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Menschen

Die Welt trauert um 007

Sean Connery, Schauspieler, Patriot und Golfer, stirbt im Alter von 90 Jahren. Ein Porträt.

01. November 2020

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In unsicheren Zeiten werden die Konstanten im Leben immer wichtiger. Wer im Deutschland der 1980er-Jahre aufgewachsen ist, weiß das. Damals hieß der Kanzler Kohl, der Papst Johannes Paul, aus dem Radio kam Nena und Sean Connery war James Bond. Er, der Charmeur, der mit seinem Lächeln als Bond Miss Moneypenny um den Finger wickelte und sich als Connery für die Unabhängigkeit seiner Heimat Schottland einsetzte, ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Die Welt trauert um einen großartigen Schauspieler. Darunter zahlreiche Golfer, denn 007 war nicht nur ein leidenschaftlicher Birdiejäger, sondern spielte auch die Hauptrolle in jener Szene, die den Stoff für den vielleicht bekanntesten Golf-Moment in der Filmgeschichte lieferte.

James Bond trifft sich im gleichnamigen Blockbuster mit dem Schurken Goldfinger, in dessen Rolle der Deutsche Gert Fröbe schlüpft. Was passiert da genau? Bond und Goldfinger spielen Golf - um Gold. Zuerst schummelt der Bösewicht, dann Bond, der mit einem Trick seinen Kontrahenten dabei erwischt, wie er einen falschen Ball spielt. Und so weiter. Freunde sind sie keine. Wobei aus dieser Zeit, Mitte der 60er-Jahre, Connerys Leidenschaft für Golf erwächst. Am Rande des Filmsets soll er stundenlang Bälle geschlagen haben. Was seltsam ist, denn von einem echten Schotten, der nur einen Steinwurf von Bruntsfield Links im Nordwesten Edinburghs groß wird, hatte man erwartet, dass es früher beginnt, das mit dem Golf.

Connery wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Um seine Familie finanziell zu unterstützen, verließ er früh die Schule, arbeitete als Milchmann, Bademeister und verpflichtete sich beim Militär, das er aus gesundheitlichen Gründen wieder vorzeitig verlassen musste. Es folgten Jobs als Baggerfahrer, Kutscher, Drucker, Möbel- und Sargpolierer. Sportlich und fit war er. Connery wurde 1950 schottischer Bodybuilding-Meister und war Dritter bei der Wahl zum Mister Universum. Diese Erfolge als Muskelmann führten ihn später zur Schauspielerei.

Bekannt wurde er vor allem als James Bond, der seinen Martini auf diese markante Art und Weise trank: "geschüttelt, nicht gerührt". Sean Connery war ein gefragter Mann seinerzeit. Im Dienste der Majestät jagte 007 zahlreiche Bösewichte. Der Beau war eine coole Socke, ein Casanova. Dieser Bond, der sich in den feinsten Sportwägen und in den Betten der schönsten Frauen bewegte, aber gleichzeitig die Welt rettete, war ein Held. Nicht nur sein charismatischer Augenbrauenaufschlag brachte ihm 1989 den Titel "Sexiest Man alive" ein.

Es gab weitere Film-Hits von und mit Connery: Highlander, Der Name der Rose, Die Unbestechlichen, Indiana Jones, Jagd auf Roter Oktober, The Rock und viele mehr. Der Schauspieler, der seine Rollen stets in seinem markanten Akzent interpretierte, engagierte sich später für die Unabhängigkeit Schottlands und den Klimaschutz. Am 5. Juli 2000 wurde Connery - stilecht im Kilt - für seine Verdienste um Schottland von Queen Elisabeth II. zum Ritter geschlagen und führte von da an das Adelsprädikat "Sir". Connery, Sohn eines Fernfahrers und einer Putzfrau, war Veganer, Patriot und Golfer. Zahlreiche Sportler auf der ganzen Welt posteten nach seinem Tod Fotos von Sean Connery mit Driver, Putter, Golfbag. Vor wenigen Wochen postete Connerys Enkelin Saskia noch ein Foto zum 90. Geburtstag ihres Großvaters und schrieb: "Du bist mein Superstar".

Der große Jack Nicklaus nahm mit ergreifenden Worten Abschied von seinem Freund Sean Connery, mit dem er zahlreiche Runden drehte. Der Golden Bear beschrieb Connery als "verdammt guten Golfer, der eine besondere Aura hatte, eine wundervolle und angenehme Art. Und natürlich war da seine Stimme - dieser unverwechselbare, tiefe schottische Akzent, der Eleganz verkörperte. Leute scherzen, dass Sean das Telefonbuch lesen könnte und es unterhaltsam wäre."

Wie Connerys Sohn Jason gegenüber der britischen Rundfunkanstalt bbc mitteilte, starb der 90-Jährige friedlich im Schlaf während eines Aufenthalts auf den Bahamas. Er habe sich bereits zuvor „einige Zeit unwohl gefühlt“, heißt es. Und obwohl sich der demenzkranke Sean Connery bereits seit Längerem nicht wohlgefühlt habe, sei sein Tod überraschend gekommen. „Wir arbeiten alle daran dieses große Ereignis zu verstehen, da es so plötzlich kam.“ Die Welt ist gerührt und geschüttelt.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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