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Interview

'Es ist, als würde eine Rakete abheben'

Im Mercedes-Benz-Interview spricht Bernhard Langer über die Runde mit Bryson DeChambeau, die neue Konkurrenz auf der PGA Tour Champions und eine laufende Wette mit einem Kollegen.

17. November 2020

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- Herzlichen Glückwunsch zu einer rekordbrechenden Woche beim Masters. Nachdem Sie im Alter von 63 Jahren der älteste Golfer waren, der den Cut beim Masters geschafft hat, waren Sie unerschütterlich über das Wochenende, um das Turnier auf einem geteilten 29. Rang zu beenden. Wie haben Sie die Wochenendrunden gefunden?

"Leute, die Augusta National nicht gespielt haben, können wirklich nicht wissen, was ich in gewissem Sinne beim Masters durchmache. Ich war am Samstag mit Rory McIlroy und dann mit Bryson DeChambeau in einer Gruppe, und sie sind zwei der längsten Spieler auf der Tour im Moment. Es war unglaublich zu sehen, wie sie den Ball trafen. Es ist, als würde eine Rakete abheben.

Wenn wir alle gute Drives auf dem gleichen Loch spielen, spiele ich oft ein Zweier Hybrid ins Grün und sie schlagen ein Pitching Wedge. Es geht um den Unterschied. Sie schlagen ihre Abschläge zwischen 40 und 80 Yards weiter als ich, und dann brauchen sie zwei oder drei Schläger weniger für die gleiche Distanz. Dies über 72 Löcher zu tun, ist ein solcher Nachteil. Irgendwie den Ball um diesen Golfplatz zu bekommen und zu konkurrieren, ist eine ziemliche Herausforderung, aber es macht mir Spaß, diese Jungs zu beobachten."


(Bryson DeChambeau und Bernhard Langer, Photo by Rob Carr/Getty Images)

- Können Sie uns ein Beispiel für die verschiedenen Schläger geben, zu denen Sie im Vergleich zu DeChambeau auf einem Loch im Augusta National greifen?

"Nehmen wir das Par-5, die 13: Ich habe mit dem Driver abgeschlagen und konnte das Grün nicht erreichen, also legte ich mit einem Eisen 4 vor und hatte dann 70 Meter zur Fahne. DeChambeau spielte Driver, haute sein Eisen 9 neben das Loch und lochte den Putt zum Eagle. Er haut seinen Ball über Bäume und kürzt die Doglegs ab. Ein weiteres Beispiel ist die Zwei (Par 5): Ich spielte einen Driver, dann ein Zweier Hybrid hinterher und ich hatte noch 80 Meter zur Fahne, während er nach seinem Drive noch ein Eisen 7 ins Grün hatte.

- Sie beendeten das Turnier mit insgesamt 285 Schlägen, drei unter Par. Das war Ihr bestes Masters-Ergebnis seit 2004 - ebenfalls 285 Schläge. Was freut Sie an Ihrer Leistung am meisten?

"Die befriedigendste Sache ist, 72 Löcher gespielt zu haben und unter Par geblieben zu sein. Das ist eine ziemliche Leistung. Es war nicht leicht, weil sich der Golfplatz noch nie so lang gespielt hat. Der Platz ist in der Regel etwas härter, wenn wir das Masters im April spielen, aber dieses Mal, im November, war der Golfplatz wirklich nass und ich musste längere Schläger in die Grüns schlagen als ich es je getan habe.

Die andere Seite ist, dass die Grüns weicher waren. Aber ich würde sagen, dass ich in diesem Jahr einiges meines besten Golfspiels gezeigt habe, in Bezug darauf, was ich in der Lage bin, mit den Schlägern zu tun, die ich in diese Grüns spielen muss.

Eine kleine Nebengeschichte ist, dass ein Freund - bevor das Turnier begann - wettete, dass ich Phil Mickelson schlagen würde. Mickelson ist ein amerikanischer Held und er schlägt den Golfball immer noch ziemlich weit, aber am Ende habe ich ihn um sechs Schläge geschlagen. Ich bin also glücklich, einem Freund dabei geholfen zu haben, seine Wette zu gewinnen."

