vom Schicksal bestimmten Turniersieg.

29. Dezember 2022

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Die deutsche Proette Verena Gimmy hat ein Jahr mit Auf und Ab hinter sich gebracht - so wie es auch viele Amateure von ihren Golfrunden kennen dürften. Im exklusiven Interview mit myGOLF.de spricht die 28-jährige Wahlmünchnerin über die mentale Bedeutung von starken Runden, ihren vom Schicksal bestimmten Turniersieg, das deutsche Damengolf mit der LET-Turnierpremiere in Berlin, neue Formate rund um die LIV-Tour bei den Herren, ihren persönlichen Ausblick für das Jahr 2023 und über Tipps für Amateurgolferinnen. /

Verena Gimmy 2022 bei der Tipsport Czech Ladies Open (photo by Tristan Jones / LET)

Was waren Deine schönsten Erlebnisse auf dem Golfplatz im Jahr 2022?

Verena Gimmy: Ich habe im Juli viel auf deutschen Plätzen gespielt. Das war auch persönlich sehr schön. Ein Highlight war in Holland (beim Turnier der Big Green Egg Open im niederländischen Arnhem, wo Gimmy geteilte 17. wurde; Anm. d. Red.). Hier habe ich am Finaltag einer der besten Runden gespielt. 

Was bleibt Dir denn bei einer solch starken Runde konkret in Erinnerung?

VG: Ich finde das Layout vom Rosendaelsche GC sehr schwer: enge Fairways, kleinere Grüns. Mir fällt es dort zum Beispiel leichter, mich auf kleinere Ziele zu konzentrieren und mich mehr mit Platzstrategie auseinander zu setzen als bei einem Golfplatz mit breiten Fairways und "keinen Zielen". Nach dem einen oder anderen MC (= missed bzw. verpasster Cut; anm. d. Red.) war es schön zu sehen, dass sich mein Spiel wieder in die richtige Richtung bewegt.  

Welchen Stellenwert besitzt dabei Dein Turniersieg auf der LET Access Series (LETAS) im Oktober im spanischen Burgos?

VG: Für mich war das natürlich ein sehr besonderer Moment. Meine Saison auf der LET habe ich mit einem MC beendet und war demnach ein wenig enttäuscht über meinen Saisonabschluss. Zu sehen, dass sich mein Spiel aber dennoch über die Saison hinweg weiter entwickelt hat, war sehr schön und hat mich wieder motiviert, weiter zu arbeiten. Vor allem hat dieser Sieg mir gezeigt, dass ich auch mental stärker geworden bin.

Dabei hatte die Runde gar nicht gut begonnen ...

VG: Ja, das stimmt. Nach einer Neun an einem Par-5 lag ich vier Schläge zurück mit noch zehn Löchern zu gehen. Da hätte ich nicht gedacht, dass ich am Ende mit zwei Schlägen Vorsprung gewinne. Auf den zweiten Neun habe ich einfach nur noch gespielt, Birdiechancen erarbeitet und wollte im Leaderboard wieder nach oben. Sechs Birdies auf den letzten neun Loch haben es mir ermöglicht.

Inwiefern war es ein besonderer Sieg für Dich?

VG: Ich spiele schon seit 2019 Turniere auf der LETAS, aber habe erst Ende 2020 meinen Amateurstatus abgelegt. Im Golfclub Lerma habe ich das erstes Mal als Pro aufgeteet und um Geld gespielt. Zwei Jahre später gewinne ich auf demselben Platz mein erstes Profiturnier. Manche Dinge sollen einfach so sein.

Wie empfandest Du im Juni 2022 das German Masters als ein Turnier der Ladies European Tour (LET), welches nach langer Zeit mal wieder auf deutschem Boden stattfand?

VG: Der Platz und das Layout sind sehr cool. Es sind ein paar Birdie-Löcher dabei, bei denen man taktisch spielen muss. Das ist eine Spielweise, die ich persönlich sehr gerne mag. Es war auch ein cooles Startturnier für das deutsche Damengolf.

Verena Gimmy bei der Irish Open 2022 (photo by Tristan Jones / LET)

Was kann ein solches Turnier für das Damengolf in Deutschland bewirken?

VG: Über die letzten Jahre hat das Damengolf an Wertschätzung gewonnen. Man sieht das auch bei der LET, auf der es nun viel mehr Spielmöglichkeiten als früher gibt. Man kann heutzutage auch mal eine Pause einlegen. Dies konnte man sich vor drei Jahren noch nicht leisten, ohne wieder zurückzufallen. Aus dieser Sicht hat sich das Damengolf im Allgemeinen positiv entwickelt. Und ein deutsches Turnier im Speziellen pusht in diesem Zusammenhang stark.

