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Regeldiskussionen des Jahres

Von Palme bis Wasserstrom: die Top 5 Regelgeschichten

Der Golfsport und seine Regeln. Es ist eine Beziehung, die auch auf Profi-Niveau nicht immer harmonisch läuft. Beispiele gefällig? Wir haben die Top 5 Regelgeschichten von der Tour aus 2023 gesammelt.

28. Dezember 2023

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Von Patrick Reeds Palmenkontroverse bis hin zur Blitz-Disqualifikation bei einem Major, die von einem Caddie verursacht wurde. Auch 2023 bot uns wieder pikante und besondere Geschichten rund um die Golfregeln. Hier sind unsere Top 5:

Reeds Palmenkontroverse

Patrick Reed (Photo by Getty Images)

Bei der Dubai Desert Classic im Emirates GC sorgte Patrick Reed im Januar 2023 für etliche Schlagzeilen. Erst hatte er im Vorfeld des Rolex-Series-Events eine kontroverse Begegnung mit dem Weltranglistenersten Rory McIlroy provoziert. Dann war er in Runde drei in eine pikante Regelkontroverse verwickelt. "Schon wieder", war man fast geneigt zu sagen. Reed war in den vergangenen Jahren häufiger mit dem Regelwerk in Kontakt gekommen und wurde dabei nicht selten des Betrügens bezichtigt.

In Dubai brachte der US-Amerikaner einmal mehr die Golfwelt auf die Palme. Wortwörtlich. Denn auf der 17. Bahn, einem kurzen Par 4, haute Reed seinen Abschlag in die Palmen rechts vom Fairway. Sein Ball verschwand in einer der Kronen. Umgehend bat er einen Regeloffiziellen mit einem Fernglas heran. Um seinen Ball für unspielbar zu erklären und unter der Palme zu droppen (Regel 19.2c), musste Reed seinen Ball mit hundertprozentiger Sicherheit identifizieren. Ansonsten hätte er zurück zum Abschlag gemusst und von dort aus seinen Dritten gespielt.

"Man konnte die Linie mit dem Pfeil am Ende eindeutig sehen und identifizieren, und der Regeloffizielle war vor Ort, um sich zu vergewissern, dass es mein Ball war", sagte Reed nach der Runde. Für Diskussionen sorgte aber Videomaterial, dass vermuten ließ, dass Reeds Ball in einer anderen Palme landete als er seinen Ball identifizierte. Bei Golf Channel wurde die Szene mehrmals in Superzeitlupe gezeigt und Analyst Brandel Chamblee äußerte zumindest Zweifel an Reeds Vorgehen.

Seitens der DP World Tour sprang man Reed zur Seite und rechtfertigte die Entscheidung, nach Regel 19.2c gehandelt zu haben: "Der Hauptschiedsrichter der DP World Tour begab sich zu dem Spieler und bat ihn, seine charakteristischen Ballmarkierungen zu identifizieren. Mit Hilfe eines Fernglases konnte sich der Oberschiedsrichter davon überzeugen, dass ein Ball mit diesen Markierungen in dem Baum steckte." Ein kleines Geschmäckle blieb nach diesem Vorfall aber dennoch.

Kurioser Doppelschlag

Shae Wools-Cobb (Photo by Getty Images)

Allzu oft blickten wir 2023 nicht auf die australasiatische Profitour der Herren. Doch eine Szene in der Finalrunde der New Zealand Open im Millbrook Resort and The Hills in Queenstown sorgte für ein Kuriosum, das auch in unserem Tour-Rückblick einen Platz verdiente. Bei einem Schlag des Australiers Shae Wools-Cobb, der als Führender in die Finalrunde gegangen war, passierte etwas, das man so nur äußerst selten sieht. Denn als er seinen Ball aus dem Rough schlug, flog nicht nur ein Ball aus dem dichten Gras, sondern noch ein zweiter. Das entsprechende Video zur kuriosen Situation landete direkt in den sozialen Medien.

Demnach befand sich unter Wools-Cobbs eigentlichem Spielball ein weiterer eingegrabener Ball, der es nur wenige Meter nach vorne schaffte. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als hätte der Australier seinen Ball böse getoppt. Doch hierbei handelte es sich eben um das fremde Spielgerät, das anschließend bei allen Beteiligten für Verwirrung sorgte. Der eigentliche Spielball landete nämlich nahe dem Grün und somit stellte sich die Frage: Was tun? Immerhin spielte Wools-Cobbs offensichtlich auch einen fremden Ball. Musste er nach dieser Aktion mit einem Strafschlag rechnen?

