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Kolumne

Tour-Golf ohne Fans? Langweilig!

Lasst wieder Zuschauer zu den großen Events. Eine Kolumne.

16. Oktober 2020

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Natürlich muss man froh sein, dass überhaupt wieder gespielt wird auf den Touren dieser Welt. Aber mal ganz ehrlich: Ohne Fans ist das doch irgendwie bieder. Vielleicht ist Golf genau die Sportart, die am stärksten von ihren Fans abhängig ist. Gezeigt hat sich das zuletzt bei der BMW PGA Championship in Wentworth, wo zwei Hole-in-Ones geschossen wurden, aber keiner so recht davon etwas mitbekommen hat. Die Spieler selbst blickten ungläubig drein. Keine tosende Menge, die rund ums Grün applaudiert, grölt, jubelt und dem Schützen damit die Nachricht nach hinten brüllt, dass die Kugel im Loch ist.

Tour-Golf ohne Zuschauer - das hat manchmal das Flair eines stinknormalen Monatsbecher-Turniers im GC Hintertupfing. Okay, jetzt muss man wirklich froh sein, dass überhaupt wieder große Events stattfinden. Vor allem bei der aktuell eher wieder besorgniserregenden Entwicklung der nächsten Pandemie-Welle. Aber warum lässt sich bei anderen Sportarten eine begrenzte Zuschauerzahl erlauben und ausgerechnet beim Golf nicht? Abstandsregeln lassen sich am Rande der Fairways oder rund ums Grün oder die Teebox leichter einhalten als auf engen Sitzschalen in irgendwelchen Arenen.

Spooky war das auf jeden Fall in Wentworth: David Howell lochte seinen Abschlag auf der 14, keiner bemerkte was. Der Spieler selbst spazierte mit dem Putter in der Hand Richtung Grün und schnallte erst spät, dass er vorher einen Zauberschlag abgefeuert hatte. Null Begeisterung direkt nach dem Schuss, kein Jubel aus der Crowd, langweilig. Auch Jordan Smith musste bei seinem Ass erst mal nachfragen, ob der Ball wirklich gefallen sei. Beim Golf gibt’s eben keine Tore, Fouls, Checks oder Touchdowns. Stellen Sie sich mal vor, in der NBA donnert einer einen krachenden Dunking zum Sieg in letzter Sekunde rückwärts ins Körbchen und keiner bekommt was mit! Komisch.

Die großen Events im Golfsport, egal ob Major, Ryder oder Solheim Cup, leben doch von ihren Fans. Von den Anhängern, die Tigers Drive hintergrölen: "Get in the hole!". Von einer lautstark jubelnden Menge, die einen Golfplatz nach Kaymers Putt oder Leftys Zuckerschlag in ein Tollhaus verwandeln. Golf braucht seine Fans - mehr als jeder andere Sport. Diese Geisterstimmung selbst bei einem Ass ist kontraproduktiv.

Auch wenn ich mit diesem Wunsch einen Shitstorm lostrete: Lasst wieder Zuschauer auf die Tour-Events! Es müssen ja nicht gleich 30.000 sein. 300 rund um eine Bahn können schon ordentlich Rabatz machen, damit die ewigen Golf-Kritiker nicht wieder vor dem Fernseher sitzen und sagen: "Golf im TV - da schläfst ja ein!" Und von einer Gefährdung der Gesundheit kann wohl keine Rede sein auf einer so großen Fläche mit ausreichend Frischluft. Es muss ja nicht gleich ein so dichtes Gedränge sein wie beim letzten Ryder Cup. An Tour-Golf 2021 ohne Fans kann und will ich mich nicht gewöhnen.

Thomas Kirmaier

Thomas Kirmaier
Freier Redakteur

Früher Eishockey, jetzt Golf. Arbeitet als freier Redakteur u.a. für den Deutschen Golf Verband. Golferische Homebase: Bad Griesbach.

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