Inwieweit würde sich im Golf ein ähnlicher Erfolg wie zum Beispiel der deutsche Vizemeistertitel bei der Frauenfußball-EM 2022 in England bemerkbar machen?

VG: Definitiv können solche Erfolge auch im Damengolf Auswirkungen haben. Wie man 2020 bei Sophia Popov gesehen hat (Popov gewann 2020 die Womens British Open; Anm. d. Red.), erlangt man damit noch mehr Wertschätzung. Es ist gut, wenn deutsche Spielerinnen im Rampenlicht stehen. Wenn bald noch eine deutsche Spielerin ein großes Turnier gewinnen würde, wäre das ein super Erfolg.

Wie stehst Du der LIV-Tour gegenüber, die ja auch mal ähnlich bei den Damen angedacht wurde?

VG: Ich bin generell kein Fan davon, zwischen Herren- und Damengolf alles streng getrennt zu halten. Wie diese Serie bei den Herren allerdings abgelaufen ist, halte ich nicht für richtig. Ich übe meinen Beruf aus Liebe zum Sport und wegen meiner Leidenschaft als Profi aus. Jemanden nur mit Geld zuzuwerfen, finde ich nicht gut. Was ich hingegen cool fände, wäre eine gemeinsame Lösung zwischen den Touren ohne Sanktionen.

Und wie findest Du das neue Turnier-Format bei der LIV-Tour?

VG: Ein bisschen Abwechslung bei den Turnieren finde prinzipiell nicht schlecht. Aber ich müsste das natürlich selbst mal gespielt haben, um wirklich beurteilen zu können, wie es sich spielt.

Wie beurteilst Du Mixed-Wettbewerbe, die immer populärer werden?

VG: Auf der LETAS (LET Access Series; Anm. d. Red.) gibt es in Verbindung mit der Alps Tour auch einige Mixed-Wettbewerbe. Ich finde es cool, mit den Herren zu spielen. Hier können sich beide Seiten vom Spiel der anderen etwas abschauen. Es ist eine gute Abwechslung, um nicht immer das Gleiche spielen zu müssen. Man trifft hier auch mal auf neue Gegner, was auch eine Entspannung für den Kopf ist. Außerdem ist es auch ein ganz anderes Spiel.

Verena Gimmy (re.) zusammen mit Luisa Dittrich (li.) bei der Australian Womens Classic 2022 (photo by Tristan Jones / LET)

Wie würdest Du Dein persönliches Fazit zum abgelaufenen Jahr formulieren und wie lauten Deine Ziele für 2023?

VG: Ich habe trotz verpasster Tourkarte bei der Q-School das Jahr positiv beendet. Ich habe meine erste Saison auf der Ladies European Tour spielen können und habe mein Spiel und meine mentale Stärke verbessert. Außerdem habe ich ein Turnier gewonnen, worauf ich auch sehr stolz bin. Für 2023 möchte ich Sponsoren finden, meiner Arbeitsmoral treu bleiben und mein Spiel noch weiter verbessern, um mich auf der LET zu etablieren.

Welche Empfehlungen kannst Du einerseits Amateurgolferinnen geben und von was kannst Du andererseits abraten?

VG: Auf jeden Fall sollte man sich von schlechten Schlägen nicht herunterziehen lassen. Es gibt im Leben immer schlimmere Dinge als ein Bogey oder ein schlechterer Schlag. Ich kann empfehlen, beim Golf viel Spaß zu haben und viel zu trainieren. Wenn man eine gute Spielpraxis besitzt, gibt es keine bessere Möglichkeit, als sich auf Turnieren zu entwickeln. Aber auch Privatrunden können super sein, gerade wenn ich an Wettspiele unter Jugendlichen denke.

Das Gespräch führte Robert M. Frank

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Robert M. Frank

Robert M. Frank
Leitender Redakteur

Nach abgeschlossenem Sportwissenschaft-Studium an der TU München ab 2008 als freier Autor/Reporter/Sportjournalist für Online-Portale, Tageszeitungen, Zeitschriften und Agenturen tätig. Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1981, stieß 2018 zum Redaktionsteam hinzu und ist seit 2022 Leitender Redakteur bei myGOLF.de. Golferische Heimat: Gut Rieden in Starnberg

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