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Sport

Sechs Putts aus einem Meter

Danny Lee erlebt Disaster bei der US Open 2020 in New York. Garcia und Els wissen, wie sich das anfühlt.

10. Juni 2021

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Golf kann manchmal so gemein sein. Da liegst du mit deinem zweiten Schlag auf dem Grün - und dann das: ein Putt, zwei, drei. Der Ball will einfach nicht fallen. Vier Putts? Ein Horror. Amateure wissen genau, wie sich das anfühlt. Da ist es fast wie eine Art Genugtuung, wenn so etwas auch den Profis passiert. Wenn's dann auch noch bei einem Major ist, tut das richtig weh. Danny Lee kann ein Liedchen davon singen. Sein Malheur in Runde drei der US Open im Winged Foot Goof Club ist bei dem ganzen Medienhype um Sieger und Golf-Hulk DeChambeau fast untergegangen.

Das schmerzte dann doch richtig. Jetzt ist Danny Lee in der Szene kein Unbekannter. Der 30-jährige Neuseeländer hat immerhin schon Turniere auf der PGA und der European Tour gewonnen. Er weiß also sehr genau, wie Golf geht. Was da aber auf Grün 18 in New York abgegangen ist, glaubt man fast erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. Lee lag eigentlich recht aussichtsreich auf dem Leaderboard und hatte in Durchgang drei einen knapp ein Meter langen Putt zum Par. Es wurden am Ende sechs Putts. Sechs! Statt einer "4" schrieb er eine "9".

Okay, die Grüns sind echt tough im Winged Foot Golf Club. Und es drängt sich die Frage auf, ob man einen so schwierigen Kurs mit engen Fairways und extrem schnellen und ondulierten Grüns noch gemeiner machen muss. Das Rough war jedenfalls so fett wie selten zuvor. Titelverteidiger Gary Woodland hatte im Training einen Ball beim Chippen ins Gras vor dem Grün geworfen und die Kugel fünf Minuten lang suchen müssen und sie nur gefunden, weil er draufgestiegen war.

Klar, die Vereinigten Staaten sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Alles muss höher, weiter, schneller sein als irgendwo anders auf dem Planeten. America first sozusagen. Ob das immer so richtig ist? Bei den US Open im Tennis machen sie im Flushing Meadows Park das Netz ja auch nicht ständig höher oder die Linien kürzer. Aus den Stars, die nach zwei Runden der US Open 2020 im Golf zweistellig über Par lagen und so den Cut verpassten, könnte man ein nahezu unschlagbares Team formen (Rose und Woods +10, Stenson +11, Poulter +12, Mickelson +13, Spieth +14, Garcia +15, McDowell +16). Eine feine Truppe wäre das.

Aber zurück zu Danny Lee. Mit seiner "9" auf der 18 und dem vorangegangen Sechs-Putt war er natürlich alles andere als einverstanden. Der Neuseeländer (Foto oben: Getty Images) hämmerte seinen Putter auf sein Bag und zog sich anschließend vom Turniergeschehen bei den US Open 2020 zurück. Angeblich habe ihn eine Handgelenksverletzung vom Weiterspielen abgehalten.

Wenig später meldete sich Danny Lee dann via Twitter bei seinen Fans und zeigte Reue. "Ich entschuldige mich für meine schlechte Aktion bei den US Open. Das war sehr unprofessionell und dumm. Offensichtlich hat das Verhalten viele meiner Fans und Follower sowie meine Sponsoren da draußen verletzt. Die Frustration ist über mich gekommen und in Verbindung mit meinen Verletzungen musste ich die ganze Woche kämpfen. Trotzdem ist es nur eine Ausrede. Ich sollte mich nicht so gehen lassen und mich auch bei der USGA entschuldigen." Lee wolle sich erst einmal eine Auszeit vom Turniergeschehen nehmen.

Mit seinem historischen Sechs-Putt bei einem großen Turnier ist Danny Lee aber nicht allein. Sein persönliches Disaster bei der US Open 2020 weckt Erinnerungen an andere große Golfer, die so eine bittere Pille schlucken mussten. So passiert beim Masters 2016, als Ernie Els sechsmal aus weniger als einem Meter putten musste. Oder bei der Players Championship 2016, als Sergio Garcia ebenfalls unfassbare sechs Putts benötigte. Unglaublich, aber wahr. Es passiert auch den Profis. Und auch die dürfen sich mal ärgern und Emotionen zeigen. Sie sind eben auch nur Menschen. Und ja, Golf kann manchmal echt gemein sein.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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