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Interview

"Nur eine Frage der Zeit"

Sarina Schmidt spricht im exklusiven Interview über das deutsche Damengolf und über ihr Premierenjahr als Profi.

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Sarina Schmidt (20) erlebt gerade ihr erstes Jahr auf der Profi-Tour. Wie die Proette vom GC München Valley ihre ersten Eindrücke auf der Damen-Tour erlebt hat, was ihre Ziele sind und wie sie die Zukunft des deutschen Damen-Golfs einschätzt, erzählt die amtierende Internationale Amateur-Titelträgerin und deutsche Vizemeisterin im exklusiven Interview./

Wie sind Ihre Eindrücke von den ersten Turnieren in Ihrem ersten Jahr als Profi?

Sarina Schmidt: Es ist alles neu für mich. In Australien habe ich auf der LET (Ladies European Tour; Anm. d. Autors) zwei Turniere gespielt. Leider ist es dort nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft habe. Ich habe zwei Mal den Cut verpasst. Das Feld war richtig stark, weil viele der Tourspielerinnen der LPGA (US-amerikanische Profi-Tour der Damen; Anm. d. Autors) wegen den Absagen in Asien dabei waren. Es hat sich nicht so schlecht angefühlt, aber es hat eben nicht gereicht.

Wie denken Sie darüber, dass es bei Ihrem ersten Anlauf 2018 nicht mit der Tourkarte funktioniert hat?

Schmidt: Rückblickend, war es vielleicht ganz gut. Ich hatte 2019 in meinem letzten Amateurjahr ein richtig gutes Jahr. Ich habe viele Erfahrungen sammeln können, bevor ich Profi geworden bin. Im Januar diesen Jahres habe ich dann die Q-School gespielt und bin von 190 Teilnehmern Siebter geworden. Damit hatte ich den vollen Tourstatus erlangt und kann somit diese Saison jedes Turnier mitspielen.

Warum haben Sie es damals nicht geschafft?

Schmidt: Damals war ich noch nicht bereit. 2018 im Amateurbereich war zwar okay, aber ich war nicht voll zufrieden. Das war 2019 dann ganz anders: Dort konnte ich unter Druck viele gute Erfahrungen sammeln und auch die IAM (Internationale Amateur Meisterschaft, Anm. d. Red.) gewinnen. Bei der Deutschen Meisterschaft habe ich dann auch noch einmal gut gespielt und bin Vizemeisterin geworden. Diese Drucksituation, in Leader-Flights zu spielen, hat mich noch einmal mehr geformt. Sowohl als Golferin als auch als Mensch. Damals war ich vom Kopf her noch nicht so weit. Deswegen habe ich den Sprung wahrscheinlich damals nicht geschafft.

Golf.de-Reporter Robert M. Frank (li.) im Gespräch mit Sarina Schmidt (re.) (Photo by Danny Wilde)

Waren Sie mal an einem Punkt angelangt, wo Sie hinschmeißen wollten?

Schmidt: Ich war schon öfter an einem solchen Punkt. Im Nachhinein hat es sich aber ausgezahlt, dass ich immer drangeblieben bin. Aus schwierigen Phasen kommt man wieder heraus, wenn man auf der einen Seite hart an sich arbeitet und sich auf der anderen Seite nicht zu viel Druck macht.

Woran möchten Sie noch trainieren und wie würden Sie Ihre Stärke bezeichnen?

Schmidt: Ich möchte an meinen Approach Shots unter 100 Metern arbeiten, so dass ich mir dort mehr Birdie-Chancen erarbeiten kann. Und natürlich weiterhin am Putten. Allgemein beabsichtige ich, mehr Konstanz in meinem langen Spiel hereinzubringen und gute Entscheidungen zu treffen. Als Stärke würde ich meinen Driver nennen, der schon sehr zuverlässig ist. Im Normalfall komme ich ziemlich gut aus der Tee-Box heraus.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

??? out ???? it’s been a blast!

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Wie beurteilen Sie Damengolf in Deutschland?