- Sie schlugen auch DeChambeau mit zwei Schlägen in der letzten Runde. Was haben Sie aus seinem Spiel gezogen?

"Dafür wie weit DeChambeau den Ball haut, hält er ihn ziemlich gerade. Das hat mich überrascht. Dasselbe gilt für Rory. Sie sind beide gerade Driver. Aber DeChambeau kämpft mehr mit seinen Eisen und mit seiner Platzkenntnis. Er verpasste einige Grüns an der falschen Stelle und brachte sich somit in Bedrängnis. Als Folge spielt man Bogeys und wird frustriert.

Bryson spielte manchmal nicht intelligent genug, aber er wird das Kursmanagement lernen, je mehr er den Golfplatz spielt. Er hatte einen Chip auf dem siebten Loch. Er hatte drei Möglichkeiten, um den Schlag zu spielen und er wählte die schlechteste Option. Dies hat ihm einen Schlag gekostet. Mit meiner Platzkenntnis hätte er wahrscheinlich einen ganz anderen Schlag gemacht und es hätte ihm einen Schlagverlust erspart. So geht es in Augusta. Sie müssen den Golfplatz mehrmals spielen und Bryson hat dies noch nicht oft genug getan, um alles herauszufinden. Jedes Mal, wenn Bryson Augusta National spielt, wird er aus seinen Fehlern lernen. Diese werden in seinem Gedächtnis gespeichert. Oft ist der beste Weg etwas zu lernen, wenn man Fehler macht.


(Dustin Johnson und Bernhard Langer bei der BMW International Open 2011, Photo by Andreas Rentz/Getty Images for BMW)

- Nach zwei Runden sagten Sie, dass Dustin Johnson der Mann sein könnte, den es zu schlagen gilt, obwohl es sehr eng war auf dem Leaderboard. Was beeindruckt Sie an Johnsons Leistung?

"Zunächst einmal wird Johnson nicht leicht verunsichert. Sein 'Ballstriking' ist auch eine große Stärke. Er spielt den Ball extrem gerade. Er ist einer der längsten Driver und er trifft viele gute Eisen. Er hat auch fantastisch geputtet in der vergangenen Woche. Das ist eine tödliche Kombination.

Ich habe ein paar Mal mit ihm auf der Driving Range in Augusta gesprochen und er wirkte sehr entspannt, aber auch sehr fokussiert. Er schien in einem guten Zustand zu sein. Er war nicht überwältigt von der Gelegenheit. Er hat auf mich so gewirkt, als hätte er alles im Griff. Er zeigt nicht viele Emotionen.

Er ist die Nummer eins der Welt und hat von seinen letzten sieben Turnieren drei gewonnen, wurde drei Mal Zweiter und einmal Sechster. Das ist unglaublich."

- Ist also die nächste Hürde, Ihr Alter zu spielen?

"Das ist seit etwa einem Jahr mein Ziel. Ich habe eine Wette mit Scott McCarron. Letztes Jahr war ich 62 und ich kam ein paar Mal in die Nähe. Ich sagte Scott, dass ich mein Alter spielen will und wettete um ein Abendessen. Da ich es nicht geschafft habe, schulde ich ihm nun eins. Die Wette läuft auch für dieses Jahr. Es ist nur so, dass ich ihn im Moment wegen der Tourblase nicht zum Abendessen mitnehmen kann. Er wird warten müssen, bis die Pandemie vorbei ist.

Beim letzten Schwab Cup hätte ich es fast geschafft. Ich spielte eine 64. Es fehlte also nur ein Schlag. Ich habe einfach versucht, so gut wie möglich zu spielen, und dann, als ich meine Scorekarte unterzeichnete, sah ich, dass ich einen Schlag von meinem Alter entfernt war. Es wird früher oder später geschehen. Es ist eines dieser Dinge, die einfacher wird, wenn man älter wird. Wenn man 72 oder 75 Jahre alt ist, ist es einfacher als mit 62. Ich gehe davon aus, dass ich mein Alter in den kommenden Jahren spielen werde, würde es aber gerne schon bald tun."