Die klare Antwort lautete NEIN. Die neuen Golfregeln sehen in dieser Situation keine Strafe vor, denn: Wools-Cobbs hatte nur die Absicht, seinen eigenen Ball zu schlagen. Der unbekannte, falsche Ball dagegen wurde offiziell nicht geschlagen. Für Wools-Cobbs war diese Szene Teil eines gebrauchten Finaltags, an dem er eine 78 spielte und am Ende acht Schläge hinter dem Gewinner Brendan Jones ins Ziel kam. So gerne er diesen Tag vergessen hätte. Dieser eine Doppelschlag aus dem Rough blieb ihm vermutlich länger in Erinnerung.

Chalmers Integrität

Greg Chalmers (Photo by Getty Images)

Greg Chalmers ist schon eine gefühlte Ewigkeit Teil des Profigeschäfts. Seit 1995 reist der Australier als Profi von Turnier zu Turnier und geht seiner Leidenschaft nach. Auf der PGA Tour konnte der inzwischen 49-Jährige erst einmal gewinnen. Sein Allzeithoch war ein 53. Platz in der offiziellen Weltrangliste 2012. Der zweimalige PGA Tour of Australasia Order of Merit-Gewinner zählt zu den "Good Guys" auf der Tour und erfreut sich einer großen Beliebtheit bei den Fans. Weitere Sympathiepunkte sammelte er beim AT&T Byron Nelson, als sein Caddie Conrad Shindler eine Aktion seines Arbeitgebers mit dem Internet teilte, die Chalmers Liebe zum Golf und vor allem seine Integrität unterstreicht.

"Gregs Integrität ist tadellos", so Shindlers Nachricht an den Twitter-Account @acaseofthegolf1, der regelmäßig besondere Geschichten von der Tour herauskramt. "Er war in einem Hindernis an der Sieben, der Ball war spielbar, er wollte ihn ansprechen, und der Ball bewegte sich. Ich war sieben Fuß entfernt und habe es nicht gesehen, niemand auf dieser Welt konnte es sehen. Er hat es selbst angezeigt." Bedenkt man, dass Chalmers zu diesem Zeitpunkt der dritten Runde vorne mitspielte, ehrt den Mann aus Sydney umso mehr. Aktionen wie diese zeigen, worum es im Golfsport geht. Der "Spirit of the game" steht über allem und Chalmers steht für diese Werte seit knapp 30 Jahren, die er nun schon im Profigeschäft unterwegs ist.

Wild und nass

Emiliano Grillos Ball (Photo by Getty Images)

Es war ein kleines Wasser-Drama auf der 18 des Colonial Country Clubs in Fort Worth, Texas. In der Finalrunde der Charles Schwab Challenge ging der Argentinier Emiliano Grillo mit zwei Schlägen Vorsprung auf die letzte Bahn. Sein erster PGA-Tour-Titel nach mehr als sieben Jahren Durststrecke schien zum Greifen nah. Doch der 30-Jährige aus Resistencia traf eine falsche Entscheidung und griff auf dem abschließenden Par 4 zum Driver. Grillos Abschlag drehte rechts weg und landete in der Penalty Area - genauer gesagt in einem Wasserstrom. Der PGA-Tour-Sieger wusste, was ihn erwartet: "Ich habe ihn schon einmal dorthin geschlagen. Sobald ich den Ball nach rechts fliegen sah, wusste ich: 'Das wird ein sehr langes Loch werden.' Ich habe diesen Ärger schon einmal erlebt, als ich den Ball 120 Yards zurückrollen sah."

Die Strömung des Wasserlaufs verlief in Richtung des Abschlags. Entsprechend bewegte sich Grillos Ball immer weiter weg vom Loch - langsam, aber stetig. Ein Regeloffizieller musste herangerufen werden. In der US-Amerikanischen TV-Übertragung erklärte PGA-Tour-Regelexperte Mark Dusbabek die bizarre Situation. Grillo hatte zwei Optionen: Entweder nimmt er einen Drop an der Stelle, an welcher sein Ball die Grenze des Wasserhindernisses zuletzt gekreuzt hat - plus Strafschlag. Oder, und hier kommt eine selten angewandte Regel ins Spiel: Grillo hätte auch seinen sich in Bewegung befindlichen Ball aus dem Wasserstrom herausspielen dürfen - ohne Strafschlag.