Schmidt: In den letzten Jahren hat sich das deutsche Damengolf extrem verbessert und es gibt viele deutsche Damen auf der Tour. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Heute gibt es einen Nachzug-Effekt: Viel mehr Mädels machen sich Gedanken darüber, eine eigene Profi-Karriere Gedanken anzustreben. Allgemein wurde im deutschen Damen-Bereich in den letzten Jahren sehr viel Gutes geleistet, auch im Nationalkader. Wir wurden gut auf Die Tour vorbereitet.

Was kann man Ihrer Meinung dennoch verbessern?

Schmidt: Die deutsche Präsenz auf der LPGA Tour könnte verbessert werden. Als Golferin ist es ein gewagter Schritt, wenn man nach Amerika ziehen und Deutschland verlassen muss. In den USA herrscht eine ganz andere Konkurrenzsituation und es gibt ganz andere Plätze, die nochmal schwerer sind. Aber eine bessere deutsche Präsenz in den USA wird in den nächsten Jahren schon erreicht werden, weil es aktuell auf der LET viele gute deutsche Spielerinnen gibt, die langfristig die LPGA erreichen möchten. Ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit.

Wie sehen Sie die Verzahnung der LET mit der LPGA?

Schmidt: Das ist definitiv notwendig und war ein wertvoller Schritt in die richtige Richtung. Es hat den Weg in die USA leichter gemacht.

Ist die LPGA-Tour auch eine Option für Sie?

Schmidt: Langfristig ist die LPGA Tour mein Ziel. Dort sind die besten der Welt, mit denen ich mich einmal messen möchte. Definitiv könnte ich es mir vorstellen, den Schritt in die USA zu machen. Aber erst einmal möchte ich mich in den nächsten zwei bis drei Jahren auf der LET zurechtfinden.

Wie lauten Ihre Ziele für diese Saison?

Schmidt: Ich möchte in der LET gut performen. Irgendwann mal in der Order of Merit in die Top Zehn zu kommen, wäre natürlich gut. Ein Turnier zu gewinnen, wäre noch besser. Ich möchte es in dieser Saison entspannt angehen und mein erstes Jahr nutzen, um reinzufinden.

Welches Vorbild haben Sie?

Schmidt: Nelly Korda (US-amerikanische Proette; Anm. d. Autors). Ich bewundere sie einfach. Sie hat auf der LET auch schon Turniere gewonnen, auch wenn sie meistens in den USA spielt. Ich habe sie auch schon Live erlebt. Das war sehr beeindruckend. Sie ist eine coole Person, mit der ich mich sehr gut identifizieren kann. Sie ist jung und sportlich und auch greifbar. Ich möchte auch erreichen, was sie geschafft hat.

Welche Rolle spielt Ihre Trainings-Homebase beim Golfclub München Valley?

Schmidt: Valley unterstützt mich schon jahrelang sehr gut. Ich trainiere hier oft. Im Winter hat es mit der Indoor-Halle und dem Fitness-Raum ideale Bedingungen. Mit meinem Trainer Danny (Danny Wilde; Anm. d. Red.) trainiere ich hier seit eineinhalb Jahren und fühle mich sehr wohl. Außerdem habe ich hier immer gute Trainingspartner wie zum Beispiel Chiara Horder, Franziska Friedrich oder Verena Gimmy. In einer Trainingsgruppe kann man sich gegenseitig extrem gut pushen. Allein würde es nur halb so viel Spaß machen. Ich denke, dass man hier alle Voraussetzungen hat, um ein guter Tour-Spieler zu werden.

Das Gespräch führte Robert M. Frank

Robert M. Frank

Robert M. Frank
Leitender Redakteur

Nach abgeschlossenem Sportwissenschaft-Studium an der TU München ab 2008 als freier Autor/Reporter/Sportjournalist für Online-Portale, Tageszeitungen, Zeitschriften und Agenturen tätig. Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1981, stieß 2018 zum Redaktionsteam hinzu und ist seit 2022 Leitender Redakteur bei myGOLF.de. Golferische Heimat: Gut Rieden in Starnberg

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