(Bernhard Langer und Sohn Jason, Photo by Paul Hennessy/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

- Mit Blick auf die Zukunft: Sie und Ihr Sohn Jason sind amtierende Champions der PNC Championship. Planen Sie, Ihren Titel als Team zu verteidigen?

"Richtig. Wir hatten ein Familientreffen vor ein paar Jahren, weil alle Kinder gerne in diesem Turnier spielen und ich genieße es, ihnen allen eine Chance zu geben. Wir waren uns einig, dass wir, wenn ein Paar von uns das Turnier gewinnt, uns die Möglichkeit geben wollen, den Titel zu verteidigen."

- Jason ist ein weiterer junger Golfer, der den Ball weit schlägt, oder?

"Das tut er. Er ist nicht so lang wie die Tourgolfer, aber er kann durchaus etwas Schlägerkopfgeschwindigkeit erzeugen und er haut den Ball ziemlich weit an mir vorbei. Das ist hilfreich, weil ich für die PNC nicht mehr lang genug. Es gibt andere Teams dort, die viel jünger sind, also bin ich sehr froh, Jason an meiner Seite zu haben. Hoffentlich wird er ein paar gerade spielen, so dass wir seine Distanz nutzen können."

- Sie befinden sich mitten in dieser überarbeiteten PGA-Tour-Champions-Saison 2020/21. War es die richtige Entscheidung, die Saison auf das nächste Jahr zu verlängern?

"Ich bin im Spielerbeirat und wir haben diese Entscheidung getroffen, weil wir nicht wussten, wie viele Turniere wir in diesem Jahr mit der Pandemie spielen würden. Ich hätte den Schwab Cup wieder gewonnen, wenn wir dieses Jahr fertig geworden wären, aber hoffentlich habe ich nächstes Jahr noch eine Chance auf den Titel. Im Moment führe ich, aber je mehr Golfer 50 werden desto schwieriger wird es."


(Miguel Ángel Jiménez und Bernhard Langer, Photo by Steve Dykes/Getty Images)

- Der Wettbewerb wird für bestehende Spieler auf der PGA TOUR Champions jedes Jahr unweigerlich härter, da mehr Golfer 50 Jahre alt werden. Aber haben Spieler wie Ernie Els, Phil Mickelson, Darren Clarke und Miguel Angel Jimenez es auf ein neues Level gebracht?

"Ja, in den letzten zwei, drei Jahren haben wir einige besonders starke Golfer auf unsere Tour bekommen. Ernie und Jim Furyk spielen jetzt jede Woche mit. Mickelson hat bisher nur in zwei Events gespielt, aber er hat beide gewonnen. Mike Weir ist ein großer Champion, KJ Choi ist ein großartiger Spieler, Retief Goosen haut den Ball immer noch meilenweit und er spielt jede Woche mit. Diese Jungs sind feste Bestandteile der Tour und sie sind alle sehr konkurrenzfähig. Robert Karlsson aus Schweden ist ein sehr solider Spieler und beeindruckt genauso wie Tim Herron.

Diese Jungs haben alle schon viele Turniere gewonnen und werden weiterhin auf der PGA TOUR Champions gewinnen. Es macht es schwieriger für mich zu dominieren, aber es ist toll zu sehen, dass diese Jungs dazustoßen und es fordert mich heraus, hart zu arbeiten, um auf dem Laufenden zu bleiben und zu versuchen, neue Wege zu finden, um mich zu verbessern und mit diesen 50-Jährigen, die ich Rookies nenne, wettbewerbsfähig zu bleiben."

- Sie sind in diesem Jahr Großvater geworden. Wie läuft das?

"Unsere Enkelkinder machen es toll und wir lieben es, Großeltern zu sein. Es macht sehr viel Spaß."

(Interview: Apollo18 GmbH)

Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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