Irgendwann, wenn man mal mehr als die Hälfte seines Lebens hinter sich hat, spricht man nicht mehr so gerne übers Älterwerden. Da sind die Schlagzeilen darüber, dass ein Oldie den Jungen mal wieder zeigt, wo der Hammer hängt, irgendwie durchgelutscht. In diesem Fall sind solche Headlines unvermeidlich, denn wieder einmal schreibt der große Bernhard Langer Golf-Geschichte. Und das nicht irgendwo, sondern beim Masters in Augusta, quasi in seinem Wohnzimmer.
Dort ist Deutschlands Golf-Opi - inzwischen übrigens tatsächlich erstmals als Großvater beim Masters am Start - immer noch dabei, weil er in den Jahren 1985 und 1993 seine zwei Major-Titel geholt hatte. Und dass er es immer noch kann, beweist er in diesen Tagen. Der 63-jährige Langer hat sich nämlich durch seine zunächst zu Ende gespielte erste Runde (68/-4) und dann seinen zweiten Durchgang (73/+1) ins Wochenende gespielt. Und das alles an einem Tag, denn wegen der heftigen Regenfälle hatten zahlreiche Teilnehmer ihre ersten 18 Löcher am Donnerstag nicht zu Ende spielen können. Unter ihnen Langer.
Die 50 Besten (und Schlaggleiche) dürfen am Wochenende um den Masters-Sieg spielen. Bernhard Langer ist dabei - und damit der Älteste, der je den Cut im Augusta National GC geschafft hat. Die bisherige Bestmarke hatte Tommy Aaron aufgestellt. Der Masters-Champion von 1973 hatte sich beim Turnier des Jahres 2000 im Alter von 63 Jahren, einem Monat und 16 Tagen ins Wochenende gespielt. Langer hat diesen Rekord gebrochen, denn er zieht mit stolzen 63 Jahren, zwei Monaten und 17 Tagen ins Finale ein. So viel ist sicher, auch wenn Runde zwei am Freitag noch nicht von allen zu Ende gespielt worden ist. Das Ticket für den Sonntag ist Langer nicht mehr zu nehmen. Die Cutlinie lag bei Einbruch der Dunkelheit am Freitag bei Even Par.
Der Mann ist und bleibt ein Phänomen. Auf dem Leaderboard steht der Name Langer am Freitagabend direkt vor einem gewissen McIlroy. Langer, aktuell Gesamtführender der PGA Tour Champions, hatte bereits im Vorfeld im SID-Interview gesagt: "Den Cut zu schaffen, wäre schon ein Riesenerfolg in meinem Alter." Und kurz nach Runde zwei erklärte er ins Mikrofon von Sky Sports: "Im Golf ist vieles möglich. Natürlich geht es um Länge, aber eben auch um Präzision und das kurze Spiel. Ich habe die letzten beiden Tage sehr gut geputtet und das ist offensichtlich hier ein Schlüssel."
"If you were told in 1993 that you would still be competing at the Masters now would you have believed it?" ??
— Sky Sports (@SkySports) November 13, 2020
"I might have said you'd had too much to drink!" ??????
Superb from Bernhard Langer! ??pic.twitter.com/tFS4x0K5nU
Am Ende des Freitags, an dem erneut nicht alle Spieler ihre zweite Runde zu Ende spielen konnten, teilen sich vier junge Männer die Führung bei jeweils neun unter Par: der Mexikaner Abraham Ancer (68, 67), der Australier Cameron Smith (67, 68), der US-Amerikaner Justin Thomas (66, 69) und der Weltranglisten-Erste Dustin Johnson (65, 70). Als Langer 1985 sein erstes Masters im Alter von 27 Jahren gewonnen hatte, waren Ancer (29), Smith und Thomas (beide 27) noch nicht einmal auf der Welt, Johnson knapp ein Jahr alt und wohl noch in den Windeln. So ist das mit dem Älterwerden. Aber irgendwann möchte man eigentlich gar nicht mehr so gerne darüber reden. Bei Langer ist das eine Ausnahme.