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Porträt

Nummer eins der Welt - das wär's!

Über den Gesamtsieg auf der Pro Golf Tour kletterte er auf die Challenge Tour. Dort holt er sich bei der Italian Challenge nun seinen ersten Titel. Aber Hurly Long will mehr. Ein Porträt.

04. September 2020

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Irgendwo über dem Bett in einem Zimmer im hessischen Heppenheim hängen eine Fahne und eine gerahmte Scorekarte. Der Besitzer heißt Hurly Long, und für ihn sind diese Erinnerungsstücke etwas ganz Besonderes. Vor drei Jahren hatte der 25-Jährige Geschichte geschrieben: Seine 61 beim Carmel Cup, einem College Turnier, bedeutete Platzrekord auf dem Pebble Beach Golf Links. Woods, McIlroy, Mickelson, Kaymer und Co. haben unzählige Runden auf diesem Kurs gedreht; keiner war je so tief gegangen. Noch heute bekommt Hurly Long Gänsehaut, wenn er daran denkt. "Es ist eine riesengroße Ehre für mich, ausgerechnet auf diesem Golfplatz den Rekord zu halten. Dass ich jetzt schon Golfgeschichte geschrieben habe, macht mich wahnsinnig stolz", erzählt er.

Golf - das ist für Christopher "Hurly" Long nicht nur ein Sport. Golf, das ist für ihn Leidenschaft, Inspiration, Bestimmung. Schon als Einjähriger, als er noch gar nicht richtig laufen kann, schlägt er die ersten Bälle. Ständig unterwegs mit Papa Ted, vielleicht Deutschlands bekanntestem Golflehrer, verbringt der kleine Long seine Zeit auf Plätzen und der Range beim Bälle sammeln. Im zarten Alter von fünf Jahren spielt er sein erstes Bogey, mit sieben landet er in den Top Ten der U.S. Kids Golf World Championship. "Mir war eigentlich immer klar, dass ich Golfprofi werden möchte. Da gab es nie einen anderen Wunsch", erzählt er. Hurly ist ein sportlicher Junge, spielt Fußball, liebt Basketball. Seine Teams sind die TSG Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga und Oklahoma sowie Houston in der NBA.

Etwas später wird er Nationalspieler, besucht das Gymnasium in St. Leon-Rot und wechselt an die Texas Tech University. Hurly Long hat zwei Pässe. Fühlt er sich nun mehr als Deutscher oder als Amerikaner? "Beides. Von der Einstellung her aber eher als Amerikaner", sagt er. In den Staaten habe Sport einen höheren Stellenwert, es gebe mehr Siegertypen. Der unbedingte Wille, es nach ganz oben zu schaffen, sei etwas typisch Amerikanisches. "In Deutschland geben sich viele Sportler schon damit zufrieden, Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden." In den USA zählt nur der Sieg. Hurly Long erinnert sich noch an seinen Zimmerkollegen Aaron Wise, der nach einem zweiten Platz auf der US PGA Tour seinen Pokal aus Verärgerung aus dem Fenster geworfen hatte. Kurz darauf holte Wise sich seinen ersten Triumph auf der Tour.

Deutsches Essen findet Hurly Long aber dann doch besser. Und die Disziplin. "Da kann ich mir von einigen deutschen Kollegen noch etwas abschauen." Ein Frühaufsteher sei er nicht. Wenn der Wecker um 7 Uhr klingelt, "kann es schon mal 11 Uhr werden", sagt er lächelnd. Eine Tee Time verpasst hat er aber noch nie. Dafür spielt er zu gerne Golf. Er freue sich immer wieder, auf den Platz zu gehen, noch besser zu werden und an sich zu arbeiten. Die Ziele gehen ihm nicht aus.

Vor zwei Jahren hatte Hurly Long mit dem GC Mannheim-Viernheim überraschend den Titel in der KRAMSKI Deutsche Golf Liga geholt. Als Rookie gewann er 2019 die Pro Golf Tour, die ihm das Ticket für die Challenge Tour 2020 beschert. Und jetzt das: Erster Sieg bei der Italian Challenge Open - in einem dramatischen Stechen. Und das wieder als Rookie. In der Gesamtwertung, der Road to Mallorca, klettert er damit vor auf Rang vier. Das Ticket für die European Tour ist zum Greifen nah.

"Ich möchte mich erst in Europa etablieren, sehe meine Zukunft mittel- bis langfristig aber in Amerika." Bis dahin gibt es noch ein paar Hürden zu nehmen. Aber der junge Mann aus Heppenheim denkt groß, weiß genau, was er will. Die Frage, welches große Turnier er am liebsten einmal gewinnen würde, kann und will Hurly Long nicht konkret beantworten. "Ich möchte inspiriert leben, das Beste aus jedem Tag herausholen und irgendwann der beste Golfer der Welt sein." 

Große Athleten brauchen Träume und Visionen, für die sie hart arbeiten und alles geben. Hurly Long ist noch lange nicht ganz oben angekommen. Mit seiner 61 in Pebble Beach hat er sich in der Golfwelt auf jeden Fall schon einen Namen gemacht. Und nach seinem ersten Sieg auf europäischer Bühne hat er ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Aber das soll längst noch nicht alles gewesen sein.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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