Leonie Harm hat bei der Women's Open in Carnoustie ihr bis dato bestes Karriereergebnis erzielt. Die 23-Jährige wurde bei ihrer dritten Major-Teilnahme des Jahres geteilte Siebte. Mit diesem Erfolg hat sich die Proette des GC St. Leon-Rot in der Golfweltrangliste der Damen (WWGR) steil nach oben katapultiert und belegt im WWGR derzeit ihr Karrierehoch. Hinter Sophia Popov (30.), Caroline Masson (73.) und Esther Henseleit (98.) ist Harm als 158. zur neuen deutschen Nummer vier avanciert. "Das war eine intensive Woche. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass es meine bisher größte Leistung im Golf war", sagte Harm gegenüber Golf.de zu ihrem Erfolg bei der Women's Open, den sie zusammen mit ihrem Bruder Steffen als Caddie feierte.
In ihrem zweiten Jahr als Proette läuft es bei der gebürtigen Stuttgarterin wie geschmiert. Nachdem sie zuvor beim GC St. Leon-Rot intensiv an ihrem Schwung sowie an ihrer Athletik gearbeitet hatte, zahlte sich für die einstige British-Amateur-Siegerin von 2018 wenig später die harte Arbeit aus. Ein gutes Ergebnis jagte 2021 das andere. Die mehrmalige deutsche Einzel- und Mannschaftsmeisterin mit dem GC St. Leon-Rot wurde bei ihrem ersten Turnier des Jahres auf der Ladies European Tour (LET) gleich Zweite bei der South African Women's Open. Damit sicherte sich Harm ein Ticket für die US Women's Open - dem ersten Major-Turnier ihrer Karriere als Profi.
Erfolgserlebnisse folgen auf Schicksalsschläge
Keine drei Wochen nach ihrem geteilten 49. Platz bei der 76. US Women's Open im Olympic Club in San Francisco ließ die einstige Spielerin des Junior Solheim Cup Teams Europa dann einen starken dritten Platz bei der Czech Ladies Open folgen. Nach einer weiteren Top-Zehn-Platzierung auf der LET-Tour folgte mit der Evian Championship die zweite Major-Teilnahme des Jahres. Wenngleich die einstige Nummer vier des World Amateur Golf Ranking dort den Cut verpasste, kehrte der Erfolg vier Wochen drauf bei den Women's Open wieder zurück. Die Top-Platzierung im dritten Major-Anlauf lässt die Baden-Württembergerin im Race to Costa del Sol bis auf Position fünf klettern. Damit ist die Senkrechtstarterin 2021 in diesem Saisonranking aktuell die deutsche Nummer eins.
Die Zeiten, in denen dunkle Kapitel das Leben von Harm kräftig durchrüttelten, liegen dabei zetlich gesehen noch gar nicht so lange zurück. 2013 wurde Harm beim Joggen von einem betrunkenen Autofahrer umgefahren und entkam dem Tod nur knapp. Mit der Brustkrebs-Diagnose bei ihrer Mutter folgte 2014 der nächste Schicksalsschlag. Als sich Harm für ein Biochemie und Biophysik-Studium an der University of Houston entschied, nahm sie sich zu Ehren ihrer im Jahr 2016 verstorbenen Mutter das Ziel vor, künftig als Krebsforscherin zu arbeiten.
Forschungstätigkeit muss derzeit hinten anstehen
Ihre Tätigkeit in der Forschung muss bei Harms, die zu Zeiten des Corona-Lockdowns mit einem Praktikum bei einem großen Pharmaunternehmen in Tübingen begonnen hatte, angesichts des jüngsten sportlichen Erfolges möglicherweise vorerst einmal auf Eis gelegt werden. Demnächst stehen in Schweden die nächsten Turniere an, bevor am Ende des Jahres mit dem Andalucia Costa del Sol Open de Espana das Saisonfinale wartet. Eventuell dann mit einer weiterhin so erfolgreichen Leonie Harm. "Ich freue mich jetzt auf eine freie Woche mit weiterem Training, um noch mehr Stabilität in mein Spiel zu bringen", blickte Harm nach den Women's Open zuversichtlich voraus.