Eigentlich darf niemals ein sich bewegender Ball gespielt werden. Drei straflose Ausnahmen gibt es jedoch. Und eine davon lag in Grillos Fall vor. Laut Regel 10.1d heißt es: "Bewegt sich ein Ball in zeitweiligem Wasser oder im Wasser in einer Penalty Area, darf der Spieler straflos einen Schlag nach dem sich bewegenden Ball ausführen." Unangemessen verzögern darf der Spieler das Spiel in diesem Fall aber weiterhin nicht und so musste nach etwa sieben Minuten Überlegungszeit eine Entscheidung her. Grillo bevorzugte dann doch den Drop mit Strafschlag, den er auf dem Cartweg ausführte. Sein dritter Schlag landete 40 Meter vor dem Grün und somit hatte er ein anspruchsvolles Up-and-Down zum Bogey vor sich.

Grillo verschob sein Bogey-Putt jedoch und kassierte den doppelten Schlagverlust. Die alleinige Führung war dahin. Weder Adam Schenk noch Harry Hall konnten die vom Pechvogel der 18 aufgestellte Bestmarke von -8 unterbieten. Der Engländer Hall kassierte sogar ein Bogey auf der 18, um das Stechen zu verpassen. Grillo und Schenk spielten im Playoff um die Krone im anspruchsvollen Colonial Country Club. Trotz der Aufregung an seiner letzten Bahn behielt Grillo seine Nerven im Griff und notierte das Birdie auf dem zweiten Extra-Loch, um endlich wieder einen Titel in den Händen zu halten.

Caddie sorgt für Blitz-DQ bei Major

Natthakritta Vontaveelap (Photo by Getty Images)

Es war eine historische Major-Woche auf der LPGA Tour. Erstmals fand die US Women’s Open auf dem legendären Pebble Beach Golf Links in Kalifornien statt. Mit insgesamt elf Millionen US-Dollar Preisgeld war es zudem das höchstdotierte Damen-Event aller Zeiten. Hinzukamen die emotionalen Abschiede der ehemaligen US-Women’s-Open-Siegerinnen Michelle Wie West und Annika Sörenstam, die beide zum letzten Mal das größte Turnier im Damengolf mitspielten. Für beide war nach zwei Runden Schluss. Zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Wettbewerb: ein 20-jähriger Rookie. Natthakritta Vongtaveelap wurde nach nur fünf gespielten Löchern am Donnerstag aus dem Turnier ausgeschlossen.

Die junge Thailänderin nahm zum ersten Mal an der US Women’s Open teil und lag zum Zeitpunkt ihrer Disqualifikation bei even Par. Zum Verhängnis wurde ihr das regelwidrige Verhalten ihres Caddies, Jinsup Kim. Der hatte nämlich gegen die lokale Regel verstoßen, nach der bei der US Women’s Open keine Entfernungsmesser genutzt werden dürfen. Das Duo Vongtaveelap/Kim war sich dieser Regelung offensichtlich nicht bewusst und so wurde die Debütantin nach wiederholtem Verwenden des Entfernungsmessers aus dem Turnier ausgeschlossen. Bei einem einmaligen Verstoß wäre sie noch mit zwei Strafschlägen davongekommen.

Entfernungsmesser sind bei regulären LPGA-Events zugelassen und auch bei den ersten beiden Majors durften sie verwendet werden. Nur bei der US Women’s Open sowie der AIG Women’s Open muss das technische Hilfsmittel in der Tasche bleiben. Ein Fauxpas der noch jungen Thailänderin und ihrem Caddie, der getrost als Rookie-Fehler bezeichnet werden kann.

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Daniel Dillenburg

Daniel Dillenburg
Freier Redakteur

Daniel Dillenburg schreibt seit 2013 über den schönen Golfsport und ist nun nach seinem Bachelorstudium im Fach Medienwissenschaft nach Wien gezogen. Artikel werden trotzdem noch in hochdeutsch verfasst.

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